Musikerin aus Kempen Mit der Harfe im Gepäck auf dem Weg nach Lübeck
Kempen · Ella Thomas aus St. Hubert hat einen Studienplatz an der Musikhochschule in Lübeck erhalten und wird bald gemeinsam mit ihrer Harfe nach Norddeutschland ziehen.
An der Blockflöte ist die 19 Jahre alte Studentin Ella Thomas vor Jahren gescheitert. Aber die Harfe hatte es ihr als siebenjähriges Kind schon angetan. Jetzt bricht die junge Frau auf in die Hansestadt Lübeck, um an der dortigen Musikhochschule ihr Studium zu beginnen. Die Harfe – sie ist rund 1,80 Meter groß und 30 Kilogramm schwer – kommt natürlich mit und wird in einem Übungsraum der Uni ihren sicheren Platz finden.
„Denn in mein WG-Zimmer in der dritten Etage wird sie bestimmt nicht passen“, sagt Ella Thomas, die nach ausgiebiger Suche nun in Schleswig-Holstein ein passendes Zimmer gefunden hat. Angefangen hat die junge Ella natürlich nicht mit der riesigen Konzertharfe, sondern mit einer kleinen, keltischen, die sie als Kind schon greifen konnte und auf der Schulter tragen konnte. „Meine Eltern wollten immer, dass wir Kinder ein Musikinstrument erlernen“, sagt sie und erinnert sich an das Instrumentenkarussell an der Kreismusikschule in Viersen. Nachdem sie mit ihrer Blockflöte nie so vertraut wurde, dass ihr auch das Üben Spaß machte, entschied sich das Mädchen für die Harfe. Da habe nie jemand hinter ihr stehen müssen – außer vielleicht in der Pubertät – und sie zum Üben anhalten müssen. „Auch mit der kleinen Harfe war ich von Anfang an vertraut und war fleißig“, sagt Ella Thomas, die von ihren Eltern jegliche Unterstützung erhalten hat. „Wir haben später extra ein großes Auto angeschafft, damit mich meine Mutter mit der Konzertharfe immer zum Unterricht und zu Konzerten fahren konnte“, sagt die angehende Studentin.
Ihre Harfenlehrerin war in der Zeit an der Kreismusikschule Nina Dahms. Später folgten noch Gesangsunterricht bei Stefanie Kunschke und Klavierunterricht bei Florian Fleischmann. Ella war so an der Musikschule musikalisch breit aufgestellt und legte auch am Kempener Thomaeum, an dem sie bereits vor einem Jahr ihr Abitur gemacht hat, musikalische Schwerpunkte. So hat sie an der Schule bereits bei Stefan Lindner im Chor gesungen und wurde auch mündlich im vierten Abiturfach in Musik geprüft. „Schon zu meiner Schulzeit war mir klar, dass ich später irgendetwas mit Musik machen wollte“, beschreibt die junge Musikerin ihren Weg. Deshalb entschied sie sich auch nach der Schule, ein Jahr lang intensiv auf die Aufnahmeprüfungen an der Universität der Künste Folkwang in Essen und an der Musikhochschule in Lübeck vorzubereiten. Sie habe natürlich weiterhin Harfen-, Gesangs- und Klavierunterricht erhalten aber auch viel bei Stefan Lindner in Musiktheorie erlernt und Gehörbildungsunterricht erhalten. Auch Lehrer Andreas Tekath habe sie für die Aufnahmeprüfungen fit gemacht. Schließlich hat sie sich an beiden Hochschulen mit Erfolg beworben, sich aber am Ende für Lübeck entschieden. „Nein, das hat nicht nur etwas mit der schönen Stadt in Meeresnähe zu tun, sondern in erster Linie mit dem Studienangebot, was dort auf dem Lehrplan steht“, sagt Ella Thomas lachend. In Lübeck habe sie in den acht Semestern bis zum Bachelor die Möglichkeit, sich viele Optionen offen zu halten und vor allem mit Menschen zusammenzuarbeiten. Sie kann dort den Zweig „Musik vermitteln“ einschlagen und mit Kindern und Jugendlichen arbeiten oder aber auch in die Musikpraxis gehen. Dieses breit gefächerte Angebot hätte sie in Essen nicht gehabt.
Die Vorfreude auf den neuen Lebensabschnitt ist jetzt natürlich sehr groß. Ein Probeunterricht bei der Professorin hat schon stattgefunden, das Zimmer ist gemietet und ihre Familie hat versprochen sie oft zu besuchen. Mit ihrem Freund, der in Münster studiert und den sie im Chor kennengelernt hat, wird sie dann eine Fernbeziehung führen. „Klar werde ich Familie, Freunde und meinen Partner vermissen, aber Musik ist halt großer Bestandteil meines Lebens“, sagt sie vorausschauend. Aber sie will auch ihre anderen Interessen wie Lesen und alte und neue Freunde und Studienkollegen treffen nicht vergessen. Dass ihre Harfe in einem Übungsraum an der Uni einen Platz und sie ein Zimmer gefunden hat, beruhigt die junge Frau auf jeden Fall beim Neustart in Lübeck.