„Ein Hof voller Narren“ Tönisberger Bretterbühne probt für neue Komödie
Kempen · Die Proben für die Komödie „Ein Hof voller Narren“ laufen auf Hochtouren. Die Premiere ist bereits ausverkauft.
Wer an diesem Abend im Pfarrheim an der Bergstraße in Tönisberg verschwindet, ist schwer bepackt. Taschen und Kisten werden in den Pfarrsaal geschleppt. „Wir stellen heute Abend neben der eigentlichen Probe die Kostüme zusammen und besprechen die weitere Requisite sowie das Bühnenbild“, sagt Tobias Klug, der etliche Hemden an Kleiderbügeln hängend hereinträgt – und einen großen Karton, in dem sich ein Zylinder befindet, wie er verrät.
Friedhelm Wegert ist mit einem schwarzen Klapptisch und einem dicken Tapetenbuch ausgerüstet. „Wir müssen gleich überlegen, wie wir die Kulisse tapezieren wollen“, sagt Wegert. Im Pfarrsaal herrscht rege Betriebsamkeit. Ein Kleiderständer mit darüber hängendem Tuch wird als provisorische Wand auf den Bühnenbildbereich geschoben und in Position gebracht. Auf den Tischen stapeln sich Requisiten, „Wir kriegt man den Tisch auf?“, will Iris Tophofen wissen, die vor dem Klapptisch steht. Und: Reicht der Tisch als Hochzeitstisch? Oder muss ein zweiter Tisch her? Die Anwesenden diskutieren.
Frank Heesen schwelgt derweil in der Auswahl der bunten Hemden, die für seine Rolle als homosexueller Freund Detlef gedacht sind. Die rosa Variante finden alle besonders passend. Tobias Klug hat derweil in einen grünen Overall samt Gummistiefeln gepackt und steht, mit dem Reisigbesen in der Hand als Jungbauer Jonathan Dippelmann vor der Crew der Tönisberger Bretterbühne. Damit ist der homosexuelle Landwirt ebenfalls mit einem Kostüm ausgerüstet.
Die Theatergruppe steckt mitten in den Proben für die Verwechslungskomödie „Ein Hof voller Narren“ von Winnie Abel. Ende Oktober ging es los, am 29. Februar ist nun Premiere im Pfarrheim, bevor das Stück dann sechs weitere Male aufgeführt wird.
Wegert hat derweil auf einem Bürostuhl Platz genommen und eine graue Decke über seinen Beinen ausgebreitet. „Ich spiele Opa Erwin, der im Rollstuhl sitzt“, sagt er. Für die Aufführungen werde natürlich ein richtiger Rollstuhl genutzt. Iris Tophofen hat sich in die polnische Pflegekraft Irena Lewandowskia verwandelt und schiebt Erwin durch den Raum in Richtung Bühne, um auf ihren ersten Auftritt zu warten.
Auf der noch imaginären Bühne ist Jungbauer Jonathan in Position gegangen und geht seiner Arbeit im Stall nach. Die Szene läuft an. Souffleuse Martina Alberts hat das Textbuch vor sich liegen und verfolgt genauso aufmerksam wie Regieleiter Sven Post die einzelnen Handlungen. Wer zuschaut, kann kaum das Lachen unterdrücken, als Heesen mit einem Duftspray in der Hand umherwedelnd und sprühend den Stall betritt, um seinen Freund zu überraschen, der aber von dem Besuch gar nicht so begeistert ist, da seine Mutter Ruth nichts von seinem Lebensgefährten wissen darf.
Adelheid van Hall als Ruth rückt auch schon an. Erneutes Lachen, denn die Versteckszenen im Stall kommen bestens rüber. Post nickt zustimmend, auch Alberts hat kaum etwas zu tun. Die Texte sitzen.
Ein plötzliches Handyklingeln unterbricht die Probe, Klug verlässt den Pfarrsaal. Langes Überlegen gibt es nicht: Wegert greift sich ein Textbuch und steigt kurzerhand in die nächste Szene ein, für die Umbauten auf der Bühne erforderlich sind. Im Pfarrsaal entsteht das Esszimmer der Familie Dippelmann. Wobei van Hall als einzige am gedeckten Mittagstisch kein Textbuch in der Hand hat. Denn nicht nur Wegert hat eine fremde Rolle übernommen, sondern auch Petra Goak. Sonst als Natalia Lewandowskia, der Mutter der polnischen Pflegekraft, im Einsatz, übernimmt sie die Rolle von Jonathan Schwester Ester. Margret Rögels, die diese spielt, kann an diesem Probenabend nämlich nicht. Aber auch mit den Fremdbesetzungen verläuft die Szene hervorragend. Schließlich kennt jeder jede Rolle und weiß, worauf es ankommt, wenn Ruth verkündet, dass sie den Hof demjenigen von ihrem Nachwuchs vermacht, der zuerst heiratet.
Damit steht Jonathans Traum vom Biohof gegen Esters Legehennenbatterie. „Eine Wellnessoase für Schweine“, höhnt die Schwester, während der Bruder um die armen Hühner fürchtet, die in der Hühnerfabrik leben müssen. Dass die Bretterbühne ein Stück auf die Bühne bringt, bei dem die Lachtränen kullern werden, zeigt schon allein die Probe. Die Laiendarsteller sind mit Herzblut dabei und hauchen den Figuren Leben ein.