Klirrende Kälte und Krankheiten haben auch Kempen im Griff

Viele Menschen leiden an Erkältung und Co.. Dennoch läuft im Hospital alles nach Plan. Apotheker haben gut zu tun. Der Handel indes ist auf Frühling eingestellt.

Klirrende Kälte und Krankheiten haben auch Kempen im Griff
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Kempen/St. Tönis. Mensch, ist das saukalt da draußen. Seit Tagen hat der Frost auch den Niederrhein im Griff. In den nächsten Tagen — und vor allem in den Nächten — soll es noch kälter werden. Mit dem kalten Wetter einher gehen viele Erkältungskrankheiten. Und auch die Grippewelle ist weiterhin unterwegs. Die WZ hat sich bei Menschen umgehört, die beruflich und privat mit der Kälte und den dazugehörigen Krankheiten zu tun haben.

So zum Beispiel in der Ärzteschaft des Hospitals zum Heiligen Geist. „Auch an uns ist die Grippewelle nicht spurlos vorübergegangen“, beantwortet Esther Fernholz, Sprecherin des Hospital-Betreibers Artemed, eine Anfrage der WZ. „In der zentralen Notaufnahme finden sich vermehrt Patienten mit Grippesymptomen ein. Auch die Zahl der stationären Aufnahmen aufgrund von Grippe sind höher“, so Fernholz.

Ebenfalls im Bereich der Mitarbeiter verzeichnet das Kempener Hospital mehr krankheitsbedingte Fälle als sonst zu dieser Jahreszeit. Zu Maßnahmen wie in den Krefelder Helios-Kliniken sei es in Kempen aber noch nicht gekommen. In der Nachbarstadt hat der Betreiber in der vergangenen Woche einzelne Patientenzimmer oder gar Stationen geschlossen, um personelle Kräfte zu bündeln. In Kempen sei das noch nicht nötig: „Die Versorgung der Patienten ist dankenswerterweise durch das große Engagement der gesunden Mitarbeiter sichergestellt“, teilt Fernholz mit. Konkrete Zahlen zu den Krankenständen oder den Grippefällen bei den Patienten konnte die Sprecherin auf Nachfrage nicht liefern.

Konkrete Zahlen hat auch Frank Jezierski, Sprecher der Alexianer Kliniken, die das Krankenhaus in St. Tönis betreiben, nicht. „Die Belegung ist hoch. Die Stationen sind voll“, sagt der Sprecher unmissverständlich. Der Krankenstand beim Personal sei außergewöhnlich hoch. Wie in Kempen müssten aber keine Stationen geschlossen werden. „Wir verzeichnen eine hohe Belegung, einen hohen Krankenstand — aber auch ein außergewöhnlich großes Engagement der gesunden Kollegen“, so Jezierski. So könne das Angebot in St. Tönis wie gewohnt aufrechterhalten werden.

Die Wartezimmer der niedergelassenen Ärzte sind auch voll. Und weil die Krankheiten am Wochenende keine Pause machen, war auch der Andrang in der Notdienstpraxis des Kreises in Viersen groß. Etwa zwei Stunden Wartezeit musste man am Sonntag in der Kinderarztpraxis des Notdienstes im Viersener Krankenhaus einplanen.

Als „eindeutig messbar“ bezeichnet Olaf Orthen die Zunahme von Kunden, die Medikamente gegen Erkältungssymptome kaufen. Orthen betreibt in Kempen Apotheken an der Thomasstraße, am E-Center und im Arnoldhaus. Seit zweieinhalb Wochen kämpften immer mehr Menschen mit den übliche Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen, Hustenreiz, Husten, der sich auf die Bronchien legt, sowie laufende Nasen. Trotz des Andrangs hat der Apotheker keine Engpässe bei den Mitteln gegen Erkältung und Co.. Wenn Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen und eventuell noch Durchfall plötzlich auftreten, dann sei eine Grippe im Anzug. Und, so Orthen, dann sollte der Patient auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen.

Um sich vor Ansteckung zu schützen rät der Apotheker beispielsweise zu einem Hausmittel: „Heiße Zitrone mit Ingwer tut da gut.“ Aber auch Hände waschen und das mehrmals täglich hilft bei der Vorbeugung. Zudem rät Orthen, nicht mit den Händen ins Gesicht zu fassen, damit Nase und Augen keine Bazillen abbekommen. Sind in der Familie Mitglieder erkrankt, hilft es, Türklinken und Dinge, die regelmäßig angefasst werden, beispielsweise im Bad, zu desinfizieren. „Das hilft auch bei der Vorbeugung.“ Ansonsten sei es für gesunde Menschen noch nicht zu spät, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Orthen: „Bis die greift, dauert es aber zwei Wochen.“

Neben den gesundheitlichen Aspekten hat die Kälte auch Auswirkungen in anderen Lebensbereichen. Wirft man einen Blick in die Schaufenster der Modegeschäfte, sieht man kaum noch Winterjacken oder warme Pullover. Stattdessen überwiegen bereits die Artikel der Frühjahrskollektionen. Zwar ist vereinzelt noch Winterkleidung erhältlich, die aufgrund der aktuellen Temperaturlage auch immer noch angefragt wird, doch schon längst haben die Geschäfte umgestellt. Das wurde bei einer Umfrage der WZ in der Kempener Altstadt deutlich.

„Seit Mitte Januar haben wir überwiegend Frühlingsartikel, die natürlich anregender für die Kunden sind“, berichtet eine Verkäuferin vom Modegeschäft „La Belle“. Etwas anders sieht es bei den Schuhen aus. Im Schuhgeschäft „Schuh & Sport Krahn“ könne man vermutlich noch bis in den März hinein Winterschuhe erwerben, berichtet eine Mitarbeiterin. Gerade in den vergangenen Tagen sei die Anfrage noch einmal gestiegen.

Nicht nur Menschen lassen die eisigen Temperaturen frieren. Auch für seinen besten Freund gibt es das richtige Outfit. „Momentan fragt jeder Zweite nach etwas zum Drüberziehen für seinen Hund“, sagt der Inhaber des Kempener Hundelädchens.

Einem kann die Kälte nach eigenen Angaben nichts anhaben: Lothar Abram steht an seinem Stand auf der Engerstraße und verkauft seinen Honig. Seine Mütze hat er auf dem Kopf, einen Schal um den Hals und sogar seine eigene Heizung dabei, wie der Hobbyimker erzählt. Sein Geschäft läuft trotz der Kälte. Abram: „Das Wetter ist mir lieber als wenn es den ganzen Tag regnet.“

Und was tun Sie gegen die Kälte? Wie wappnen Sie sich gegen Erkältungskrankheiten? Haben Sie vielleicht frostige Fotos vom schönen Niederrhein? Dann schicken Sie uns Ihre Tipps oder Bilder per E-Mail. Eine Auswahl wird möglicherweise in der WZ abgedruckt. Kontakt:

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