Militärgeschichte: Pulverdampf auf dem Dorenburg-Gelände
Das Freicorps von Lützow aus Krefeld zeigte in Grefrath, wie früher Soldaten auf dem Schlachtfeld agierten.
Grefrath. Als das zweite leichte Infanterie-Bataillon der Königlichen Deutschen Legion im zackigen Schritt auf das Schlachtfeld marschiert, werden die Soldaten bereits vom Freicorps von Lützow erwartet. Kniend gehen die Soldaten in Stellung, stopfen das Schwarzpulver in ihre Vorderlader und rücken stückweise vor zum Feind. „Feuer frei!“, lautet der Befehl, und die Waffen schweigen nicht länger.
Doch das Freicorps rüstet ebenfalls auf, stopft Kanonen — und schießt. Auf den lauten Knall folgt dichter Rauch, es stinkt nach Schwefel und Salpeter. Wie spannend Militärgeschichte sein kann, zeigte der Krefelder Verein Freicorps von Lützow Rheinland am Samstag auf dem Gelände des Niederrheinischen Freilichtmuseums in Grefrath.
Die 34 Freicorps-Mitglieder stellten in historischer Montur mit Original-Waffen Gefechte nach, lebten ihr Lagerleben und standen Besuchern Rede und Antwort. Die wollten wissen, wie ein Vorderlader funktioniert, wie die Krankenverpflegung früher von statten ging, oder wie ein Soldat genächtigt hat.
„Der Spaß, Geschichte authentisch darzustellen“, ließ Bodo Ruso dem Freicorps-Verein beitreten. „Vor 200 Jahren hat das Corps die preußischen Truppen in den Befreiungskriegen unterstützt, so auch bei der Befreiung des Niederrheins von den napoleonischen Truppen“, erzählt er. Dabei geht es den Darstellern nicht um die Inszenierung von Gewalt und Gräueltaten, sondern um Aufklärung.
So war zu erfahren, dass eine Taktik der Schlachtherren einem Schachspiel glich: „Es war Strategie, die Truppen teils stundenlang hin und her zu bewegen“, sagt Manfred Schouren, der erste Vorsitzende des austragenden Vereins. Auch beim Lagerleben erfuhren Besucher allerlei Kurioses und Wissenswertes — beispielsweise, dass junge Männer mit Alkohol zum Dienst im Militär gebracht wurden.
„Erst wurde getrunken, dann der Vertrag unterschrieben. Außerdem bekam jeder Soldat seine Tagesration Branntwein zugesichert“, sagt Schouren. Fiel ein Soldat, so war sein Leichnam zehn Pfennig wert. Für Verwundete bekamen die Bauern, die ihre Knechte abstellten, fünf Pfennig. Da wurde schon mal nachgeholfen, um mehr zu verdienen.
Übrigens: Die Darsteller schossen mit echten Waffen, wohl aber mit Platzpatronen. Sie feuerten in die Luft und nicht auf den Gegner. Ganz im Gegensatz zur realen Militärgeschichte — die war ja auch ganz schön blutig...