Lokale Wirtschaft Grefrath: Die Erfolgsgeschichte des Bööscher Ziegenhofes

Vinkrath · Milch, Eis und Käse: Seit mehr als 30 Jahren setzt Familie Konnen aus Vinkrath auf Ziegenprodukte.

Ob im offenen Stall, drinnen oder auch auf der Wiese mit den Baumstämmen zum Klettern: Die Ziegen auf dem Konnenhof können innerhalb der Umzäunung nach Herzenslust herum wandern.

Foto: Barbara Leesemann

Ein leckeres Eis versüßt den sehr warmen Tag. Bettina Konnen hat mehrere Sorten in einen kleinen Becher getan: „Zum Probieren und ohne Zusatzstoffe.“ Es schmilzt zart auf der Zunge, ist leicht, nicht so süß – und schmeckt so gar nicht nach Ziege. Denn diese Leckerei wurde nicht mit Milch oder Sahne aus Kuhmilch zubereitet, sondern mit Ziegenmilch. „Ja, die meisten Menschen denken bei Ziege an Gestank und Schmutz“, sagt Bettina Konnen, die seit mehr als 30 Jahren mit ihrem Mann Norbert und mittlerweile auch der jüngsten Tochter Lydia den Bööscher Ziegenhof an der Mörtelsstraße betreibt. Dabei sei das Tier ein sehr reinliches – und nur der Bock rieche streng. „Ziegen würden niemals freiwillig durch Schmutz gehen.“ Und ein Blick auf die hellen Exemplare auf dem Hof zeigt: blendend weiß. Und noch etwas wüssten die meisten Menschen nicht: Ziegen sind mit Rehen verwandt, so Konnen.

Als die 56-Jährige in den Hof eingeheiratet hat, da gab es dort noch Milchkühe und Mastschweine. Doch als die Milchquote eingeführt wurde, habe die Familie nach neuen Wegen gesucht. Als gelernte Schäferin sei ihr dann die Überlegung, Ziegen anzuschaffen, nicht fremd gewesen. Zumal eine Bekannte bereits mit der Milch dieser Tiere gewirtschaftet hat und deren Abnehmer in Bonn auch die vom Konnenhof nehmen wollte. „Doch als wir die erste Milch hatten, war der pleite“, erinnert sich Konnen. Man habe dann eine Käserei in Kleve gefunden. Doch das sei auch nichts gewesen. Weshalb sie sich ein Buch über die Herstellung von Käse gekauft und abends „in der Küche selbst klein angefangen“ habe, Käse herzustellen. „Wir hatten einen Bioladen aufgetan. Dort sagte man uns, wenn wir den ersten ordentlichen Käse hätten, dann sollten wir uns melden.“ Das eigene Geschmacksempfinden habe sie bei der Herstellung geleitet. Denn die Käsesorten, die sie zur Probe vom Handel gekauft habe, hätten nicht geschmeckt.

Recht schnell wurde eine eigene Käserei eingerichtet. „Wir mussten uns ja schließlich auch an das Lebensmittelrecht und Verordnungen halten,“ sagt Bettina Konnen. Durch die Vielzahl an Vorschriften zur Käseherstellung und den -verkauf, hat sie sich selbst gekämpft. „Die Büroarbeit wird immer mehr, immer mehr muss dokumentiert werden“, sagt die Vinkratherin. Bereits nach eineinhalb Jahren lief das Geschäft so gut, dass es vergrößert werden konnte. Mittlerweile folgte die nächste Erweiterung der Käserei. „Wir sind jetzt gut aufgestellt für die nächsten Jahre und auch die nächste Generation“, ist sie sich sicher. Natürlich hat Konnen ihren Molkereimeister gemacht. Wie auch ihre drei Kinder. Alle arbeiten in diesem Beruf, die jüngste Tochter wird den Hof einmal übernehmen.

Mit 100 Ziegen haben die Konnens vor 32 Jahren angefangen. Daneben lief der Milchkuhbetrieb weiter, falls es mit den Ziegen nichts werden würde. Doch es hat geklappt: Die Kühe gibt es schon lange nicht mehr. Dafür aber 400 weibliche Ziegen der Rassen „Weiße Deutsche“ und „Bunte Deutsche Edelziege“ sowie „Toggenburger“. Dennoch habe es zehn Jahre gedauert, bis sich der Wechsel rentiert habe, so Konnen.

Zweimal am Tag gehen die Ziegen auf das Melkkarussel und liefern die Milch, die Bettina Konnen und ihre Tochter dann entweder als Frischmilch, Eis, je zwölf verschiedene Sorten Frisch- und Schnittkäse, Quark oder Brie verarbeiten und anschließend im eigenen Hofladen oder ausgesuchten Geschäften verkaufen. Ohne Zusatzstoffe, nur mit Lab und Milchsäure für die Herstellung, sowie Kräutern und Gewürzen wird der Käse angereichert. Die Sorten gibt es von mild über würzig bis pikant-scharf. Je länger der Reifeprozess dauert, umso intensiver ist der Geschmack, so Konnen. Der Reifeprozess von Schnittkäse kann – je nach Größe des Laibs – von drei bis vier Wochen bis zu eineinhalb Jahre dauern.