„Hülshoff war der richtige Mann zur richtigen Zeit“

Der frühere Kempener Stadtdirektor wird am Dienstag 90 Jahre alt.

Kempen. Die Altstadt ist belebt, die Gewerbegebiete sind voll, der Ansturm auf Baugrundstücke reißt nicht ab, das kulturelle Angebot ist groß — kurzum: Kempen und seinen mehr als 35 000 Einwohnern geht es gut. Das war nicht immer so. Als Klaus Hülshoff 1960 seinen Dienst als Stadtdirektor antrat, kam er in eine Stadt, die in keinem guten Zustand war: Die Kriegsschäden waren noch sichtbar, viele der damals 13 700 Einwohner waren auf Wohnungssuche. Die Lösung dieser und vieler anderer Probleme wird immer mit dem Namen Klaus Hülshoff verbunden werden. Bis 1990 lenkte er 30 Jahre die Geschicke der Thomasstadt. Am Dienstag wird er 90 Jahre alt.

„Klaus Hülshoff war der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er hat den Mut gehabt, viele Projekte anzupacken“, sagt Ex-Bürgermeister Karl-Heinz Hermans, der Hülshoff anlässlich seines Ruhestands 1990 die Ehrenbürger-Würde verleihen durfte.

Foto: Friedhelm Reimann

Über allem, was der gebürtige Essener geleistet hat, steht die Altstadtsanierung. Bereits in den 60er Jahren begann der Stadtdirektor mit den Plänen, den maroden Kern Kempens auf Vordermann zu bringen. Umgesetzt wurde in den Folgejahren vieles: Bauernhöfe und Betriebe wurden ausgelagert, alte Häuser denkmalgerecht saniert, neue Gebäude errichtet. Das Wichtigste: Die Altstadt wurde zur Fußgängerzone — umgeben vom Ring, durchzogen von zwei Straßen, auf denen das Autofahren erlaubt ist.

WZ, 1985

Ein besonderes Talent wurde Hülshoff beim Heranschaffen von Fördergeldern nachgesagt: „Hülshoff war der Mann mit dem goldenen Händchen, der jeden Handschlag mit einem Minister in einen Zuschuss für Kempen verwandelte“, schrieb die WZ zum Abschied des Stadtdirektors 1990. Dabei wird ihm vor allem seine Zeit im Generalreferat für Verfassungsangelegenheiten beim damaligen Innenminister und späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann (SPD) geholfen haben. In Bonn war Hülshoff von 1949 bis 1960 tätig. In dieser Zeit soll der spätere Kempener auch an der „Erfindung“ des heutigen Bundesadlers beteiligt gewesen sein.

Neben der Altstadtsanierung gehören der Bau der „Neuen Stadt“ und die Schaffung des Baugebietes „Kamperlings“ zu den größten Errungenschaften Hülshoffs in Kempen. In kürzester Zeit wurde die Wohnungsnot gelindert: Zehn Jahre nach dem Amtsantritt Hülshoffs hatte Kempen bereits 20 000 Einwohner. Auch der Bau weiterer wichtiger Gebäude fällt in seine Amtszeit: Rathaus, mehrere Schulen und die große Erweiterung des Hospitals zum Heiligen Geist sind nur einige Beispiele.

„Die Lebensleistung von Klaus Hülshoff ist, dass er die Stadt Kempen so nach vorne gebracht hat.“ Das sagt Ex-Bürgermeister Karl Hensel über seinen früheren Chef. Hülshoff holte Hensel 1973 als Rechtsrat nach Kempen. „Nach unserem ersten Vier-Augen-Gespräch wusste ich, dass die Chemie zwischen uns stimmt“, sagt Hensel.

Im Gespräch mit der WZ bezeichnet Karl Hensel den fast 90-Jährigen als Vorbild: „Ich habe stets seine Durchsetzungs- und Überzeugungskraft bewundert.“ Und Hülshoffs Willen, die Dinge weiterzuentwickeln: „Bei ihm gab es nie Stagnation.“