Kempen Jugendliche erhalten jetzt kostenlose Rechtsberatung
Kempen. · Die Anwältin Nikola Menne engagiert sich ehrenamtlich. Wer Hilfe braucht, kann sich ab sofort melden.
Ein völlig neues Angebot macht der Ortsverband Kempen des Kinderschutzbundes: Kinder und Jugendliche können ab sofort eine kostenlose Rechtsberatung in Anspruch nehmen. Rechtsanwältin Nikola Menne aus Viersen übernimmt diese Aufgaben ehrenamtlich.
Für den Fall der Fälle gibt es bereits ein Jugendtelefon, bei dem es immer anonym und meistens auch emotional zugeht. Die neue Rechtsberatung sei anders strukturiert, sagt Margret Terhoeven, Geschäftsstellenleiterin des Kinderschutzbunds. Hier geht es um persönliche Gespräche, bei denen die Themen völlig unterschiedlich sein können: Handyverträge, Zoff mit den Eltern, Rechte und Pflichten in der Ausbildung und anderes mehr. Jugendliche haben beispielsweise ein Recht auf Taschengeld, über dessen Höhe jedoch sagt der Gesetzgeber nichts aus. Kinder und Jugendliche hätten, so Nikola Menne, außerdem freies Verfügungsrecht über das Taschengeld. Sprich: Sie können es ausgeben, wofür sie gern möchten. Auch wenn manche Eltern es vielleicht gern so möchten: Kein Kind braucht von seinem Taschengeld Schulbücher zu kaufen.
Laut Gesetz müssen Kinder
ihren Eltern im Haushalt helfen
Bei Beratungsgesprächen mit Kindern und Jugendlichen möchte die Anwältin den Ratsuchenden im Dialog aber auch klar machen, dass es auf der einen Seite Rechte gibt, auf der anderen Seite aber auch Pflichten. So steht es beispielsweise im Gesetz, dass Kindern ihren Eltern im Haushalt helfen
müssen.
Nikola Menne betritt mit ihrem Angebot Neuland, hat keine Erfahrung mit solch eher formlosen Beratungsgesprächen. Fest steht für sie und auch den Kinderschutzbund: Solche Gespräche sollen nur erste Kontakte darstellen und „keine Anleitung zum Prozessieren“. Sollten die Jugendlichen, die den Kontakt suchen, weitergehende juristische Hilfe benötigen, werden sie an einen anderen Anwalt verwiesen. Von daher ist es für Nikola Menne nicht von Nachteil, dass ihre Kanzlei in Viersen liegt. So laufe sie nicht Gefahr, dass Jugendliche, denen sie beim Beratungsgespräch geholfen hat, plötzlich vor ihrer Tür stehen und um weitergehende juristische Hilfe
bitten.
Haben andere Ortsvereine des Kinderschutzbundes mit einem solchen Angebot bereits einschlägige Erfahrungen gemacht? Durchaus, sagt Margret Verhoeven: „Die Nachfrage ist da. Immer wieder möchten Jugendliche Auskünfte von Anwälten.“ Die Hemmschwelle sei deutlich niedriger, wenn nicht sofort Ämter und Behörden mit dem Fall befasst seien. Die Jugendämter bieten vielfach auch Hilfestellung an, aber – da Behörde – nicht immer vertraulich. Und wenn die Hemmschwelle beim Kinderschutzbund immer noch zu groß ist, können Ratsuchende auch gern einen Freund mitbringen. Es gibt auch Fälle, bei denen die Eltern mit ins Boot müssen, etwa bei Drogenproblemen. Die gebe es auch in Kempen, würden aber, wie auch andernorts, gern totgeschwiegen. Probleme mit Drogen, so Nikola Menne, gebe es keineswegs nur in unteren sozialen Schichten, sondern oft auch bei so genannten „Luxuskindern“.
Wo liegt die Motivation der Anwältin? Nikola Menne war auf der Suche nach einer Möglichkeit, sich ehrenamtlich zu betätigen, und macht das nun (nach Bedarf) an den Mittwochnachmittagen. Termine können ab sofort vereinbart werden, sagt Martin Beyel, Vorstandsmitglied und Schatzmeister des Kinderschutzbunds Kempen.
Der Anrather Verein „Gutes beginnt im Kleinen“ hat dafür gesorgt, dass die Beratung beim Kinderschutzbund in einer angenehmen Atmosphäre stattfindet. Er hat einen gemütlichen Raum eingerichtet, in dem man sofort in eine vertrauliche Atmosphäre eintauscht. Tobias Tichelbäcker, einer von acht Mitgliedern: „Mit unseren vielen Förderern helfen wir meist mit Sachspenden, haben aber auch Selbstverteidigungskurse angeboten.“
Jugendliche können sich unter der Telefonnummer 02152/519924 melden. Der Kinderschutzbund befindet sich in Kempen am Spülwall 11, Zugang über Außentreppe auf dem Parkplatz an der Volksbank. hd