Noten sind nicht alles – Arbeitsverhalten zählt
Empfehlung: Welche weiterführende Schule ein Viertklässler besucht, entscheiden seine Eltern. Aber die Lehrer können die Richtung weisen.
Kempen/Grefrath/Nettetal. Für den neunjährigen Nico entscheidet sich in diesen Tagen eine wichtige Frage: Wie geht seine schulische Laufbahn nach vier Jahren an der Astrid-Lindgren-Schule in Kempen weiter? Auch Mutter Monika Helgert leidet unter der Qual der Schulwahl: "Man ist schon unsicher, ob die Entscheidung richtig ist." Monika Helgert ist daher froh, dass sie dabei Unterstützung von den Lehrern bekommen hat.
Christel Wessels, Gemeinschaftsgrundschule Grefrath
Insgesamt 1088 Kinder aus Kempen, Grefrath und Nettetal wechseln in diesem Jahr auf Real-, Haupt- Gesamtschule oder Gymnasium. Für Zweifelsfälle gibt es mit dem neuen Schulgesetz in NRW neue Regelungen. Wenn Eltern und Lehrer sich über den weiteren Weg der Zöglinge nicht einigen können, soll ein so genannter Prognose-Unterricht entscheiden.
In zwei Fällen wird das an der Astrid-Lindgren-Schule geschehen, berichtet Marianne Lechtenböhmer: "Wir haben die Möglichkeit, zwei Empfehlungen zu geben, wobei eine mit Einschränkung ist. Nach dem Prognose-Unterricht entscheidet das Schulamt." Um Eltern besser bei ihrer Entscheidung zu unterstützen, hat die Leiterin der Astrid-Lindgren-Schule und der Grundschule Schmalbroich bereits im November einen Fragebogen verteilt. "Die Eltern werden aufgefordert, das Lernverhalten ihrer Kinder und die Fähigkeit zur Stressbewältigung zu beobachten", sagt sie.
Wie entscheidend die Persönlichkeit des Kindes ist, weiß auch Marlene Smit, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule in Lobberich: "Die Arbeitshaltung ist oft wichtiger als die Noten. Man sollte sich mit den Schulen in Verbindung setzen. Auch mit den weiterführenden Schulen, damit man erfährt, was verlangt wird und was unterrichtet wird."
Auch die Pädagogen sind nicht immer sicher, wie sich die Kinder weiter entwickeln. Was also tun, wenn die Entscheidung zwischen zwei Schulformen schwankt? Ein Patentrezept gebe es nicht. Aber in Nettetal biete sich die Gesamtschule an, findet Smit. "Wenn das Kind selbstbewusst ist, kann man ruhig mal hoch pokern. Wenn es dagegen unsicher ist, würde ich den stabileren Weg vorschlagen", empfiehlt Christel Wessels, Rektorin der Gemeinschaftsgrundschule Grefrath. "Der Knackpunkt ist das dreigliedrige Schulsystem", erklärt sie, "da wird es immer Fehlentscheidungen geben." Eine Verlängerung der Grundschulzeit auf sechs Jahre hält sie für sinnvoller.