Impuls Gedanken zur Krise von Mareike Jauß

Es vergeht kein Tag, an dem sie mir nicht in den Berichterstattungen begegnen: die Berufsgruppen, die im Laufe der Corona-Krise zu „Helden“ erklärt wurden – Pflegekräfte, Verkäufer im Supermarkt, Lehrer, Virologen...

Mareike Jauß ist Pastoralreferentin am Helios-Klinikum in Hüls.

Foto: WZ/Kirchenkreis

Vielen Tausenden wurde in den vergangenen Wochen der Heldenstatus zuerkannt, weil sie es sind, die das Land am Laufen halten.

Auch ich habe während der Corona-Phase Helden ausfindig gemacht: Es sind viele „kleine“, oft unentdeckte Helden, wie sie mir zurzeit beinahe täglich bei meiner Tätigkeit im Krankenhaus begegnen: Da ist der Pfleger, der sich freiwillig zum Dienst auf der Infektionsstation gemeldet hat. Und da ist die Ärztin, die sich lange nach Feierabend noch Zeit nimmt, Angehörige ihrer Patienten persönlich anzurufen, um ihnen die quälende Ungewissheit zu nehmen.

Da ist der sympathische junge Mann vom Sicherheitsdienst, der die wartenden Menschen in der Schlange vor dem Eingang durch seine lockeren Sprüche aufmuntert und beruhigt. Und da ist der Mitarbeiter vom Transportdienst, der Zeit und tröstende Worte für den schluchzenden Mann vor der Intensivstation findet, dessen Covid-19-erkrankte Frau gerade hinter dieser Tür verstorben ist.

Da ist die Pflegerin, die dem Komapatienten ihr Handy ans Ohr hält, damit er die vertrauten Stimmen seiner Frau und seiner Töchter hört. Und da ist die Stationsmusik von Musiktherapie und Seelsorge, die die Patienten und Mitarbeiter für einige Momente ihre belastende Situation vergessen lässt und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Da ist die Physiotherapeutin, die einen Zettel mit einem Symbol an das Fenster eines Patientenzimmers hängt, damit eine Familie draußen weiß, hinter welchem Fenster ihr Angehöriger liegt. Und da sind noch viel mehr Menschen, die derzeit zu Heldinnen und Helden werden, weil sie mehr tun als bloß ihren Job – „Ehrenmänner und Ehrenfrauen“, würde die Jugendsprache sie vielleicht betiteln.

Im religiösen Zusammenhang wird solches Tun „barmherzig“ genannt. Es macht die Barmherzigkeit Gottes sichtbar, der für uns da ist, ein offenes Herz für uns hat und uns durch das Handeln anderer zu Hilfe eilt.

Aber ganz gleich, ob Sie nun gläubig sind oder nicht: Diese Menschen zeigen uns, dass Corona zwar vieles zerstören kann, aber nicht unsere Menschlichkeit. Dass wir nicht alleine auf diesem Planeten sind, sondern dass es da Menschen gibt, die sich darum sorgen, dass wir „heil“ werden und bleiben.

Heldenhaft!

Mareike Jauß, Pastoralreferentin am Helios Klinikum in Hüls.