St. Martin 2023 Tausende strömen zum Martinszug in Kempen
Kempen · Beim traditionellen Schulkinderzug durch die Altstadt begeisterten rund 3000 Schüler mit ihren selbst gebastelten Laternen. Nach ersten Schätzungen von Polizei und Feuerwehr kamen rund 20.000 Zuschauer – trotz Regen.
Der große Martinszug der Schulkinder hat in Kempen Tradition: Alljährlich findet er am 10. November statt, die Schüler ziehen geordnet nach Schulen und Klassen mit ihren selbst gebastelten Laternen durch die Gassen der Altstadt und singen nach Leibeskräften und unterstützt von mehreren Kapellen die Martinslieder, in Kempen auch beherzt und textsicher auf Platt: „Zint Mä-erte ös al werr op Rett, o, wat en Freud!“
Das „O, wat en Freud!“ hatten sich in diesem Jahr die Kinder der Regenbogenschule zum Motto erwählt, es zierte neben dem Schullogo die Jutebeutel, die die Kinder umgelegt hatten. So war ein sicherer Abtransport der traditionellen „Blo-ese“, wie in Kempen die Martinstüten genannt werden, garantiert. 4300 Blo-ese hatten der Kempener St.-Martins-Verein und Helfer im Rathaus für die beiden Züge, den Kleinkinderzug am Donnerstagabend und den großen Schulkinderzug am Freitagabend, im Vorfeld gepackt. Mit dem Verlauf des Zuges war der Vereinsvorsitzende Rainer Hamm am Freitagabend sehr zufrieden, „es war sehr schön“. Neben den rund 3000 Schülern waren nach ersten Schätzungen von Polizei und Feuerwehr rund 20 000 Zuschauer in der Stadt.
Allein das Wetter machte es den Teilnehmern des Zuges und den Zuschauern nicht leicht. Immer wieder mussten Schirme aufgespannt werden, weil es nieselte und regnete. Sicherheitshalber hatten die meisten Kinder ihre Laternen schon gut eingepackt, einige wenige Fackeln, die kein schützendes Folienkleid trugen, dürften den Abend nicht überstanden haben. Den Vogel schoss im Zug eine Klasse des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums (LvD) ab: Die Siebtklässler hatten direkt Schirmgestänge als Unterbau für ihre Laternen genutzt, um das Gestänge eine Lichterkette gewunden und statt einer Stoffbespannung einen bunten Schirm mit Transparentpapier und Folie geklebt. So gut mit ihren eigenen Laternen beschirmt, machte den Kindern der Regen gar nichts aus.
Was in Kempen bemerkenswert ist: Der Martinszug zieht Menschen jeden Alters an. Es sind nicht nur diejenigen, die Kinder haben oder Enkel. Alle Generationen sind an St. Martin auf den Straßen, plaudern am Rande des Zugweges mit Freunden und Bekannten. Man isst Weckmännchen und Püfferkes, trinkt Glühwein und Kakao und bewundert die Laternen.
Mit ihren teils sehr aufwendig gestalteten Laternen sorgten die Schüler für ein einziges Lichtermeer. Da waren Gartenzwerge, Raupen und sich auf einer Blumenwiese tummelnde Bienen zu bewundern (Grundschule Wiesenstraße), Pippi Langstrumpf und der Kleine Onkel nebst dem Appell „Sei frech, wild und wunderbar“ (Astrid-Lindgren-Schule), etliche Fußbälle und olympische Fackeln (Regenbogenschule), filigrane Kokons (Förderzentrum Ost), Tamagotchis, Pikachus, Gameboys, Drachenköpfe und japanische Teepavillons (Gesamtschule), aufwendig gestaltete Eiswelten mit Pinguin und Eisbär (Liebfrauenschule Mülhausen), Eulen, Burgen und Leuchttürme (LvD).
Zwischen allerhand gesunden Lebensmitteln trugen Schüler des Gymnasiums Thomaeum auch die Speisen, die auf die Hüfte gehen: Bonbons, Lutscher, Muffins, Pizza, alles als große Laternen. Für Applaus sorgten wie gewohnt die Riesenfackeln, die die Fackel-AG am Thomaeum über Wochen im Schulkeller gebastelt hatte, darunter eine mannshohe Mickey Maus, einen roten Rennwagen, den sechs Schüler schleppten, einen Delfin, eine Schildkröte, eine geöffnete Muschel mit Perle, das blaue Fischmädchen Dorie aus „Findet Nemo“, eine große Meeresschlange, den Schwanz einer Meerjungfrau, die untergehende Titanic und einen Eiffelturm, der in den Farben der Trikolore bemalt war. In diesen Tagen sind Besucher aus Kempens französischen Partnerstädten Wambrechies und Orsay zu Gast. Auch die Kinder der Pasteur-Schule in Wambrechies waren mit selbst gebastelten Laternen dabei.