Leuth: Schuss durch die Balkontür
Auf ein Haus am Xylanderweg ist geschossen worden. Die Polizei hat noch keine Spur – und die Anwohner haben Angst.
Leuth. Die Anwohner des Xylanderwegs sind in Sorge. Erst gab es in der Silvesternacht zwei Brandstiftungen in kurzem Abstand in ein und derselben Garage. Jetzt ist sogar ein Schuss auf ein Einfamilienhaus abgegeben worden. Und die Polizei steht vor einem Rätsel.
Die Bewohnerin des unter Beschuss geratenen Hauses hatte zwar am Abend des 14. Januar während der Tagesschau ein Splittern vernommen, aber geglaubt, es handele sich um ein Geräusch von draußen. Erst am frühen Montagmorgen hatte die 77-jährige Rentnerin die durchschossene Scheibe der Balkontür im Obergeschoss entdeckt. Das Projektil lag auf dem Fußboden - laut Polizei ein Kleinkaliber. Das heißt, der Schuss hätte tödlich sein können.
"Leider ist das Projektil völlig deformiert, sodass wir das Kaliber nicht genau ermitteln können. Außerdem ist nicht festzustellen, woher der Schuss kam", sagt der Pressesprecher der Polizei, Wolfgang Wiese. "Wir haben keinen Ermittlungsansatz."
So ist der Fall der Staatsanwaltschaft übergeben worden. Sachbeschädigung lautet der Tatbestand. Mit anderen Worten: Der Fall ist zu den Akten gelegt und die Täter bleiben unerkannt. "Wir haben Angst - und wir sind enttäuscht", kommentiert ein Nachbar.
Enttäuscht, weil sich die Polizei in den Augen der betroffenen Rentnerin und ihrer Nachbarn - die alle anonym bleiben möchten - nicht in angemessenem Maße um Schaden und Geschädigte gekümmert hat. So gibt die 77-Jährige an, dass ihr die Polizeistreife, die den Fall am 15. Januar aufgenommen hat, ankündigte, dass sich die Spurensicherung zu einer weiteren Besichtigung des Tatorts anmelden würde. Dies sei jedoch nicht geschehen. Erst auf eine erneute Anfrage der Rentnerin, sei nun - zehn Tage nach der ersten Aufnahme - ein Sachbearbeiter erschienen. Gerne hätte sie früher erfahren, dass sie die Scheibe zur Reparatur freigeben kann.
Laut Polizei-Sprecher Wiese liegt ein Missverständis vor: "Eine Spurensicherung war überflüssig. Bis auf das deformierte Projektil und das Loch in der Scheibe gibt es nichts sicherzustellen." Eine verbindliche Zusage für einen weiteren Besuch habe es nicht gegeben.
Außerdem wundern sich die Anwohner des Xylanderwegs, dass die Polizei mit dem Schuss auf ein Wohnhaus nicht an die Öffentlichkeit gegangen ist. Wiese: "Das ist uns durchgegangen. Strafrechtlich läuft der Fall als eine von zahlreichen Sachbeschädigungen."
Unterm Strich tappt die Polizei jedenfalls im Dunkeln. Übrigens ebenso wie bei der Serie von Brandstiftungen am Xylanderweg. Nach bisherigem Erkenntnisstand der Kripo soll es 2006 im Umfeld des aktuellen Tatortes zu mehreren kleineren Bränden gekommen sein - die zunächst nicht gemeldet wurden. Bekannt wurde dies erst, als Silvester zweimal in derselben Garage Feuer ausbrach. Eine Zeugin hatte damals zwei Jugendliche beobachtet. Sie sollen 17 bis 20 Jahre alt gewesen sein. Einer soll eine auffallend rote Jacke und eine Mütze getragen haben. Eine Verbindung zwischen Schuss und Brandstiftungen sieht Wiese aber nicht: "Das ist reine Spekulation."
Das ruhige Siedlungsgebiet liegt weder in der Nachbarschaft von Gaststätten noch Spielhallen. "Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Drogentouristen von hier aus die B 221 Richtung Grenze überqueren", so ein Anlieger.