Kontakte knüpfen bei Kuchen
Jeden Freitag kommen Flüchtlinge und Kempener beim Begegnungscafé zusammen.
Kempen. Man wird empfangen von einem fröhlichen Stimmengewirr. Es duftet verlockend nach Kuchen — mit bekannten und fremden Aromen. In der evangelischen Thomas-Kirchengemeinde Kempen treffen sich seit wenigen Wochen jeden Freitagnachmittag Flüchtlinge aus dem ganzen Stadtgebiet, jüngere und ältere aus den unterschiedlichsten Ländern sowie interessierte Kempener Bürger. Eingeladen haben die evangelische und katholische Kirchengemeinde, die muslimische Gemeinde sowie der Arbeitskreis Asyl und Menschenrechte.
Das Kennenlernen funktioniert ganz problemlos: Jeder Besucher erhält beim Hereinkommen ein Namensschild. Mamadi aus Guinea ist schon zwei Jahre in Deutschland und spricht gut Deutsch; er lacht fröhlich und genießt zusammen mit seinem Betreuer Michael Deussen die Café-Atmosphäre. Man trifft bekannte Gesichter, umarmt sich — alles in allem eine herzliche, fröhliche Atmosphäre.
„Die Zusammenarbeit bei der Verwirklichung des Begegnungscafés ist hervorragend. Der Start ist bestens gelungen. Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden. Heute sind wieder circa 120 Personen gekommen“, sagt Karl-Georg Kreft von der Thomas-Kirchengemeinde. Nach einer Anlaufphase soll das Beratungs- und Begegnungscafé ein Selbstläufer werden. In einem Nebenraum geht es hoch her: Dort spielt eine ganze Schar Kinder, die von ehrenamtlichen Helferinnen betreut werden.
Man trifft sich zum Austausch, zum Kontakte knüpfen und um sich gegebenenfalls beraten zu lassen. Karin Darkwah-Oppong und Michael Stoffels vom Arbeitskreis Asyl und Menschenrechte (AKAM) bieten den Flüchtlingen eine Beratung in aufenthalts- und sozialrechtlichen Belangen an. „Dieses Angebot wird während des Begegnungscafés gut angenommen“, betont Karin Darkwah-Oppong, „es besteht ein großer Bedarf bei den Flüchtlingen, die viele Fragen haben und die sich freuen, diese Fragen freitags beantwortet zu bekommen.“
„Wir möchten, dass die Flüchtlinge mit ihren Kindern aus der Passivität in ihren Notunterkünften herauskommen“, sagt Pfarrer Michael Gallach von der Thomas-Kirchengemeinde. Er freut sich, dass Flüchtlinge den Gottesdienst besuchen; hierfür hat man eine Begrüßungsschrift in Englisch verfasst.
Es soll den Flüchtlingen das Gefühl vermittelt werden, dass ihnen geholfen wird. Gleichzeitig möchte man ihnen die deutsche Kultur näher bringen, damit sie sich in der fremden Umgebung besser zurechtfinden.
Christian Sustrath ist als Besucher zum Begegnungscafé gekommen. Er will aktiv mithelfen und Kontakte zu Flüchtlingen knüpfen. „Das Thema berührt mich sehr. Hinter jedem Menschen steht eine eigene Geschichte. Ich möchte dazu beitragen, Vorbehalte abzubauen“, sagt er.
Der allgemeine Tenor ist: „Die Hilfsbereitschaft bei allen, ob bei den Flüchtlingen oder deutschen Bürgern, ist genial!“ Gemeinsam hat man Vorbereitungen für das Begegnungscafé getroffen und die Kaffeetafel zusammengestellt. Die Initiatoren erhoffen sich, dass sich das Café zu einem festen Treffpunkt für alle entwickelt — für Kempener Bürger und für Flüchtlinge.
Langfristig sollen alle Flüchtlinge Eigeninitiative entwickeln und sich in die Arbeit beim Café einbringen — das funktioniert jetzt schon sehr gut. Das Begegnungscafé findet wöchentlich freitags von 16 bis 18 Uhr in den Räumen der evangelischen Thomasgemeinde in Kempen statt und soll zu einer festen Institution im städtischen Leben werden. In der Adventszeit ist ein arabischer Kochabend geplant. Das nächste Treffen ist am 20. November.