Zwischen Kleve und Krefeld Was die Bahn für die Niersexpress-Strecke plant

Kempen · Auf der Strecke des RE 10 kommt es immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen. Mit verschiedenen Maßnahmen will die Deutsche Bahn dafür sorgen, dass der Zugverkehr zuverlässiger wird.

 Auf der RE10-Strecke kommt es immer wieder zu Verspätungen und Zugausfällen.

Auf der RE10-Strecke kommt es immer wieder zu Verspätungen und Zugausfällen.

Foto: Norbert Prümen

Auch nach der Digitalisierung und Modernisierung der Niersexpress-Strecke kommt es immer wieder zu Zugausfällen und Verspätungen. Zum Niersexpress gebe es viel zu besprechen, teilt der SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner aus Kempen mit. Das tue er mit den Verantwortlichen der Deutschen Bahn in Berlin und Düsseldorf regelmäßig. Schiefner ist Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag. Ihm gegenüber habe die Deutsche Bahn wiederholt versichert, dass die Probleme sehr ernst genommen würden, berichtet Schiefner. Im persönlichen Gespräch sei nun auch erläutert worden, welche Störungen genau seit der Modernisierung immer wieder zu Problemen führten. Die Deutsche Bahn gestehe im Gespräch offen, „dass Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit weit hinter den Erwartungen nach der Modernisierung der Strecke zurücklägen“, so Schiefner: „Die geplanten Maßnahmen und der kontinuierliche Dialog aller Beteiligten zeigen aber, dass die Probleme ernst genommen und gelöst werden sollen.“ Das erkennt Schiefner an, fordert aber auch, „dass Leistungsversprechen gehalten werden müssen. Investitionen in die Schiene und Kapazitätssteigerungen bleiben für die ökologische Verkehrswende offenbar zwingend geboten.“ Laut Bahn seien deshalb für den Niersexpress zahlreiche kurz- und mittelfristige Maßnahmen geplant. So solle im kommenden Jahr die gesamte Stellwerkstechnik an ein neues Glasfaserkabel mit hoher Bandbreite angeschlossen werden, um die Übertragung weiter zu stabilisieren und künftig für mehr Verkehre zu ermöglichen. Zwischen Kleve und Krefeld seien die Lichtwellenleiterkabel bereits verlegt.

Präventiv würden dort Verkabelungen zu Bahnübergängen ausgetauscht, wo häufige Störungen auftreten, berichtet Schiefner nach dem Gespräch. Diese Arbeiten hätten bereits begonnen, die entsprechenden Spezialkabel seien am Markt jedoch nicht immer in der notwendigen Menge verfügbar. Für 21 Bahnübergänge zwischen Kleve und Krefeld werde parallel die Erneuerung geplant; bis Ende 2030 soll der letzte Bahnübergang erneuert sein. Klar ist aber auch: Ohne Störungen im Bahnverkehr sind all die Maßnahmen nicht umzusetzen. „Umso wichtiger ist es, dass Berufspendlerinnen und -pendler und Schülerinnen und Schüler rechtzeitig und vollständig informiert werden,“ so Schiefner weiter. Dazu sei die Deutsche Bahn im ständigen Dialog mit der Rhein-Ruhr-Bahn (RRB). Sie betreibt den Niersexpress auf der Strecke der Deutschen Bahn. Nur mit rechtzeitigen und vollständigen Informationen von der RRB könne die Deutsche Bahn schnell über ihre Anzeigen und Lautsprecher an den Bahnsteigen und online informieren.

Größter Teil der Verspätungen machen laut Bahn Staus aus

Das sei allerdings gar nicht so einfach, wie man sich das als Fahrgast vorstelle, beschreibt ein Sprecher der RRB auf Anfrage das Vorgehen. Dabei handele es sich um ein sehr komplexes System, mitunter könne es etwas dauern, bis eingetragene Störungen für Bahnreisende dann auch angezeigt würden, so der Sprecher. Insbesondere Prognosen seien sehr schwierig. Im Gespräch habe man ihm auch die Ausfälle und Störungen seit der Modernisierung erläutert, berichtet Schiefner. So habe man im zwei Jahre dauernden Modernisierungsprogramm für die Strecke Kleve–Krefeld zwar Stellwerkstechnik und all die Bahnübergänge digitalisieren können, für deren Erneuerung keine Planfeststellungsverfahren erforderlich gewesen seien. Zwischen Kleve und Krefeld gebe es aber immer noch zahlreiche alte Bahnübergänge. Deren Zusammenwirken mit der neuen Technik funktioniere weniger reibungslos als gewünscht. Verspätungen und Ausfälle seien noch nicht vollständig vermeidbar. Probleme der Digitaltechnik aber, wie sie noch zu Jahresbeginn 2023 zu langen Ausfällen und Ersatzverkehren führten, seien mittlerweile im Griff. Die Stellwerke liefen stabil und unauffällig. Auch einzelne Störungen an Signalen oder Weichen könnten schnell behoben werden. Die Bahn-Verantwortlichen erläuterten Schiefner aber auch, dass die Störungen an Bahnübergängen und Stellwerkstechnik nur einen Teil des Problems darstellten: Seit der Inbetriebnahme der digitalen Stellwerke Ende November 2022 bis heute seien rund 17 Prozent der Verspätungen auf Störungen der Infrastruktur, also beispielsweise an Bahnübergängen, Signalen oder durch vorübergehend nicht besetzte Stellwerke, zurückzuführen. Weitere rund 17 Prozent der Verspätungen entfielen auf den Betreiber, die RRB; hier nennt die Bahn als Ursachen die verspätete Bereitstellung von Zügen, Störungen an Fahrzeugen oder fehlendes Personal. Auch das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste unterwegs dauere oft länger. Hinzu kämen Fremdeinwirkungen, Vandalismus oder behördlich angeordnete Streckensperrungen. Den größten Teil der Verspätungen machen laut Bahn Staus aus: Gerate der Niersexpress aus dem Takt, weil er nicht pünktlich starte oder hinter anderen verspäteten Zügen hinterherfahren müsse, stauten sich hohe Folgeverspätungen über den ganzen Tag hin an. Seit November 2022 seien über 60 Prozent der Verspätungen beim Niersexpress auf solche Situationen zurückzuführen, erfuhr Schiefner von der Bahn.