Kaldenkirchen: Ein Zuhause für Behinderte

Seit 1998 sind Menschen mit geistigem Handicap an der Bischof-Peters- Straße heimisch. Die Außenwohngruppe von Maria Helferin umfasst 21 Leute.

Kaldenkirchen. Wieder mal viel los auf der Bischof-Peters-Straße. Kinder rennen, schreien, Jugendliche düsen auf Skateboards, der Eiswagen hupt unentwegt. Zwei junge Männer gehen zielstrebig zum Eingang der Hausnummer 52. Hier wohnen sie zusammen mit 20 anderen jungen Leuten mit geistiger Behinderung.

Einer von ihnen ist Lutz, er kommt vom Einkaufen: "Hier bin ich zu Hause." Lutz ist 31 Jahre alt, groß, sein gemütliches Zimmer halbwegs aufgeräumt. "Man muss die Wohnung sauber halten", sagt er und geht in die Küche, um das Abendessen vorzubereiten.

Jeder hat sein eigenes Zimmer; Küche und Bad teilen sich jeweils zwei Leute in der Außenwohngruppe des Behindertenheims Maria Helferin. Im Wohnzimmer sitzen andere am Tisch, einer drückt der Betreuerin einen Kuss auf die Wange: "Das musste mal sein", lacht er. Alles hier wirkt familiär.

"Wir können eine Familie nicht ersetzen, doch wir bieten die Geborgenheit einer Wohngemeinschaft", erklärt Martina Wissdorf, Leiterin von Maria Helferin. Die meisten haben zu ihren Familien ein enges Verhältnis. "Bei einigen ist der Kontakt abgebrochen, das tut ihnen oft weh", so Wissdorf. Umso wichtiger seien ehrenamtliche Mitarbeiter, die zu Besuch kommen, um mit Bewohnern was zu unternehmen: "Da wären wir für mehr Helfer dankbar."

Dafür klappt’s mit den Nachbarn, wie Betreuer Marcel Wentzek erzählt: "Wir haben zwar von der offiziellen Nachbarschaftsgemeinschaft lange nichts gehört, aber wir werden toleriert." Zudem engagieren sich einzelne Nachbarn wie Marga Ernst: Sie bringt schon mal Kuchen rüber, winkt oft übern Gartenzaun. "Ach, wir leben doch hier zusammen, da kann man sich ruhig mal eine Freude machen", meint die 71-Jährige. Es gäbe auch Vorbehalte in der Straße, doch das seien "Leute, die sich auch über spielende Kinder aufregen".

Aufregung gab’s auf einer Bürgerversammlung an der Buschstraße, wo Anwohner gegen Pläne für eine weitere Außenwohngruppe protestierten (die WZ berichtete). Dazu sagt Martina Wissdorf: "Da muss es noch Gespräche geben, auch unsere Bewohner haben ein Recht auf normales Wohnen."

Im Heim in der Bischof-Peters-Straße funktioniert das "normale Wohnen" sehr gut. Hier faltet einer Wäsche, da spielen andere Kicker, immer wieder Lachen, keine Probleme mit den Nachbarn. Leiterin Wissdorf: "Wer uns kennen lernt, der muss uns mögen." Und von draußen dringt noch immer das Lärmen der Kinder rein. Nur der Eiswagen ist längst weg.