Lobberich: Gesungene Worte, die einfach Mut machen
Hannes Wader verzaubert 350 Zuhörer mit Liedern aus vier Jahrzehnten.
Lobberich. Und alles war wie früher: "Heute hier, morgen dort..." Da stand er, kerzengerade wie immer, ganz in Grau, spielte zur Gitarre einen Reigen seiner Lieder aus über vier Jahrzehnten.
Hannes Wader, der Liedermacher, der Volkssänger, der Künstler: Sang von "einer besseren Welt". Verzauberte so am Freitag 350 Zuhörer in der Werner-Jaeger-Halle, die ihn feierten und nach drei Zugaben noch nicht gehen lassen wollten.
"Was keiner denkt, das sollt ihr denken!" Sehnsüchtig schienen seine Fans zu warten auf gesungene Worte, die Mut machen: Immer dann brauste der Beifall am stärksten auf. So auch, als Wader, echter Volkssänger eben, das alte Bürgerlied "Trotz alledem" wieder einmal aktualisierte, vor dem Neo-Liberalismus warnte: "Nichts hält dieses System mehr auf!" Da bleibe nur, "sich über Sand im Getriebe zu freuen".
Wader politisierte mit feiner Ironie, mit Gelassenheit. Mitunter schien’s, als klänge ein Hauch von Wehmut, von Resignation mit. Musikalisch war’s gut, sehr gut. Kaum ein Verhaspler, wenige Verzupfer, nur wenn er die Saiten mit dem aufgesetzten Kapodaster verkürzte, klang die Gitarre etwas schrammelig.
Was soll’s! Ein großer Conferencier war er nie, diesmal hielt Wader sich noch mehr zurück. Schuf so zwischen Künstler und Publikum eine Distanz, die selbst bei Hits wie "Schon so lang" oder eben "Heute hier, morgen dort" höchstens ein schüchternes Mitsummen zuließ.
Besinnlich wirkte er: "Sterbe ich einst in Frieden?" Lyrisch besang er "das grüne Haar der Trauerweide". Betroffen machte er mit seinem Song "Die Mine", spielte meisterhaft programmatisch dazu die Gitarre, wenn er sang vom Mann, der starr auf einer Tretmine steht.
Hochaktuell klang dies Lied von 1983: "Es ist ja die Pflicht des Dichters, davon zu schreiben, was er ahnt", meinte Wader bescheiden. Und freute sich über stürmischen Applaus für diesen anspruchsvollen, wohltuenden Liederabend.