Kirchenführung im neuen Gewand

Im Bistum Aachen soll es künftig Regionalvikare geben. Deshalb tritt der Grefrather Pfarrer Johannes Quadflieg als Regionaldekan zurück. Der geplanten Neuausrichtung des Bischofs steht er positiv gegenüber.

Foto: Kurt Lübke/Friedhelm Reimann

Grefrath/Kreis Viersen. Post vom Aachener Bischof haben in diesen Tagen unter anderem alle Priester bekommen. Helmut Dieser bittet in dem Schreiben darum, einen Kollegen für ein neues Amt vorzuschlagen: den neu geschaffenen Posten des Regionalvikars. Er soll auf Diesers Wunsch den Regionaldekan ersetzen, den obersten katholischen Priester einer Region. Ihm obliegt, wie das Bistum es bisher formulierte, „der Dienst am Glauben und an der Einheit der Region“. Der wesentliche Unterschied zum neuen Modell ist, dass der Regionaldekan gewählt wurde. Die Entscheidung, wer Regionalvikar wird, wird beim Bischof liegen.

Foto: Kurt Lübke/Friedhelm Reimann

Die Bitte um namentliche Vorschläge begründet Dieser damit, dass er so „eine breitere Auswahlbasis gewinnen möchte“. Auch jedes Mitglied des Regionalpastoralrats und des Regionalen Katholikenrats soll einen persönlichen Vorschlag machen.

Die neue Personalidee von Bischof Dieser bedeutet in der Region Kempen-Viersen den Rücktritt von Regionaldekan Johannes Quadflieg. Das bestätigte der Priester der Grefrather Pfarre St. Benedikt gestern auf WZ-Anfrage. Allerdings sei dieser Rückzug im Einvernehmen zwischen dem Bischof und ihm vollzogen worden, so Quadflieg. Sein Rücktritt erfolgt zum 31. August. Normalerweise wäre Quadfliegs Amtszeit als gewählter Regionaldekan bis Oktober 2019 gelaufen. „Durch meinen Rücktritt kann jetzt in allen Regionen die Neuausrichtung gleichzeitig beginnen“, sagt der Grefrather Pastor.

Quadflieg steht den Plänen des Bischofs nach eigenen Angaben offen und positiv gegenüber. Insbesondere mit Blick darauf, dass es derzeit in vier von acht Regionen gar keinen Dekan gibt. So ist die Stelle zum Beispiel in Krefeld seit 2010 unbesetzt. Die Regionalvikare (vicarius foraneus), die voraussichtlich ab September im Einsatz sein sollen, sollen zu einem insgesamt dreiköpfigen Team gehören. Diese Dreier-Teams sollen aus einem Priester, einem pastoralen Mitarbeiter und einem Ehrenamtlichen — zum Beispiel aus einem Katholikenrat — bestehen, wie Quadflieg erläutert. Die Aufgaben des bisherigen Dekans würden so auf sechs Schultern verteilt.

„Es ist also davon auszugehen, dass es für die Priester eine Arbeitsentlastung geben wird“, so Quadflieg. „Schließlich haben wir in den Gemeinden immer weniger Priester, aber dafür immer mehr Aufgaben.“ Als Beispiel sei die Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Kempen-Tönisvorst genannt, wo sich mit Propst Thomas Eicker und Marc Kubella zwei hauptamtliche Priester um sechs — vormals eigenständige — Pfarren kümmern. Oder auch das Beispiel Grefrath: Dort ist Johannes Quadflieg der einzige Hauptamtliche für vier Pfarreien in Grefrath, Vinkrath, Oedt und Mülhausen.

„Der Bischof plant mit dieser neuen Ausrichtung, dass die Führung der katholischen Kirche im Bistum Aachen wieder überall ein Gesicht hat“, so Quadflieg. Die Hoffnung besteht also darin, wieder überall Führungskräfte installieren zu können. Quadflieg ist für die „Führung im neuen Gewand“ bereit. „Ich habe dem Bischof signalisiert, auch für den Posten des Regionalvikars zur Verfügung zu stehen“, sagt der Grefrather.

Zunächst soll diese neue Regelung nach Angaben des Bischofs bis Ende 2021 bestehen. Er wolle damit „keine späteren Leitungsmodelle und deren Bestellungsmodus auf der Regionalebene nach 2021 vorwegnehmen“, schreibt Dieser in seinem Brief. Die Beauftragung der Regionalteams sei vorläufig und nur für den Zeitraum des Gesprächs- und Veränderungsprozesses vorgesehen, der im Bistum unter dem Titel „Heute bei dir“ läuft.

Der Bischof geht im Verlauf dieser Aktion auf Tour durch alle acht Regionen und will, so die Ankündigung, in Gesprächen mit den Menschen über ihre Wünsche und Hoffnung in Bezug auf die Kirche kommen. Im Kreis Viersen gab es bereits einen entsprechenden Termin in der Viersener Generatorenhalle. Ein weiteres „meet & eat“ (also treffen und essen) gibt es am Dienstag, 17. April, 18 Uhr, im Krefelder Stadtwaldhaus.