Grefrath: Neues vom Niers-Flüsterer Ein „zauberhafter“ Spazierwanderweg
Grefrath · Die Niers spielt im Geflüster eine große Rolle: als Deko, als Lebensraum und bei der „Quellen-Forschung“.
Schon ein paar Mal hat der Niers-Flüsterer seine Leser auf eine Wanderrunde geschickt. Dieses Mal empfiehlt der Naturpark Schwalm-Nette einen „Spazierwanderweg in Premium-Qualität“ – die
Niersauen-Runde in Oedt. Dabei handelt es sich um eine Route, die auch Bestandteil des Rundwanderwegs A 2 ist. Im Mai hatte der Flüsterer diesen etwa sieben Kilometer langen Weg vorgestellt. Die Niersauen-Runde ist mit 3,9 Kilometern deutlich kürzer. Insgesamt sechs dieser Spazierwanderwege hat der Naturpark geplant– allesamt zertifiziert nach den Auflagen des Deutschen Wanderinstituts. Eröffnet wurde bereits die Tüschenbroicher-Runde in der Nähe von Wegberg. „Diese Wege führen mit wenig Steigung durch typische niederrheinische Landschaften, über naturbelassene Wege und entlang kulturhistorischer Sehenswürdigkeiten“, sagte Landrat Andreas Coenen in seiner Funktion als Verbandsvorsteher des Naturparks bei der Weg-Vorstellung an der Burg Uda.
Wanderer gehen auch spazieren
„Spazierwanderweg“, über diesen Begriff sinierte Landrat Andreas Coenen. Er mutmaßte, dass man sich wohl nicht darüber einigen konnte, ob spazieren oder wandern treffender wäre. Das konnte Jochen Becker vom Deutschen Wanderinstitut erklären. Man habe einige Gutachten und Forschungen zum Thema ausgewertet und herausgefunden, „dass Spaziergänger auch Wanderer sind und viele auch wanderähnlich Spazieren gehen“. Demnach würden 75 Prozent der bewegungsfreudigen Menschen Spazierwandern. Becker bezeichnete die Niersauen-Runde als „zauberhaft“. Vor allem wegen des Laufens entlang der Niers, in die „auch ein Seitengewässer rein plätschert“. Dazu kämen noch die Kunstwerke, die man passiere. Damit spielte er auf den Flügelbaum des gebürtigen Mülhauseners Uli Mader und den Parkwächter an. Er wurde vom Düsseldorfer Wilhelm Schiefer geschaffen, beides Mitglieder der Künstlergruppe Salix. Eine „lange Liste von Merkmalen“ habe das Wanderinstitut an der Niersauen-Runde abgearbeitet, so Becker. Und die Oedter Tour hat bestanden. Denn Becker überreichte die Zertifizierungsurkunde. Und stellte bis Ende des kommenden Frühjahres eine Breyeller-Seenrunde, Süchtelner-Höhen-, Dalheimer und Tackenbendener-Runde in Aussicht.
Lob für Oedter Heimatverein
Bürgermeister Manfred Lommetz erwies sich als Fan der Landschaft, die den Spaziergänger – oder auch Wanderer – an Burg Uda, den Seen, der Niers erwartet. Es gebe dort nicht nur reges Leben, sondern auch viel zu sehen. Lommetz wurde fast poetisch, als er über kalte Wintertage sprach, an denen sich Raureif über Büsche und Bäume lege. Er erinnerte daran, dass vor 120 Jahren die Burg von Wasser umgeben, „im Niersdelta“ gestanden habe, und dass im Zuge der Euroga 2002 mit der Renaturierung der Niers begonnen worden sei. Viel Lob gab es von ihm für den Heimatverein Oedt und die Perspektiven für Oedt. Vor allem ersterer habe sich um die Restaurierung des Burgturms verdient gemacht. Für die Pläne des Vereins „eine Toilettenanlage und einer Versorgungseinrichtung“ zu bauen, sehe er „Licht am Ende des Tunnels“. Das geplante Stadtentwicklungskonzept (ISEK) könnte da eventuell etwas bewirken. Bewirkt hat der neue Spazierwanderweg zumindest, dass die seit längerem gesperrte Holzbrücke hinter der Burg Uda, der direkt auf den Spazierwanderweg führt, saniert wurde. „Sogar barrierefrei mit einer Rampe“, wie Wirtschaftsförderer Jens Ernsti flüsterte. Der sich – trotz Urlaubs – mit Landrat Andreas Coenen, Jochen Becker, Manfred Lommetz, dem Naturpark-Geschäftsführer Michael Puschmann und vielen anderen auf die etwa einstündige Niersauen-Runde machte.
Die Quelle(n) der Niers
Wir bleiben noch bei der Niers. Die WZ hatte Anfang August übers Paddeln auf dem Flüsschen mit seiner entschleunigenden Wirkung berichtet. Und geschrieben: „Die Niers entspringt in Kuckum bei Erkelenz.“ Das, so schreibt WZ-Leser Wolfgang Grapentin aus Oedt in einem Brief an die Redaktion „ist – leider – nicht mehr richtig. Durch den Braunkohletagebau ist die Quelle in Kuckum versiegt. Im April 2006 wurde die Quelle daher verlegt. Heute entspringt die Niers auf der Golfanlage in Wanlo im Wasserhindernis zwischen den Bahnen 12 und 17“. Das hat den Flüsterer neugierig gemacht und zur Recherche veranlasst. Unter anderem beim Naturpark Schwalm-Nette. Auf dessen Homepage steht: „,Die Niers entspringt in Kuckum in einem Ziegenstall – so sagen es die Überlieferungen. Und eben dieser Ziegenstall befand sich am Quellenweg in Kuckum. Gespeist wurde die Niers jedoch nicht aus einer einzigen Quelle. Im Gebiet gab es vermutlich mehr als 30 bedeutende Quellaustritte. Doch diese Quellen sind nun schon seit einigen Jahrzehnten versiegt. Zeitweise wurden sie in Richtung Norden bis auf die Höhe des 13 km entfernten Schloss Rheydt verlagert. Ursache hierfür ist der Braunkohlentagebau Garzweiler. Hier werden zum Trockenhalten des Tagebaus große Mengen Grundwasser abgepumpt.“ Beim Niersverband heißt es „Die Niers entspringt in Kuckum“. Die Quelle sei versiegt, sagt Niersverbandsprecherin Margit Heinze. Es gebe mehrere Einspeisungsstellen. So gebe es einen großen „Quelltopf“ in der Nähe von Wickrath nördlich der A 46. Doch da der Quellstein in Kuckum sei, würde dies oft noch als Quelle der Niers gesehen.
Mehr Wasser, keine
kranken Tiere mehr
Wenig Wasser, Blaualgen, tote Fische, Stockenten und Schwäne: Die Niers hat in den vergangenen Wochen so einiges mitgemacht. Der Flüsterer schaut ja immer wieder mal auf den Pegelstand in Oedt. Das gewässer erhält zwar Wasser durch Nebenflüsse und auch durch die RWE Power AG. Diese muss als „Tagebaubetreiberin dafür sorgen, dass die Niers weiterhin mit ausreichend Wasser versorgt wird. Aus dem Grund wird ihr Wasser zugeleitet“, heißt es auf der Homepage des Niersverbandes. Dennoch spielt Regen eine große Rolle. Den gab es Ende vergangener Woche und am Wochenende. Und siehe da: Der Wasserstand hatte sich von 65 Zentimeter auf knapp einem Meter am Montag erhöht. Doch kaum bleibt der Regen aus, fällt der Pegelstand wieder. Am Dienstagnachmittag waren es nur noch etwa 70 Zentimeter Tendenz fallend. Und auch die Lage bei den an Botulismus erkrankten Enten und Schwänen (die WZ berichtete) habe sich entspannt, es seien keine neuen Tiere gemeldet worden, so Margit Heinz, Pressesprecherin des Niersverbandes. Am Sonntag, so teilt der Verein Notfelle Niederrhein auf Facebook mit, konnte eine zweite Gruppe an Enten, die in Pflegestellen – besonders aktiv war hier die Familie Pfeiffer aus Oedt – aufgepäppelt worden sind, wieder in die Freiheit entlassen werden. Auf Youtube gibt es auch ein entsprechendes Video zu sehen. „Noch vier Stockenten werden bei den Pfeiffers versorgt. Sie sind noch nicht so ganz fit“, sagt Nadine Ehms von den Notfellen. „Aber auch die dürfen hoffentlich bald alle raus.“ Ente gut – alles gut.