Immer mehr Diebe auf Friedhöfen
Gräber: Nach Angaben der Polizei schlagen die Täter bei steigenden Metallpreisen öfter zu. In Grefrath gab es 2010 zwei Fälle.
Kempen/Grefrath/Nettetal. Immer öfter kommt es vor, dass Angehörige bei einem Friedhofsbesuch entsetzt feststellen, dass die Gräber ihrer Familien verwüstet sind. Grableuchten, Vasen und Kreuze aus Metall werden herausgerissen und gestohlen. Selbst Blechgießkannen und Pflanzschalen verschwinden. Die Täter zerstören bei ihren Beutezügen zudem den Blumenschmuck und lassen beschädigte Gegenstände zurück, die für den Abtransport zu schwer waren.
„Wenn die Konjunktur boomt und die Metallpreise steigen, nehmen auch die Diebstähle auf den Friedhöfen zu“, erklärt Polizeisprecher Bernd Klein. Es handele sich oft um Einzeltäter, aber auch Banden hätten sich auf das Plündern von Gräbern spezialisiert. „Das ist absolut pietätlos und zum Diebstahl kommt die Störung der Totenruhe hinzu.“ Leider würden sich nicht alle Angehörigen bei der Polizei melden, wenn Metall gestohlen wird.
Der Friedhofsdiebstahl sei mittlerweile weit verbreitet, erklärt Klein. Auch in Krefeld, Mönchengladbach und Düsseldorf gebe es immer wieder Vorfälle. In der vergangenen Woche nahm die Polizei in Dülken sechs Metalldiebe aus Rumänien fest, die rund 100 Grableuchten, -kreuze und andere Gegenstände abtransportieren wollten.
In Grefrath wurde in diesem Jahr zweimal Metall vom Friedhof an der Schaphauser Straße gestohlen — zuletzt in der vergangenen Woche. Entwendet wurden Grabplatten und Vasen aus Kupfer, Messing und Gusseisen. „Wir können das nicht zur Anzeige bringen, das müssen die Familien machen“, sagt Gemeinde-Sprecher Hans-Jürgen Perret. Dass der Friedhof von Kriminellen als „Metall-Depot“ missbraucht wird, bewertet er als neue Entwicklung. Vor 2010 habe es in Grefrath keine Fälle gegeben.
In Nettetal gab es bislang keine großangelegten Diebstähle auf den Friedhöfen. „Wir hören immer nur von Einzelfällen“, berichtet Heike Meinertvom Nette-Betrieb. Um die Gräber zu schützen, schließe die Stadt abends alle Friedhöfe ab. Steinmetz Manfred Mangold aus Nettetal rät dazu, die Leuchten mit einem Fundament im Erdboden zu verankern. „Leider gibt das keine absolute Sicherheit“, betont er. Mit dem entsprechenden Werkzeug könnten die Diebe jede Leuchte abmontieren, zumal Friedhöfe nachts unbewacht seien.
In Kempen gebe es gelegentlich Einzelfälle auf den vier Friedhöfen, so Dieter Adams vom Grünflächenamt. Die Diebe würden sich dabei nur für Kupfer-Leuchten interessieren. Andere Metalle wie Aluminium oder Gusseisen seien nicht betroffen.
„Für die Angehörigen ist das ein ganz schlimmer Tabubruch, wenn etwas vom Grab weggenommen wird“, erklärt Volkskundlerin Dagmar Hänel vom Landschaftsverband Rheinland. Es entstehe ein ähnliches Gefühl wie bei einem Wohnungseinbruch, da das Grab zum geschützten Raum der Familie zähle.