Statistik der AOK Kreis Viersen: Zahl der Geburten steigt weiter an
Kreis Viersen · Laut einer Studie der Krankenkasse AOK ist die Quote im Kreis Viersen in den vergangenen sieben Jahren um 19 Prozent angestiegen.
„Je besser der soziale Status, desto mehr werden die Leistungen in Anspruch genommen.“ So fasst Heinz Frohn, Regionaldirektor der AOK, die Situation rund um die Geburten im Kreisgebiet zusammen. Unter dem Titel „Gesunder Start ins Leben – Schwangerschaft, Geburt erstes Lebensjahr“ hat die AOK Rheinland/Hamburg viele Daten zusammengetragen (Stand: 2016). Die Geschäftsstelle Kempen hat daraus die Zahlen für den Kreis Viersen ermittelt.
Daraus geht unter anderem hervor, dass Angebote wie Vorsorgeuntersuchungen, Geburtsvorbereitung, Wochenbettbetreuung und Rückbildungsmaßnahmen am häufigsten von freiwillig versicherten Arbeitnehmern und am wenigsten von Frauen genutzt werden, die Arbeitslosengeld beziehen. „Wir müssen deshalb an der Gesundheitskompetenz arbeiten“, so Frohn. Und das gilt nicht nur für Schwangere und deren Partner. Oft wissen Patienten nicht, ob sie besser zu ihrem Arzt gehen oder ins Krankenhaus oder – bei bestimmten Fragen rund um die Gesundheit – zu ihrer Krankenkasse. „Oft gibt es zwischen den Beteiligten auch Kommunikationsprobleme“, weiß der AOK-Regionaldirektor. Um diese Situation zu verbessern, wolle man verstärkt auf die Betroffenen zugehen und diese über die richtige Vorgehensweise informieren.
„Leider wird im Kreis immer noch mehr gestorben als geboren“, sagt Frohn. Das liege aber an der Altersstruktur in der Region. Aber auch die Geburtenzahl liegt hier im Vergleich zum gesamten Rheinland unter dem Durchschnitt. Auf je 1000 Frauen kommen statistisch 51,9 Geburten. Bundesweit sind es 55,7. Diese Statistik täuscht allerdings über die aktuelle Entwicklung der vergangenen Jahre hinweg. In den zurückliegenden sieben Jahren ist die Zahl der Geburten im Kreis um rund 19 Prozent angestiegen. Im Hospital zum Heiligen Geist in Kempen wurden im vergangenen Jahr 670 und im Allgemeinen Krankenhaus Viersen 895 Kinder geboren.
Im Kreis Viersen werden
mehr Hebammen gebraucht
Kreisweit gibt es aktuell zirka 65 ambulant tätige Hebammen. Jede von ihnen betreut jährlich im Durchschnitt rund 35 Neugeborene. „Das ist eine überdurchschnittlich gute Quote“, so Frohn. Zum Vergleich: In der Nachbarstadt Mönchengladbach muss sich eine Hebamme statistisch gesehen um 71 Neugeborene kümmern.
Trotzdem brauche man auch im Kreis Viersen mehr Hebammen, meint Frohn. Denn Frauen im Wochenbett nehmen die Möglichkeit, sich von einer Hebamme zu Hause besuchen zu lassen, immer seltener wahr. Aktuell beträgt die Quote 54,9 Prozent. Vor zirka sieben Jahren waren dies noch rund 62 Prozent. „Wir müssen die Leistungen der Hebammen auch einfach mehr bekanntmachen“, betont Frohn. Dies sagt allerdings nichts darüber aus, wie gut sich Schwangere generell medizinisch betreuen lassen. Denn die Besuche bei Gynäkologen, die ebenfalls viele Angebote rund um die Geburt machen, sind in dieser Statistik nicht enthalten.
Wenn es darum geht, möglichst schnell eine Klinik zu erreichen, schließt der Kreis als ländlicher Räum naturgemäß nicht so gut ab. Viele können die nächstgelegene Klinik erst nach einer Fahrzeit von mehr als 20 Minuten erreichen. Im Kreis ist das bei 12 Prozent der Entbindungen der Fall, auf das gesamte Rheinland bezogen ist das nur in 4,9 Prozent der Fälle so. Oft werde die längere Anfahrt aber auch bewusst mit einkalkuliert, sagt Marion Urmes-Breuer, bei der AOK Fachservice-Leiterin für medizinische Versorgung: „Viele Frauen nehmen längere Fahrzeiten in Kauf, weil sie in einer bestimmten Klinik behandelt werden möchten.“
Eine weitere Entwicklung: Die Väter beteiligen sich offensichtlich immer intensiver an der Erziehung ihrer Kinder. „Gefühlt werden es immer mehr. Das ist ein gutes Zeichen“, sagt Heinz Frohn. Der Kreis Viersen hat hier aber noch Nachholbedarf. 22,2 Prozent der Väter, deren Kinder im Jahr 2014 geboren wurden, beziehen Elterngeld – nehmen also die sogenannte Elternzeit in Anspruch. Im gesamten Rheinland tun das 28,8 Prozent der Väter.