Wanderungen der Amphibien Naturschutzbehörde hilft wandernden Kröten

Grefrath/Kreis Viersen · Das milde Wetter lockt Frösche, Kröten und Molche in diesem Jahr früh aus ihren Winterquartieren. Viele ehrenamtliche Helfer sind zum Schutz der Amphibien aktiv. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Viersen unterstützt in Kooperation mit den Straßenbaulastträgern den Bau fester Leitanlagen.

Monika Deventer und Matthias Nickel zeigen eine stationäre Anlage, die die Tiere zu einem Tunnel leitet. Er garantiert den sicheren Wechsel zur anderen Straßenseite.

Foto: Norbert Prümen

Der grüne, niedrige Kunststoffzaun, der die Grasheider Straße, von Mülhausen kommend, auf der linken Seite einfasst, ist schon von Weitem zu sehen. Auch ohne das Schild, das auf die Amphibienwanderung aufmerksam macht, ist klar, dass der grüne, rund 40 Zentimeter hohe Zaun dem Schutz von Fröschen, Kröten, Molchen und Unken dient, wenn sie auf ihren Wanderungen zu ihren Laichgewässern unterwegs sind.

Doch der grüne Zaun läuft nicht kontinuierlich durch. Er hat Lücken. Auf der rechten Seite der vielbefahrenen Straße ist er gar nicht zu sehen. Und doch gibt es hier sowie auch in den Lücken Amphibienschutz. „Auf der rechten Seite haben wir bereits eine moderne Leitanlage für die Amphibien im Einsatz und dort, wo links kein grüner Zaun zu sehen ist, erfolgt die Sicherung auf Straßenniveau ebenfalls mittels einer solche in den Boden eingelassenen Leitanlage“, erklärt Matthias Nickel von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen. Der in die Jahre gekommene noch bestehende Kunststoffzaun, der immer wieder an seinen Halterungen neu gespannt werden muss, soll in diesem Bereich ebenfalls ersetzt werden.

Bei der Leitanlage handelt es sich um Metallprofile in L-Form und einer Aufkantung am oberen Rand. Sie werden bodengleich mit dem Straßenbelag rechts und links der Straßen, wo die Amphibienwanderungen stattfinden, eingesetzt. In der Regel sieht der Autofahrer die Anlagen gar nicht, es sei denn, die Örtlichkeiten lassen einen bodengleichen Einbau nicht zu, sodass die Metallplatten am Rand hochstehen und daher zu sehen sind. „Wo abgehende Waldwege die Straßen kreuzen, kommen Rinnen zum Einsatz, durch die die Amphibien fallen und so ebenfalls in der Leitanlage landen. Die Tiere bewegen sich an dem Metallhindernis, bis der Durchgang zur anderen Seite kommt“, erklärt Monika Deventer, von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Viersen.

Unter der Straße erfolgen die eigentlichen Querungen. Dafür führen sogenannte Stelztunnel von einer Seite zur anderen. Es sind U-förmige Tunnel aus Beton, deren Boden offen ist. Das heißt die Tiere bewegen sich über den normalen Erdboden von der einen Seite der Leitanlage zur anderen Seite, während die Fahrzeuge entlang der Fahrbahndecke über sie hinweg fahren. Im Kreis Viersen gibt es an den entsprechenden Stellen mittlerweile acht dieser festen Anlagen. In Overhetfeld ist gerade eine Anlage saniert geworden, die der Kreis Viersen dank der Förderung des Landes NRW mit Mitteln der Europäischen Union finanzieren konnte.

Aber überall dort, wo es solche Anlagen nicht gibt, sind die Amphibien auf die ehrenamtliche Hilfe von Naturschützern angewiesen, die zur Laichzeit Zäune aufstellen, Eimer eingraben und die Tiere Tag für Tag sammeln, um sie dann auf die andere Straßenseite zu bringen. Dazu helfen Ehrenamtler auch bei den Straßensperrungen, die zwischen 19 Uhr und 8 Uhr ebenfalls als Schutzmöglichkeit genutzt werden.

„Ein Amphibienbestand kann dauerhaft nicht überleben, wenn 20 bis 25 Prozent der fortpflanzungsfähigen Tiere sterben“, informiert Nickel. Werden keine Schutzmaßnahmen ergriffen, liegen die Verluste – bei vier bis hin zu 60 Fahrzeugen stündlich – zwischen zehn und 75 Prozent. Die Tiere werden dabei nicht nur überfahren. Wenn Fahrzeuge bereits mit 50 Stundenkilometern unterwegs sind, erzeugen sie einen so hohen Luftdruck, dass die inneren Organe von Fröschen, Kröten und Molchen platzen, wenn sie sich unter Fahrzeugen befinden. Die Tiere sterben einen qualvollen Tod.

„Das sind die Tiere, die auf der Straße liegen und kaum äußerliche Verletzungen aufweisen“, sagt Deventer. Daher ist es umso wichtiger, dass Autofahrer sich an die reduzierten Geschwindigkeiten halten, die solche Amphibienwanderstrecken ausweisen. Tempo 30 dient genau diesem Schutz. In diesem Jahr ist es so, dass der milde Winter die ersten Tiere jetzt schon aus ihren Winterquartieren lockt und sie in Hochzeitsstimmung versetzt. Bei abendlichen Temperaturen ab fünf Grad erwachen Amphibien aus ihrer Winterstarre. Sie haben sich dazu in Waldgebieten im Laub vergraben. Die Tiere begeben sich zu ihren Laichgewässern, um sich dort zu paaren. Dabei wandern sie in der Regel zu den Gewässern, in denen sie aufgewachsen sind. Viele erreichen ihr Ziel aber nicht, da sie beim Überqueren der Straßen ab Beginn der Abenddämmerung, von Fahrzeugen überfahren werden oder durch den Sog der Geschwindigkeit sterben.