Nach dem Feuer am Wochenende Kempen: Warum heult eigentlich die Sirene?
Kempen · Nach einem stadtweiten Alarm in der Nacht zu Sonntag reagierten viele Kempener mit Unwissenheit und Unverständnis. Die WZ hat zu den Alarm-Regeln per Sirene nachgehakt.
Die Nacht zu Sonntag dürfte bei vielen Kempenern zum Teil recht schlaflos gewesen sein. Gegen 1.20 Uhr wurde stadtweit ein Sirenenalarm ausgelöst. Der Grund war ein Wohnungsbrand in einem Mehrfamilienhaus an der Hammarskjöldstraße, bei dem ein 62 Jahre alter Mann eine Rauchvergiftung erlitten hat. Die Feuerwehr hatte den Brand schnell im Griff, sodass Schäden an anderen Wohnungen oder Häusern verhindert werden konnten. Zudem gerieten keine weiteren Menschen in Gefahr.
Viele Nachfragen bei der
Stadt und in der WZ-Redaktion
Doch musste es wegen dieses Feuers gleich ein Sirenenalarm sein? Mit dieser Frage wandten sich mehrere Leser an die Redaktion. Und auch die Stadt Kempen erhielt Nachfragen. Man könne auch von Beschwerden sprechen, so Stadtsprecher Christoph Dellmans auf Nachfrage. Die Unwissenheit zahlreicher Bürger wirft die Frage auf, wann denn eigentlich per Sirenen alarmiert wird.
„Das ist immer dann der Fall, wenn es sich um einen zeitkritischen Einsatz handelt“, sagt Ordnungsamtsleiter Michael Steckel. „In erster Linie dann, wenn Menschen verletzt werden können. Dann, wenn Menschenleben in Gefahr sind.“ Dieses Szenario war in der Nacht zu Sonntag beim Einsatz im Hagelkreuz-Viertel ohne Zweifel gegeben. Neben dem Verletzten hätten sich 15 weitere Personen in dem Haus aufgehalten, so Steckel.
„In so einem Fall ist der Sirenenalarm wichtig, um so viele Feuerwehrleute wie möglich zu erreichen. Und um ihnen direkt klarzumachen, dass es sich um einen kritischen Einsatz handelt“, sagt der Ordnungsamtsleiter. Zwar seien alle Kameraden an den Digitalfunk angeschlossen. Es sei aber nicht garantiert, dass alle erreicht werden können. In dieser Technik gebe es ebenso Funklöcher wie im Mobilfunknetz, so Steckel. Daher schreibe der Gesetzgeber die Sirenenalarmierung vor. Neben der Erreichbarkeit der Feuerwehrleute sollen die Sirenen dafür sorgen, dass die Bevölkerung informiert und sensibilisiert sei. Im Fall vom Wochenende, als weite Teile Kempens nicht betroffen waren, sei es darum gegangen, das nähere Umfeld des Mehrfamilienhauses zu warnen. Bei Rettungseinsätzen müsse man immer vom Schlimmsten ausgehen. „Daher erfolgt die Sirenenalarmierung“, so Steckel.
In der Folge gibt es auch
Hinweise in den sozialen Medien
Sobald die Behörden nähere Erkenntnisse zur Lage haben, erfolgen außerdem Informationen in den sozialen Medien. Am Sonntag gab es daher seitens der Stadt Kempen kurz nach dem Großalarm eine kurze Erklärung bei Facebook. Mit dem Hinweis, dass es sich um einen lokalen Einsatz handelt, der sich in dem Fall auf die „Neue Stadt“ begrenzt hat. Wenn Gefahr für mehrere Teile einer Kommune ausgeht, wird dies auch digital mitgeteilt. Dafür gibt es unter anderem die Warn-App „Nina“. „Aber es gibt auch viele Menschen, die nicht über diese Technik verfügen. Auch deshalb gibt es wieder Sirenenalarmierungen“, so Steckel.
Er benutzt das Wort „wieder“, weil es mal eine Zeit ohne Sirenen gab. Im Zuge der immer besser werdenden digitalen Alarmierung mussten die Kommunen laut Gesetzgeber keine Sirenen mehr vorhalten. Um vor allem vor sogenannten Großschadenslagen warnen zu können, gab es aber wieder eine Kehrtwende. Kempen verfügt seit etwa einem Jahr wieder über eine flächendeckende Sirenenalarmierung. Neben den Anlagen auf dem Rathaus am Buttermarkt und auf der Feuerwache, Heinrich-Horten-Straße, sind die Sirenen an folgenden Standorten zu finden bzw. zu hören: Firmenstandort (Am Selder 33), Pumpstation (Kerkener Straße), Pumpstation (Magdeburger Straße), Villa Basels (St. Peter-Allee 32), Schulzentrum St. Hubert (Hohenzollernplatz 19), Feuerwache St. Hubert (Bendenstraße), Feuerwehr Unterweiden (Krefelder Weg), Feuerwehr Schmalbroich (Ziegelheider Straße), Feuerwehr Tönisberg (Rheinstraße).
Bürger beschwerten sich
auch über den Notruf 112
Noch einmal zum Einsatz am Wochenende. Wie Stadtsprecher Dellmans bestätigt, haben sich darüber auch viele Bürger über die Notrufnummer 112 beschwert. „Das geht nicht. Die Notrufnummer muss Notrufen vorbehalten sein“, so Dellmans. Weil die Zahl der Beschwerden nach Angaben der Leitstelle des Kreises Viersen sehr hoch war, wird Bürgermeister Volker Rübo in der Ratssitzung am Dienstagabend eine Stellungnahme zu dem Thema abgeben.