Grefrath: Heiße Show auf kaltem Eis
Vor 1600 Besuchern feierte „Tropicana“ in Grefrath Premiere mit Akrobatik, tollen Kostümen und viel Kitsch.
Grefrath. Anna Maria Kaufmann, rosenroter Hosenanzug, die schneeweißen Schlittschuhe schon an den Füßen, steht im Clubraum der Grefrather Eissporthalle und plaudert über Rheinischen Sauerbraten. "Mit Rosinen - das esse ich gerne", schwärmt der aus Kanada stammende Musical-Star eine halbe Stunde vor Beginn der Show.
Logisch, dass sie auch erzählen muss, wo sie denn das Schlittschuhlaufen gelernt hat: "Schon als Kind auf einem See hinter unserem Haus. Dort habe ich auch mit meinen Brüdern Eishockey gespielt." Bei der Grefrather Premiere von "Tropicana" - live gleitet Kaufmann immer nur in der ersten Show am jeweiligen Veranstaltungsort vors Publikum - ist ihr keine Unsicherheit auf der frostigen Bühne anzumerken.
Für die Akrobatik aber sind Profis auf Kufen zuständig. Zur "Tropicana"-Truppe gehören unter anderem ein ehemaliges Mitglied der ukrainischen Nationalmannschaft, ein mehrfacher Seniorengewinner der japanischen Eiskunstlauf-Meisterschaften und ein amerikanischer Olympiasieger der Junioren. Choreograf ist Robin Cousins, Goldmedaillen-Gewinner von 1980 und dreifacher Weltmeister. Geballte Professionalität, die man der 33. Holiday on Ice-Show in Grefrath anmerkt.
Nachdem sich ein computeranimierter Dschungel auf der beeindruckenden LED-Wand gelichtet hat, geht es zu lauten Mambo-, Rock ’n’ Roll- oder Swing-Klängen rund auf der rechteckigen Fläche. Die Eisstücke spritzen, dass es für mehrere Mojitos reichen würde. Es macht einfach Spaß, dieser Dynamik zuzusehen.
In einer der ruhigeren Passagen liefert Anna Maria Kaufmann den Soundtrack zu romantischen Pirouetten und Hebefiguren. Mehrere Hits von Barry Manilow sind zu hören, auch der Kuschelrock-Klassiker "Mandy" und das Gute-Laune-Lied "Copacabana".
Die Kostüme von Designer Edwin Piekny sind eine Show für sich: Damen in bombastischen Sahnetorten-Kleidern ziehen mit galanten Smoking-Herren kunstvolle Bahnen. Schlittschuhe mit Gamaschen trägt ein quirliger Mambo-König zu weiten Hosen und schickem Gangster-Hut. Eisläuferinnen in knallbunten Karibik-Outfits haben dagegen riesige Orangenscheiben auf den Köpfen. Natürlich ist das Kitsch, doch der gehört auch zwingend zu diesem Spektakel on the rocks.
Allerdings: Für eine LED-Szene wie Allgäu (Märchenschloss) trifft Venedig (Gondel) trifft Florida (Flamingos) haben die Verantwortlichen dann doch ein wenig zu tief in die Zuckerkiste gegriffen. Zu den stärkeren Trickbildern gehört ein Flug durch die Skyline einer US-Metropole oder der Blick in ein Spielzeuggeschäft - aus dem plötzlich lebendige Zinnsoldaten, Teddybären und Lebkuchenmänner gefahren kommen: "Christmas is just around the corner".
Zwei Stunden inklusive Pause dauert die unterhaltsame Show. Ob sich Anna Maria Kaufmann am späten Mittwochabend noch einen Sauerbraten als Belohung gegönnt hat, ist nicht bekannt.