Freibad-Schließung Grefrather Freibad ist wohl nicht mehr zu retten

Grefrath · Die Verantwortlichen an der Niers beraten intern über ein Bäderkonzept. Wenn das Freibad geschlossen wird, soll das Hallenbad für einen Ganzjahresbetrieb erweitert werden.

Das Dorenburg-Freibad ist bei Familien beliebt. Dennoch reichen die Besucherzahlen nicht aus, um die Betriebskosten zu decken.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Wenn Dietmar Altenburg in einem kommunalpolitischen Gremium zu Gast ist, stehen die Zeichen in der Bäderlandschaft auf Veränderung. Und weil der Düsseldorfer Unternehmensberater, der auf Bäderbetriebe spezialisert ist, Anfang Juli den Grefrather Ratsmitgliedern hinter verschlossenen ein Gutachten vorgestellt hat, geht es nun um die Zukunft von Hallen- und Freibad.

Den Betrieb eines Schwimmbads kostendeckend oder gar mit Gewinnen zu gestalten, ist nahezu unmöglich. Für eine Kommune wie Grefrath, die im Haushaltssicherungskonzept (HSK) steckt, ist dieser Fakt besonders prekär. Deshalb wird es nun Zeit, dass die Gemeinde als Eigentümer des Badbetreibers Gemeindewerke eine zukunftsweisende Entscheidung trifft. Deshalb haben sich die Grefrather die Expertise von Altenburg besorgt, der schon den Prozess zum bereits beschlossenen Umbau des Kempener Schwimmbads Aqua-Sol begleitet hat.

Nach Informationen der WZ hat Dietmar Altenburg den Grefrather Politikern, Bürgermeister Manfred Lommetz und Gemeindewerke-Geschäftsführer Erik Ix drei Handlungsoptionen auf den Tisch gelegt. Und in der Debatte innerhalb der Fraktionen über diese Optionen scheint sich eine Vari­ante als „alternativlos“ herauszustellen: Das mehr als 50 Jahre alte und sanierungsbedürftige Dorenburg-Freibad dürfte keine Zukunft mehr haben. Zu groß ist der Sanierungsstau und zu gering sind die Besucherzahlen, heißt es aus verschiedenen politischen Richtungen Grefraths. Jüngstes Anzeichen: Im gerade zu Ende gehenden Rekordsommer waren die Gemeindewerke gezwungen, weniger Gäste ins Freibad zu lassen. Wegen einer Auflage des Kreisgesundheitsamtes durften nur noch maximal 1400 Besucher ins kühle Nass. Die Technik im Dorenburg-Bad könne bei mehr Gästen keine einwandfreie Wasserqualität mehr garantieren.

Ohnehin ist Dietmar Altenburg ein Berater, der die Freibäder bundesweit auf dem Abstellgleis sieht. „Insbesondere der Freibad-Betrieb ist bundesweit rückläufig“, sagte der Experte bei der Präsentation der Pläne fürs Kempener Aqua-Sol. Dort werden die Stadtwerke den Freibad-Bereich verkleinern, indem das 50-Meter-Freiluftbecken aufgegeben wird. Stattdessen entsteht eine neue Halle mit einem 25-Meter-Becken, einem modernen Familienbereich und einem Fitness-Becken. Wegen des rückläufigen Freibad-Geschäfts habe man sich in Kempen für die Stärkung des Kombi-Bereiches entschieden, so Altenburg.

In Grefrath läuft es nun ebenfalls auf eine Art Kombi-Lösung hinaus. Sollte das Freibad am Freilichtmuseum tatsächlich aufgeben werden, steht eine umfangreiche Sanierung und Erweiterung des Hallenbads an der Stadionstraße im Raum. Mit einem moderneren Hallenbad, das dann ganzjährig – womöglich mit einer Liegewiese – betrieben werden könnte, würde man den Ansprüchen der Grefrather Schwimmer weiterhin gerecht, heißt es aus Kreisen der Politik. Vereine und Schulen könnten gleichermaßen ihre Angebote fortsetzen. Und auch Freizeitschwimmer aus Grefrath würden auf dem Hallenbadgelände am Rande des Schwingbodenparks fündig. Eine Strahlkraft in die Region – wie die Willicher Bütt oder das Kempener Aqua-Sol – habe das Grefrather Freibad ohnehin nicht mehr. So formuliert es ein Insider. Von daher steht nun die kombinierte Bad-Lösung für Grefrather Bürger, Vereine und Schulen zur Abstimmung.

Bis es dazu kommt, werden aber noch ein paar Wochen oder Monate vergehen. Nach Informationen der WZ wird die Beratungsfirma von Dietmar Altenburg den Vertretern von Rat und Gemeindewerken in den nächsten Wochen noch einige Fragen beantworten. Mit der dann abgerundeten Analyse soll auch öffentlich diskutiert werden. Das zumindest scheint Konsens unter den Fraktionen zu sein, um sich nicht nachher den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, man habe alles hinter verschlossenen Türen entschieden. Mit so einer Kritik müssen derzeit in Kempen Stadt und Stadtwerke umgehen.

Im Moment jedenfalls will sich öffentlich noch keiner der wichtigen Entscheider äußern. Lediglich die SPD fordert auf ihrer Homepage eine öffentliche Diskussion über das Bäderkonzept in der nächsten Sitzung des Sport- und Kulturausschusses am 8. November. Einen entsprechenden Antrag habe Bürgermeister Lommetz erhalten. Dieser und auch Gemeindewerke-Chef Ix wollen derzeit nichts zum Bäderkonzept sagen. Eine Interview-Anfrage der WZ wurde abgelehnt.