Heimatverein wird 90 Jahre alt Im Einsatz für Grefrath
Grefrath · Der Heimatverein Grefrath will Brauchtum und Mundart erhalten, Landschaft und Denkmäler erforschen und erhalten. Seit 90 Jahren engagieren sich die Mitglieder für ihre Heimat. Wie alles begann.
Der Grefrather Heimatverein kann in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiern. Am 23. November 1933 trafen sich auf Einladung des damaligen Grefrather Bürgermeisters Alfons Daniel 25 „Herren der unterschiedlichsten Berufsgruppen“ im Haus Kempges am Grefrather Markt. Sie kannten sich bereits vom gemeinsamen Wandern und kulturellen Ereignissen. Aber an diesem Tag wollten sie für Grefrath einen Heimatverein ins Leben rufen. Das gelang mit ihrem Vorsitzenden Daniel, aber die Aktivitäten mussten in dieser Zeit des Nationalsozialismus erst einmal weitestgehend zurückstehen.
Ein Jahr nach Kriegsende wurde mit Josef Leyendeckers ein neuer Vorsitzender gewählt. Der Heimatverein zählte bereits 50 Mitglieder, und die Zahl der Heimatfreunde stieg stetig. Im Jahr 1948 richtete man erstmals einen Fastnachtsball aus, dem über drei Jahrzehnte zahlreiche Maskenbälle folgten sollten. Diese galten den vereinseigenen Chronisten zufolge über viele Jahre als das bedeutendste gesellschaftliche Ereignis der Gemeinde. Im Mittelpunkt standen aber naturgemäß Wanderungen und Radtouren in die nähere und weitere Umgebung, mit dem Ziel, die Heimat mit ihren landschaftlichen Schönheiten und ihre Städte mit ihren Baudenkmälern zu erkunden.
Gustav Schumeckers
übernahm 1964 den Vorsitz
Der Heimatverein Grefrath bewegte viel in der Nachkriegszeit und genoss hohes Ansehen. Dies spiegelte sich auch in der Zusammensetzung seiner Mitglieder wider, die sich damals zumeist aus Gewerbetreibenden, Freiberuflern und Angestellten sowie Beamten zusammensetzte. Aber schon unter dem Vorsitzenden Gottfried Sleegers öffnete sich der Heimatverein und war dankbar für jede Mitarbeit. Sleegers, der 1945 als Kriegsgefangener in Auschwitz in seine Heimatgemeinde zurückgekehrt war, war durch seine Zeichnungen und Skizzen in Grefrath bekannt. Nach seinem frühen Tod im Jahre 1964 übernahm Gustav Schumeckers den Vorsitz. 1976 widmete sich der Heimatverein erstmals dem Grefrather Platt. Dies erschien notwendig, da der lokale Dialekt mehr und mehr vom Hochdeutschen verdrängt wurde. So wurden plattdeutsche Abende gestaltet und organisiert. Diese waren viele Jahre ein fester Bestandteil des Veranstaltungsprogramms. Eine glückliche Fügung war die Zusammenarbeit mit Herbert Ackermann, einem ausgewiesenen Experten für den Grefrather Dialekt.
Als Peter Mündges 1978 den Vorsitz übernahm, erweiterte man den Fokus auf die Besichtigung Grefrather Betriebe, die es damals noch zahlreich gab. Der Heimatverein wirkte zudem ganz maßgeblich bei der Neugestaltung des Marktplatzes Ende der achtziger Jahre mit, und er initiierte die Errichtung des „Spielbrunnens“, der noch heute die Passanten erfreut. Unter dem Vorsitz von Herbert Küsters von 1992 bis 2013 veröffentlichte der Heimatverein mehrere historische Aufzeichnungen, Schriften und Aufsätze, die zum Teil noch transkribiert werden mussten, darunter beispielsweise die Autobiografie des Grefrather Bürgermeisters Johannes Spickenheuer.
Bemerkenswert ist auch die Herausgabe der Chronik „Das war die Plüschweberei“ durch den Heimatverein. Die Errichtung des Textildenkmals an der Schanzenstraße, das an die heute untergegangene vielfältige Textilindustrie in Grefrath erinnert, fällt in Küsters‘ Amtszeit, ebenso wie die unterschiedlichen kulturellen Veranstaltungen wie Opern- und Museumsbesuche. Auch Vortragsabende und gesellige Veranstaltungen fehlten nicht.
Im Jahr 2013 wurden Volker Delschen, Stefan Krewet, Peter Küsters und Frank Planken zum geschäftsführenden Vorstand des Heimatvereins gewählt. Sie bilden diesen fast unverändert bis heute. Ziel war und ist es, den Verein über die Gewinnung neuer Mitglieder deutlich zu verjüngen und in der Folge neue Angebote zu machen. Bei einer aktuellen Mitgliederzahl von 320 Erwachsenen und Kindern scheint dies zum Teil gelungen zu sein. Wer das Alte und Schützenswerte bewahren und dabei den Fortschritt nicht behindern will, der ist im Heimatverein Grefrath gut aufgehoben.