Kuhtor: Das letzte der vier Stadttore
Das Kuhtor überstand den Abrisswunsch im 18. Jahrhundert.
Kempen. Auf der Suche nach Kempens schönstem Wahrzeichen hat es das Kuhtor auf den zweiten Platz geschafft. Von den ursprünglichen vier Stadttoren ist es das einzige (bis auf den Rest des Peterturmes), das erhalten geblieben ist. Erbaut wurde es um 1350.
Während die anderen Bollwerke im 18. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgerissen wurden, hatte man für das Kuhtor noch eine Verwendung: als Gefängnis. Aber die Nachbarschaft der Kuhstraße richtete 1854 einen Antrag auf Abriss an die königliche Regierung.
Ihrer Meinung nach wäre das Tor eine Verkehrsbehinderung und außerdem gehöre ein Gefängnis an den Stadtrand und nicht insZentrum. Der Antrag wurde abgelehnt, wahrscheinlich wegen der hohen Abbruchkosten.
Erst mit dem Bau des neuen Gefängnisses an der Wiesenstraße um 1890 wurde der Abriss beschlossen und ein Antrag bei der Regierung in Berlin gestellt. Der zuständige Minister lehnte ihn aber ab. Auch durch weitere Bitten und Anträge blieb man in Berlin hartnäckig. So ein denkmalwürdiger Turm dürfte nicht so leichtfertig abgerissen werden, so die Begründung.
Für eine Sanierung setzte sich der damalige Landkonservator Professor Paul Clemen ein. Nach einem Plan des Architekten Windhase wurde das Kuhtor restauriert und um ein Stockwerk im neugotischen Stiel reicher.
Seit 1988 haben dort der Verein Linker Niederrhein (VLN) und der Bund der Vertriebenen (Ostdeutsche Heimatstube) ihr Domizil. Für viele Touristen ist das Stadttor ein Anziehungspunkt und sehr beliebtes Fotomotiv.
Katja Müller aus Düsseldorf besucht regelmäßig die Kempener Altstadt und gerät besonders beim Anblick des Kuhtores ins Schwärmen: „Wenn ich vor diesem alten Stadttor stehe, wird die Vergangenheit sehr lebendig.“ Sie stelle sich dann vor, wie die damaligen Zugbrücken hochgezogen wurden, oder die Bewohner der Stadt in Kriegszeiten alles verriegelten.
„Bei einer Stadtführung hörte ich, dass das Tor beinahe abgerissen wurde. Da kann man für die Hartnäckigkeit der damaligen Regierung heute noch dankbar sein“, sagt die 42-Jährige, die das nächste Mal zum Weihnachtsmarkt nach Kempen kommt. Dann freut sie sich besonders auf die schöne weihnachtliche Beleuchtung des Kuhtors.