Klinik für Babys und deren Eltern
In Tadschikistan entsteht ein Krankenhaus für Kinder mit Gaumen-Spalte — mit Hilfe von Dr. Martin Kamp.
Kempen. Jedes 500. Neugeborene ist von einer sogenannten „Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte“ betroffen. Diese Statistik gilt sowohl für Deutschland als auch für den zentralasiatischen Staat Tadschikistan. Mit einem großen Unterschied: Während sich in Deutschland spezialisierte Zentren um die Behandlung kümmern, werden die Babys in Tadschikistan oft abgeschoben. Diesem Umstand entgegenzuwirken, haben sich HNO-Arzt Dr. Martin Kamp aus Kempen und seine Kollegen des Hilfsprojektes „Tajik Aid“ zur Aufgabe gemacht. Durch den Aufbau einer chirurgischen Klinik können sie ihre Arbeit in Zukunft verbessern.
Die Klinik entsteht in der Hauptstadt Duschanbe. Im Stil eines russischen Neubaus wird hier derzeit ein altes Krankenhaus in eine Kinder-Kieferchirurgie mit Operationssälen und besseren Behandlungsmöglichkeiten umgewandelt. Die neue Einrichtung ermöglicht das Operieren auf hohem Niveau an vier Operationstischen. Auch eine gezielte Sprachtherapie kann angeboten werden. Darüber hinaus haben die Babys und ihre Familienangehörigen, die oft weite Reisen für eine medizinische Behandlung auf sich nehmen müssen, eine Übernachtungsmöglichkeit. „Die Klinik ist ein Meilenstein in unserer Arbeit“, erzählt Kamp.
2009 wurde das Projekt „Tajik Aid“ von Ärzten, Pflegern und Logopäden ins Leben gerufen, die sich auf freiwilliger Basis engagieren. Sie haben seitdem alle Hände voll zu tun. „Die medizinischen Verhältnisse vor Ort sind desolat“, berichtet Kamp und meint damit in erster Linie die Ausstattung der Krankenhäuser. Geräte sind veraltet, notwendige Medikamente und Behandlungen für die meisten Patienten unbezahlbar.
Kamp weiß um die Umstände aus eigener Erfahrung: Seit 2009 reiste er bereits elf Mal nach Tadschikistan. Dort ist er in erster Linie für die Organisation zuständig. Die rund dreistündigen Kiefer-Operationen führt er selbst nicht durch. Kamp: „Da müssen schon Spezialisten ans Werk.“
Einen guten Partner haben er und seine Kollegen im eingetragenen Verein „vision:teilen“ gefunden; einer franziskanischen Initiative gegen Armut und Notstand. „Es geht uns darum zu zeigen, dass auch mit einfachen Mitteln große Hilfe geleistet werden kann“, erklärt Bruder Peter Ahmed den Ansatz der Zusammenarbeit mit „Tajik Aid“.
Neben dem Umbau der Klinik ist es den Ärzten gelungen, eine Behandlungsleitlinie für Spaltpatienten einzuführen. Sie legt beispielsweise das Mindestalter für bestimmte Operationen fest. Auch die tadschikischen Ärzte sollen sich nach ihr richten können und so angeleitet werden, die Behandlungen aus eigener Kraft zu meistern. Hierbei hilft ihnen auch ein Handbuch, das Professor Jürgen Petzel von „Tajik Aid“ kürzlich entworfen hat. Es enthält Schritt-für-Schritt-Operationsanleitungen, übersetzt in die Amtssprache Russisch. Von den Entwicklungen vor Ort ein Bild machen möchte sich Kamp im September. Dann wird er wieder nach Tadschikistan reisen — und der Eröffnung der neuen Klinik beiwohnen.