Grefrath: Neues vom Niers-Flüsterer Ein Honorarkonsul für Grefrath
Grefrath · Hasnat Mia vertritt seine Heimat Bangladesch und wohnt an der Nordstraße. Außerdem geht es um Turnier-Erfolge und die Post.
Das gibt es sicherlich nicht oft, dass ein 14 783-Einwohner-Dorf einen Honorarkonsul zu seinen Mitbürgern zählen kann. Doch die Niersgemeinde kann das: Denn Hasnat Mia, gebürtig aus Bangladesch, wurde zum Honorarkonsul seines Heimatlandes ernannt. Und die offizielle Adresse der konsularischen Vertretung lautet: Nordstraße 47 in 47929 Grefrath. Grund für die Gemeinde und deren Oberhaupt Bürgermeister Manfred Lommetz, Hasnat Mia einzuladen, um ihn kennenzulernen. Und auch der Flüsterer bat den Honorarkonsul in die WZ-Räume an der Moosgasse in Kempen.
Studium und Ausbildung
Mit 18 Jahren kam der heute 53-jährige Hasnat Mia nach Neuss – ohne Familie. Gelebt hat er dann in Kaarst: „Die Familie, bei der ich gewohnt habe, hat mich wie einen Sohn aufgenommen.“ Sein Vater sei Staatssekretär gewesen und habe es sich leisten können, seinen Sohn ins Ausland zu schicken. „Dafür ist Deutschland bekannt, für Bildung und technischen Fortschritt“, berichtet Mia. Das Abitur seiner Heimat Bangladesch wurde hier jedoch nicht anerkannt, weshalb er sein Fachabitur machen musste. Danach absolvierte er ein Fernstudium der Politikwissenschaften in London und gleichzeitig eine technische Ausbildung. Heute arbeitet er als Key Account Manager bei Sun Hydraulik in Erkelenz.
Nicht viel Kontakt in Grefrath
Seine Frau hat Hasnat Mia in London kennengelernt: „Sie war Model.“ Das Paar, das seit 2002 in Grefrath lebt, hat einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn, der das Luise-von-Duesberg-Gymnasium in Kempen besucht hat, studiert in Aachen. Die Tochter besucht noch das Kempener Gymnasium. Schwierig sei das Erlernen der deutschen Sprache gewesen, sagt Mia. Aber auch, in Grefrath Fuß zu fassen. Viele Kontakte zu Grefrathern habe die Familie nicht. Er hätte sich lieber in Kempen niedergelassen, aber das hätte sich nicht ergeben. „Auf Dauer werden wir nicht hier bleiben, sondern umziehen“, sagt Mia. Das wäre auch besser für seine Funktion als Honorarkunsul, wenn er in einer größeren Stadt, in der mehr los wäre, wohnen würde.
Chirurgische Hilfe durch Verein
Und wie wird man nun Honorarkonsul? „Dazu muss man von seinem Land berufen und von der deutschen Regierung in dieser Funktion anerkannt werden“, sagt Hasnat Mia. Und berichtet vom Verein FOR Bangladesh, den er mit Ärzten, Unternehmern und Anwälten 2009/10 in Willich gegründet hat. „Wir sind Weltmeister im Verein gründen“, sagt Mia. Der oft „wir“ sagt, wenn er von Deutschland spricht. Und sein Verein habe seit der Gründung mehr als 2000 Kinder operiert. Einmal im Jahr für zwei Wochen ist Mia mit seinen Mitstreitern in Bangladesch. „Unsere Ärzte, plastische Chirurgen, nehmen dort Eingriffe vor allem an Verbrennungspopfern vor“, sagt Mia. Dazu würden einheimische Ärzte geschult. Es gibt aber auch Hilfslieferungen für Krankenhäuser und bei größeren Katastrophen, dann auch in Zusammenarbeit mit dem Medikamentenhilfswerk action medeor in Vorst. „Diese Aktivitäten haben die Aufmerksamkeit der Regierung in Bagladesch geweckt. Bis in die höchsten Ebenen und zur Ministerpräsidentin Scheich Hasina Wajed. Und da er nicht nur als Dolmetscher, sondern auch bestens mit den Gepflogenheiten seiner Heimat sowie den diversen Genehmigungsverfahren vertraut sei, sei er schließlich für das Amt des Honorarkonsuls vorgeschlagen worden. „Es ist selten, dass ein Einheimischer diese Funktion hat“, sagt Mia. Seien fünf Kollegen seien Deutsche. „Ich bin hauptsächlich für NRW zuständig.“ Mia gibt Empfehlungen für Visa, besucht verschiedenen Veranstaltungen als Repräsentant für seine Heimat und kann auch Aktionen anstoßen. Wie eine Konferenz mit Bürgermeistern aus 42 Ländern. „Ich habe auch Einladungen nach Tokio und New York verschickt“, sagt Mia. Bei einem Empfang im Düsseldorfer Rathaus habe er gegenüber dem Oberbürgermeister Thomas Geisel Wünsche äußern können. Darunter war, die Schaffung eines Denkmals und eine Städtepartnerschaft mit Dhaka“. Daran werde zurzeit gearbeitet
Platz acht für Einwohnerzahl
Dhaka ist die Hauptstadt von Bangladesch, das an die indischen Bundesstaaten Westbengalen, Assam, Meghalaya, Tripura und Mizoram sowie an Myanmar und den Golf von Bengalen grenzt. Mit etwa 165 Millionen Einwohnern (2017) auf einer Fläche von 147 570 Quadratkilometern steht es nach Einwohnerzahl auf Platz acht der größten Staaten der Erde. Millionenstädte sind neben Dhaka auch Chittagong und Khulna. „Als ich nach Deutschland kam, war mein Land arm. Das hat sich etwas geändert“, sagt Hasnat Mia.
Heidebuben erfolgreich beim Skat
Kommen wir von den typisch deutschen Vereinsgründungen zu einem ebenfalls typisch deutschen Spiel – dem Skat. Da waren jetzt die Grefrather Heidebuben bei der NRW-Landesmeisterschaft im Deutschen
Skatverbund in Werl erfolgreich. Sie kamen am Wochenende mit dem vierten Platz von der Veranstaltung zurück. Beim Turnier mitgemacht hatten 72 Teams. „Ausschlaggebend war neben der Spielkunst und dem notwendigen Quentchen Glück, vor allen Dingen der besondere Teamgeist, mit dem die fünf Spieler erfolgreich waren“, so Vereinsvorsitzender Horst Fliegen. Als Belohnung winkt jetzt die Endrunde der deutschen Meisterschaft im Oktober in Magdeburg.
Samstag ist Repair-Café
Das Repair-Café in Oedt ist erfolgreich. „Bisher kamen im Schnitt 20 bis 25 Hilfesuchende mit ihren defekten Geräten zu uns. Bei leckerem Kuchen oder selbst gebackenen Waffeln kann man sich die Wartezeit bis ein Fachmann frei wird, verkürzen“, schreibt Organisator Georg Fasselt in einer Mail an die WZ und kündigt gleichzeitig den nächsten Termin am Bergweg 2 an. Der ist am kommenden Samstag ab 15 Uhr. Die Fachmänner für Holz, Technik und Elektronik seien immer sehr gefragt, so Fasselt. Und: „Für eine kleine Spende steht ein Sparschwein bereit.“
Altglascontainer zieht um
15 Standorte für Altglascontainer gibt es in der Gemeinde Grefrath. Einer davon wird nun verlegt. An der Straße Zum Mühlenberg standen die Container früher an einem Kinderspielplatz. Mittlerweile ist die Fläche aber bebaut und die Behälter stehen nun direkt vor einem Einfamilienhaus. Weil die Container aber gut genutzt werden, soll der Standort nicht wegfallen, sondern wird nur um wenige Meter versetzt: nämlich in eine Straßeneinbuchtung vor einem Garagenhof an der Weststraße.
Die Post sucht eine neue Heimat
Wo wir gerade bei Umzügen sind: Ein weiterer bahnt sich in Grefrath an. Wohin ist allerdings noch offen. Zurzeit steht allerdings nur fest, dass die Deutsche-Post-Filiale im Getränkemarkt an der Umstraße zu Ende August schließen wird. Ein Post-Sprecher bestätigte dem Flüsterer dies. Der Kooperationspartner habe den Vertrag gekündigt. Keine Sorge, in Zukunft sollen die Grefrather zum Briefmarkenkaufen aber nicht den Weg über die Niers zu Zartingen am Obertor in Kauf nehmen müssen. Die Deutsche Post sucht schon nach einem neuen Kooperationspartner und ist optimistisch, dass, wenn Ende August die Türen zur Post-Filiale an der Umstraße zum letzten Mal zugehen, am nächsten Tag gleich wieder eine neue Tür aufgeht.