Kempen: Kunst-Gedenken an verbrannte Schriften
In der Stadtbibliothek wird an die Bücherverbrennung der Nazis erinnert.
Kempen. Wenn man ein Buch liest und sich später daran erinnern möchte, auf welcher Seite man weiterlesen muss, platziert man das Merkbändchen an diese Stelle.
Dieses Tricks haben sich auch die beiden Künstler Rose Schreiber und Michael Mayr besonnen. Sie haben die kleinen Bändchen in den Fokus ihrer Arbeiten gerückt, haben sie fotografiert und bearbeitet - und so mit einer ganz neuen Bedeutung des Erinnerns aufgeladen.
Abbildungen der Bändchen verweisen nun im Rahmen der Kunstausstellung "bezeichnenderweise - eingedenk des 10. Mai 1933" in der Kempener Stadtbibliothek an die Bücherverbrennung durch der Nationalsozialisten am 10. Mai 1933.
Tausende Artikel, Schriften und Bücher, vor allem von jüdischen, pazifistischen, sozialdemokratischen und kommunistischen Autoren wurden damals zu "geistigem Unrat" erklärt. In über 60 Städten wurden Scheiterhaufen errichtet, teilweise wurden ganze Bibliotheken zu Asche.
Bereits im vergangenen Jahr hat Büchereileiterin Ursula Wiltsch an diesen Jahrestag erinnert und freut sich, in diesem Jahr die beiden Frechener Künstler als Unterstützer gewonnen zu haben.
Die Fotos, die Michael Mayr in der Kempener Bücherei aufgenommen hat, wurden zunächst auf Leinwand gedruckt. Danach hat Rose Schreiber ein Bildhauer-Element - kleine menschliche Holzfiguren - eingearbeitet. Die streichholzkleinen Figuren aus alter Zeder wurden an einem dünnen Faden an der Leinwand befestigt.
"Mit unseren Werken verweisen wir auf die Fragilität menschlicher Existenz in Gesellschaft und Staat und auf die Verantwortung für das eigene Handeln im Hier und Jetzt", so die Künstler. Dazu sind noch einige Malereien von Michael Mayr zu sehen.
Geht man durch die Gänge, dann stößt man immer wieder auch auf kleine Infoschilder, die auf Autoren hinweisen, deren Werke unter den Nationalsozialisten verboten wurden. Neben namhaften Schriftstellern wie Berthold Brecht, Erich Fried und Kurt Tucholsky finden sich auch unbekanntere Namen wie Lion Feuchtwanger und Werner Finck.
Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Mai in den Räumen der Stadtbibliothek, Burgstraße 19, zu sehen.