Kempen: Lauter Rock und feuriger Bossa

Zehn Bands spielten in zehn Lokalen. Die vierte Auflage des Kneipenfestivals war ein voller Erfolg.

Kempen. Je später der Abend, desto voller die Kneipen. "Wenn jetzt zehn Leute rausgehen, kommen zehn andere rein. Das geht nicht anders, da kann ich nix machen", sagt Stamperl-Wirt Werner im dichten Gedränge an der Eingangstür seiner Gaststätte gegen 21.45 Uhr. Zu dieser Szene passt auch der Song, den die Gruppe Dos Hombres gerade spielt: "Another brick in the wall".

Die vierte Kempener Live-Musik-Kneipennacht lockte am Samstag rund 1.000 Gäste in zehn Lokale. Veranstalter Adam Ruta war "sehr zufrieden". Die Konzerte begannen zwischen 20 und 22 Uhr extra zeitversetzt - und doch gab es hier und da Gedränge und Geschiebe.

Geradezu entspannt hingegen ging’s im Ela an der Ellenstraße zu, dort waren mit Groovin-a-box leisere Töne angesagt. "Seicht" fand das Manfred Geiter, der zum Auftakt "seiner" Kneipennacht im Café Ela aß.

Gute Kneipenmusik sollte eben doch lauter und direkt sein, während sich die Gäste in der Enge nur langsam zur Theke vorarbeiten können. Das galt am Samstag fürs Rodizio Sol Brazil.

Dort hielten The Salsa Boys das Zepter der lateinamerikanischen Lebensfreude in der Hand - und das, obwohl an selber Stelle bis 23 Uhr gegessen werden konnte. Feuriger Bossa peitschte die Menge an, Lachen und grünes Scheinwerferlicht ersetzten die Sonne Brasiliens.

Halb leer war zeitgleich noch der Saal im Stradivari: Im Fernsehen boxt Vitali Klitschko, Cookie & Friends verwöhnen ihr Publikum mit satter Oldiekost à la Wild Thing, feuern es zum Tanzen und Mitsingen an: "Wir sind hier nicht auf ’nem Elternabend!"

Mit "Knockin’ On Heaven’s Door” deuten sie das an, was soundmäßig schon längst klar ist: Hier befindet sich der Musikhimmel. Paare tanzen oder umarmen sich, tauschen Zärtlichkeiten jenseits vom Scheinwerferlicht aus. Der geradlinige Bass verführt zum Nicken, auf geht’s zur letzten nächtlichen Runde!

Die lohnt sich, denn auch nach Mitternacht heizt Sugar & Cream den Gästen im Falko ein. "Mehr Platz" wünscht sich Steffen (24), nachdem er schon in der Thomas-Schänke auf engem Raum ein Bier getrunken hat.

Kurz vor ein Uhr im Treppchen: Nach einer letzten Zugabe empfiehlt das Duo Take Two "Trinkt die Leitungen leer" und legt die Gitarre ab. Mit kräftiger Stimme und verzerrter, rockiger Klampfe wurde vier Stunden lang auf hohem Niveau live gespielt - auch wenn zwischenzeitlich keine Maus mehr reinpasste.

Im Comix erklang erst gegen zwei Uhr der finale Akkord: Bis dahin war die Tanzfläche voll und die Stimmung gelöst: "Die liefern eine Supershow und gute Musik", findet Astrid Zabel. Die Kempener verstehen es, zu feiern. Und das nächste "Kempen Live!" kommt bestimmt.