Kempen: Innovative drei Millionen

Kempener Stadtwerke investieren in eine neue Anlage zur Stromerzeugung. Umweltminister Röttgen kam am Montag zum ersten Spatenstich.

Kempen. Die Stadtwerke investieren drei Millionen Euro in eine Dampfmaschine. Was sich zunächst nicht sonderlich innovativ anhört, ist aber genau das: Neben dem bestehenden Heizkraftwerk an der Otto-Schott-Straße wird eine so genannte Organic-Rankine-Cycle-Anlage (ORC) gebaut. Und die funktioniert - auf moderne Art - wie eine Dampfmaschine.

Das Projekt ist sogar so innovativ, dass der Bund seine Fördertöpfe öffnet: etwa 500 000 Euro kommen aus Berlin. Zum Spatenstich war am Montag Bundesumweltminister Norbert Röttgen, der sich gerade auch um den Landesvorsitz in der CDU bewirbt, in Kempen zu Gast.

"Das ist ein Batzen Geld, den wir ihnen zur Verfügung stellen", sagte Minister Röttgen während der Feierstunde. "Das tun wir aber gerne, weil die Stadtwerke Kempen diese Förderung vollends verdient haben."

Die Verbindung der bestehenden Kraftwärme-Kopplungsanlage (KWK) mit der ORC-Technik gebe es nämlich bislang nicht. "Genau solche Projekte will das Bundesumweltministerium mit seinem Förderprogramm unterstützen", so der Umweltminister. "Die Idee der Kempener Stadtwerke ist außerordentlich kreativ."

Siegfried Ferling, Geschäftsführer der Stadtwerke übernahm die technische Erklärung der neuen Anlage: "Mit dieser Technik wird Wärme, die in der KWK-Anlage erzeugt wird, in Strom umgewandelt. Der Ablauf ist vergleichbar mit dem in einer Dampfturbinen-Anlage."

Während in einer Dampfmaschine Wasser verwendet werde, verdampfe in der ORC-Anlage Silikonöl. Und der Dampf dieses Öls treibe eine Turbine an, die mittels eines Generators Strom erzeugt.

Die Stadtwerke setzen auf die neue Technik, weil sie "die Effizienz des Kraftwerks steigert". "Es wird Wärme, die die Kunden zum Beispiel beim Heizen einsparen, in die Ressource Strom gewandelt", erklärte Siegfried Ferling.

Nach Angaben der Stadtwerke sollen pro Jahr etwa 17 700 Megawatt mehr Strom erzeugt werden. Zum Vergleich: Eine vierköpfige Familie verbraucht jährlich etwa 4000 Kilowatt.

Ebenfalls ein wichtiger Aspekt für Stadtwerke und Bundesumweltminister ist die Einsparung von CO2-Emissionen - es wird 1100 Tonnen pro Jahr gerechnet. "Dieser Gedanke an den Umweltschutz ist ausdrücklich zu loben", sagte Norbert Röttgen.

Darin ist die Stadt Kempen laut Minister schon seit Jahrzehnten "sehr vorausschauend". Schließlich werde schon seit den 60er Jahren in Kempen Fernwärme genutzt. Röttgen: "Das ist eine klimaverträgliche Technik, an die damals kaum jemand gedacht hat."