Kempen Neue Spielzeit durch Corona geprägt
Kempen. · Das Kulturamt kann die neue Spielzeit in Kempen wegen der Corona-Pandemie nicht genau planen. Möglicherweise müssen Veranstaltungen neu organisiert oder ganz abgesagt werden. Weniger Zuschauer sorgen für weniger Einnahmen. Die Kultur in Kempen kam bislang ohne große Zuschüsse aus. Das könnte nun anders werden.
(rei) Martin Klapheck ist ein optimistischer Mann. Seit vielen Jahren organisiert der Mitarbeiter des Kempener Kulturamtes die Veranstaltungen für die jeweiligen Spielzeiten. In den vergangenen Jahren hatte Klapheck mit seinen Kolleginnen kaum Probleme, attraktive Programme in den verschiedenen Kulturreihen zusammenzustellen. Musiker, Ensembles oder Kabarettisten zu finden, die im niederrheinischen Kempen auftreten wollen, war und ist für das Kulturamt keine Schwierigkeit. Kempen genießt mit seinem Kulturprogramm seit Jahren einen sehr guten Ruf. Da treten Künstler gerne auf, denn sie können gewiss sein, dass sie hier ein kompetentes und dankbares Publikum finden. Viele Veranstaltungen waren stets schnell ausverkauft, Abonnements für die Kultur werden Jahr um Jahr von den Besuchern verlängert.
Nun ist vieles anders: Die Corona-Pandemie mit dem Lockdown im März hat Kulturschaffende und Kulturveranstalter hart getroffen. Auch Martin Klapheck und Miriam Pankarz, die gemeinsam das Programm der gerade zu Ende gegangenen Spielzeit 2019/2020 im vergangenen Jahr zusammengestellt hatten, mussten von jetzt auf gleich umplanen. Als es die ersten Lockerungen gab, entschied man sich, bei Konzerten in der Paterskirche einen neuen Weg zu beschreiten. Es gab zwei Konzerte mit leicht verkürztem identischen Programm am selben Abend, das erste um 18 Uhr, das zweite um 20 Uhr. Zwischendurch musste alles nach den Corona-Vorschriften gereinigt und desinfiziert werden.
Ein enormer Aufwand, die Kosten dafür stehen in keinem Verhältnis zum Ertrag. Denn selbst zwei Konzerte konnten bei reduzierten Besucherzahlen die Kosten nicht auffangen. Dennoch ist man im Kulturamt und im Kempener Rathaus der Meinung: Der Aufwand hat sich gelohnt. Denn das kulturelle Leben in der Stadt – es ist für Kempen ein wichtiger Standortfaktor – kam nicht völlig zum Erliegen.
Für die neue Spielzeit 2020/2021, die Anfang September beginnt, haben Klapheck und Pankarz wieder ein attraktives Programm zusammengestellt – allerdings vor dem Corona-Lockdown. „Die Planungen wurden in Vor-Corona-Zeiten abgeschlossen. Wie müssen unseren Besuchern aber sagen, dass das Programm unter Vorbehalt steht“, sagt Bürgermeister Volker Rübo, der auch Kulturdezernent der Stadt Kempen ist. Kulturamt und der Verein Kempen Klassik arbeiten weiterhin an Lösungen, auch unter den Corona-Vorgaben Veranstaltungen für Publikum anbieten zu können.
Keine Abonnements
im Vorverkauf erhältlich
Abonnements wird es aber diesmal im Vorverkauf nicht geben, weil viel zu unsicher ist, ob alle Veranstaltungen einer Kulturreihe überhaupt stattfinden können. Also setzt das Kulturamt diesmal ausschließlich auf den Einzelverkauf. Bislang haben Kulturamt und der mit Privatinitiative getragene Verein Kempen Klassik noch keine Absagen von Künstlern bekommen: Danach würde die Spielzeit am Dienstag, 1. September, mit einem Klavierkonzert von Emanuil Ivanov in der Paterskirche beginnen. Die besonders beliebte Reihe „Comedy & Kabarett“ startet nach jetzigem Stand am Montag, 7. September, gleich mit einem Highlight. Der in Kempen und durch seine TV-Auftritte („Mitternachtsspitzen“) bestens bekannte Kabarettist Wilfried Schmickler gastiert mit seinem aktuellen Programm „Kein zurück!“. Zwei Abende sind – wie in den vergangenen Jahren – jeweils für „Comedy & Kabarett“ im Forum St. Hubert geplant. Ob und wie diese wegen der Corona-Vorschriften realisiert werden können, ist unklar. Gerade diese Kulturreihe ist beim Publikum in jeder Spielzeit besonders beliebt, die Eintrittskarten sind schnell vergriffen. Es gab bisher praktisch keinen Kabarettabend, der nicht ausverkauft war. Mit den Einnahmen aus dieser Reihe hat das Kulturamt andere Reihen, die nicht auf ein solch großes Publikumsinteresse gestoßen waren, quersubventioniert. Das und das Engagement des Vereins Kempen Klassik trug in der Vergangenheit dazu bei, dass das Kulturprogramm in Kempen mit minimalen Zuschüssen aus der Stadtkasse auskam.
Ob dies auch in Zukunft so sein wird, ist fraglich. Schon für die abgelaufene Spielzeit fallen die Einnahmen geringer als geplant aus. Kein Wunder: Wenn in Corona-Zeiten gerade mal ein Viertel der regulären Zuschauerplätze bei Konzerten in der Paterskirche besetzt werden konnte, gibt es auch nur ein Viertel der sonst üblichen Einnahmen. Die meisten Künstler können bei ihren Gagen allerdings kaum Abstriche machen. In der Branche kämpft man derzeit ums Überleben. Und in Kempen, wo man seit Jahren vor allem jungen Künstlern eine Chance gibt, will man diese nun nicht im Regen stehen lassen. Was andererseits bedeutet: Wenn die Einnahmen sinken, die Ausgaben aber bleiben, hilft am Ende nur eins: Man muss mehr Einnahmen generieren. Will heißen: Bei der einen oder anderen Veranstaltungsreihe muss das Kulturamt auch darüber nachdenken, die Ticketpreise anzuheben.
Noch schreckt man davor zurück, in Kempen soll das treue Publikum nicht verprellt werden. „Wir müssen unser Publikum in Kempen halten“, sagte Bürgermeister und Kulturdezernent Rübo zuletzt im Kulturausschuss. Gelinge das nicht, würde es schwer, es später wieder zurückzugewinnen. Für ihn ist die Kultur ein wichtiger Standortfaktor für Kempen: „Den dürfen wir nicht aufs Spiel setzen“, betonte
Rübo.