Polizei „Paketboten“-Überfall: Zwölf Hinweise nach TV-Sendung

Kempen/München · Der brutale Raubüberfall eines falschen Paketboten auf eine Kempenerin war Thema in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY“. Eine heiße Spur fehlt der Polizei weiterhin.

Im Bereich des Alten Prozessionswegs ereignete sich der Überfall am 8. Mai 2019 gegen 10 Uhr.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Was vielen Kempenern schon im Mai 2019 als unfassbar erschien, wurde durch die TV-Sendung „Aktenzeichen XY“ am Mittwochabend noch unfassbarer. Wie berichtet, beschäftigte sich die ZDF-Redaktion mit dem Fall einer Kempenerin, die am 8. Mai am hellichten Tag – um 10 Uhr morgens – von einem falschen Paketboten und zwei Komplizen in ihrem Haus überfallen und ausgeraubt worden war.

In der Rekonstruktion mit Schauspielern wurde deutlich, wie rabiat die Räuber vorgegangen sind. Ein als Paketbote „getarnter“ Mann klingelte an der Tür des Hauses, Alter Prozessionsweg. Sofort wurde er von zwei vermummten Komplizen unterstützt. Die Männer zerrten die Frau in den Keller zum Safe, später in die obere Etage des Hauses. Nachdem sie Schmuck, Geld und eine wertvolle Uhr geraubt hatten, sperrten sie die leicht verletzte Frau in den Keller. Das mitgebrachte Paket nahmen die Männer wieder mit und machten sich mit einem Fahrzeug aus dem Staub, so die Vermutung der Polizei.

Der Täter soll einen osteuropäischen Akzent haben

Der Viersener Kommissar Roland Steffen erläuterte im Münchener TV-Studio mit Moderator Rudi Cerne den Stand der Ermittlungen. Die Polizei hat mehrere Ermittlungsansätze. Zum einen konnte das Opfer eine Beschreibung des „Paketboten“ abgeben. Er sei etwa 1,80 Meter groß, 30 bis 35 Jahre alt, habe dunkelblondes, kurzes Haar und eine „normale Statur“. Auffällig sei der osteuropäische Akzent des Mannes gewesen, so Kommissar Steffen.

Zweiter Ansatz ist die gestohlene Uhr. Dabei handelt es sich um eine Uhr der Firma Rolex (Modell Datejust II). Für dieses Schmuckstück hat die Polizei auch die Kennzeichen-Nummer parat: K56Q0056. Laut Hersteller kostet dieses Modell je nach Variation zwischen 8000 und 10 000 Euro.

Drittens erhofft sich die Polizei nun Hinweise auf den Fuß- bzw- Fahrtweg der Täter. Laut Steffen könnten die Männer ihr Fahrzeug im Bereich der St. Töniser Straße abgestellt haben, um dann samt Paket zu Fuß über die Straße „An der Kreuzkapelle“ zum Haus am Alten Prozessionsweg zu gehen. Im Filmausschnitt und in den Aussagen des Polizisten wurde deutlich, dass eine Passantin drei verdächtige Personen mit Paket gesehen hat. Das Haus des Opfers befindet sich in unmittelbarer Nähe des Grünzuges mit Spielplatzes an der St. Töniser Straße. Ebenso nicht weit entfernt ist das Mehrfamilienhaus des Projektes „Besser Gemeinsam Wohnen“. „Der Tatort befindet sich in einem Neubaugebiet. Am 8. Mai 2019 waren dort einige Bauarbeiter tätig“, so Steffen, der sich auch dadurch Hinweise erhofft.

Noch während der Sendung konnte man am Mittwochabend beobachten, dass der Viersener Polizist Hinweise per Telefon empfing. Am Ende von „Aktenzeichen XY“ wurde gar verkündet, dass es einen vielversprechenden Hinweis gegeben habe. Eine Anwohnerin habe ein verdächtiges Auto am Tattag und bereits 14 Tage vorher beobachtet. Sie habe sich sogar das Kennzeichen notiert.

Kennzeichen-Hinweis einer Anwohnerin war nicht erfolgreich

Ein Sprecher der Polizei im Kreis Viersen machte aber Donnerstag deutlich, dass dieser Hinweis doch nicht so vielversprechend sei. „Die Frau hatte sich schon kurz nach der Tat gemeldet. Diesem Hinweis sind wir bereits nachgegangen. Er hat keinen Erfolg gebracht“, so der Sprecher.

Aktuell sind drei Hinweise als „vielversprechend“ eingestuft

Insgesamt hätten sich während und nach der Sendung zwölf Anrufer gemeldet – „einer sogar aus Österreich“, so der Polizeisprecher. Von diesen zwölf Hinweisen stuft die Polizei drei als „vielversprechend“. Jedoch könne nicht davon die Rede sein, dass man eine heiße Spur habe.

„Wer hat zur Tatzeit im Umfeld des Tatorts verdächtige Beobachtungen gemacht? Sehr wahrscheinlich sind die Täter mit einem Wagen geflüchtet: Wer hat fremde Fahrzeuge in der Gegend bemerkt oder gesehen, wie der falsche Paketbote und seine Komplizen aus- und später wieder eingestiegen sind? Den Fluchtwagen haben die Männer vermutlich in der St. Töniser Straße oder deren Umgebung abgestellt.“ Mit diesen Ansätzen sucht die Polizei weiter nach Zeugen. Die Staatsanwaltschaft hat eine Belohnung von 2500 Euro ausgesetzt. Hinweise gehen an die Polizei im Kreis Viersen: Tel. 02162/377 3215. Den Beitrag aus der Sendung „Aktenzeichen XY“ kann man sich in der Mediathek auf der Homepage des ZDF ansehen: