SERIE Hier wird Kultur gemacht Kultur-Scheune ist heiß begehrt

Mülhausen. · Morena Hommel betreibt den Veranstaltungsort seit 2012. Derzeit hat sie 140 bis 200 Anfragen von Bands und Künstlern.

Morena Hommel erhielt im Januar 2017 den Kulturpreis der Gemeinde Grefrath.

Foto: Norbert Prümen

Raureif benetzt das Grün vor der Scheune an diesem Wintermorgen, der Atem ist vor Kälte sichtbar. Aufs beherzte Klopfen gegen das Scheunentor öffnet Morena Hommel ihren Kulturort und bittet herein: „Herzlich willkommen!“ Der erste Eindruck macht positiv sprachlos: Teppiche liegen auf dem rauen Boden, Wände und Decke sind schwarz abgehängt. Bilder, Lampen und eine kleine Theke machen diesen Ort besonders.

Seit 2012 realisiert Morena Hommel an der Hauptstraße in Mülhausen kulturelle Veranstaltungen, zumeist Konzerte. „Ich habe geträumt, in einer Scheune kreativ zu schaffen. Im Dezember 2010 dann fand ich dieses Haus hier“, sagt Hommel, die vorher in Süchteln lebte. Dank Kontaktfreude wuchs ihr Freundes- und Bekanntenkreis schnell, ihre Idee sprach sich herum. Den Künstler für den ersten Scheunen-Musik-Gig akquirierte Hommel selbst, alle weiteren „kamen von sich aus auf mich zu“, sagt die Kreative. Was folgte, waren viele schöne, einzigartige Musikmomente.

„Unterstützung erfuhr ich ohne Ende“, sagt Hommel, die seither auch viel einstecken musste. Wegen mangelnder getrennter Toiletten und fehlendem Brandschutz musste sie laut Kreis-Bauamt ihre Kulturscheune im Dezember 2016 vorerst schließen. Dass sie im Januar 2017 den Kulturpreis der Gemeinde Grefrath bekam, spornte sie an, an ihrem Traum festzuhalten. Kreativ wie Hommel ist, verlegte sie die Konzertstätte in ihr Wohnzimmer. Folglich gibt es nun „Wohnzimmerkonzerte“ quasi neben der Kulturscheine – für maximal 30 Zuschauer.

Am Samstag, 12. Januar, gastiert das Kaarster Duo „Blues 66“ in Mülhausen – um 20 Uhr geht’s los. Wolf „Guitar“ und „Howling“ Sven spielen geschmeidigen Blues zum Schnippen, Wippen und zum Schwelgen.  „Bis Mitte 2019 steht das Programm“, sagt Morena Hommel, die derzeit 140 bis 200 Anfragen von Bands und Künstlern hat. Anscheinend übt dieser Kulturort eine große Faszination über die Grenzen des Kreises Viersen auf Kreative aus. Für Hommel ist wichtig, dass Dargebotenes Zuhörer packt: „Nur wer mit Herzblut musiziert, ist nah am Publikum“, sagt sie.

Morena Hommel, Jahrgang 1968, wurde im Erzgebirge geboren. 1991 zog sie samt Familie gen Westen, weil die gelernte Schneiderin in ihrer Heimat keine Arbeit fand. Es folgten eine zweite und dritte Ausbildung (Heimerzieherin, systemische Familientherapeutin), bevor das Kreative in Hommel zunehmend aufkeimte. „Die Idee, Kultur zu machen und zu gestalten, ist meine Leidenschaft“, sagt die umtriebige Sächsin. Doch damit nicht genug: Morena Hommel ist Sprecherin der Oedter Künstlergruppe „Bunte Gans“, plant Ausstellungen und malt seit 2013 nicht nur, sondern formt dreidimensional aus Ton. Ihre „Gottheiten“ sind im Zufallsprozess entstanden und faszinierend anzuschauen. Was die Zukunft der Kulturscheune angeht, wird Hommel weiter hart anpacken, um mit überschaubaren Mitteln ein außergewöhnliches Programm zusammenzustellen – zahlreiche Stammgäste wissen das bereits sehr zu schätzen.