Kempen/Tönisvorst Personeller Umbruch in der Kirche
In der Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst gehen die Verantwortlichen neue Leitungswege.
Kempen/Tönisvorst. Mit Ungewissheit, aber auch mit Zuversicht gehen die Verantwortlichen der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Kempen-Tönisvorst ins Jahr 2017. Die katholischen Kirchengemeinden in Kempen, St. Hubert, St. Tönis und Vorst stehen vor umfangreichen Veränderungen im Leitungsbereich. Der Grund für die neuen Strukturen, die alle vier Pfarreiräte mit entwickelt haben, ist der Personalmangel bei den hauptamtlichen Pfarrern. Hauptamtliche Vertreter und Ehrenamtler aus den Gemeinden präsentierten am Mittwoch ihre Pläne in der Kapelle St. Peter.
Der Kempener Propst Thomas Eicker wird Mitte nächsten Jahres — zumindest für eine gewisse Zeit — der einzige hauptamtliche Pfarrer in den vier Gemeinden sein. Wie bereits berichtet, wird der St. Huberter Priester Pero Stanusic zum 1. Januar eine Leitungsfunktion in einer anderen GdG übernehmen. Wie Eicker am Mittwoch sagte, wechselt Stanusic nach 16 Jahren am Kendel nach Aachen-Nord. Das nächste personelle Loch tut sich im Juli auf. Dann geht der Tönisvorster Priester Ludwig Kamm in den Ruhestand. Und die Pläne des Bistums sehen vor, dass es keinen Nachfolger für Kamm geben wird.
„Der Personalplan des Bistums Aachen sieht zwei hauptamtliche Pfarrer für unsere Gemeinschaft vor“, so Eicker. Er selbst wird der mit 29 800 Mitgliedern größten GdG als Leiter vorstehen. Zusätzlich soll ein Pfarrer nach Kempen kommen, der überwiegend priesterliche und seelsorgerische Aufgaben übernehmen wird. „Wir haben die Hoffnung, dass wir in der ersten Jahreshälfte 2017 wissen, wer das sein wird“, sagte Eicker. Es gebe entsprechende Signale vom Bistum Aachen.
Die neuen Leitungsstrukturen hat die GdG Anfang November bei einer gemeinsamen Tagung mit 70 Vertretern aus den vier Gemeinden verabschiedet. Bei der gestrigen Präsentation wurde deutlich, dass organisatorische und strukturelle Aufgaben auf die Schultern von Haupt- und Ehrenamtlern verteilt werden. „Mit dem Ziel, dass die Pfarrer auch wirklich Raum und Zeit für Seelsorge haben“, so Eicker.
„Im Mittelpunkt aller Überlegungen steht, dass Kirche vor Ort erfahrbar bleibt“, sagte Regina Gorgs, eine von fünf Gemeindereferenten und -referentinnen der GdG. Daher soll es vier lokale Leitungsteams für Kempen, St. Hubert, St. Tönis und Vorst geben. Zu diesen Teams gehören jeweils ein Seelsorger aus den Reihen der Referenten, eine Pfarrsekretärin sowie Vertreter von Kirchenvorstand und Pfarreirat. In der Mitte der vier Leitungsmannschaften agiert das Pastoralteam um Propst Eicker und Vertreter der jeweiligen Räte. „Wir möchten die Fähigkeiten und Charismen der Ehrenamtler nutzen, um nah an der Basis zu bleiben“, so Borgs.
Damit stehen die Kirchenvertreter vor dem nächsten Problem: Wie in Vereinen auch gibt es immer weniger Freiwillige, die Verantwortung übernehmen möchten. „Ja, das stimmt“, sagt Doerte Schäfer, die im Kempener Pfarreirat aktiv ist. „Es wird immer schwieriger, Leute für ein Amt zu begeistern.“
Dennoch sind die Beteiligten zuversichtlich, dass ausreichend Mitstreiter gefunden werden. „Dabei sollte es vor allem darum gehen, den Ehrenamtlern auch gezielt Aufgaben zu geben. Vielleicht unter der Frage: Welche beruflichen Fähigkeiten des Einzelnen können wir in der Gemeinschaft nutzen?“, so der Kempener Gemeindereferent Andreas Bodenbenner. Es müsse nicht jeder alles können und machen. Auch im Ehrenamt müssten die Aufgaben verteilt werden.
Laut Bodenbenner sind die neuen Strukturen langfristig ausgelegt. „Unsere GdG 2026 — Mit meinem Gott überspringe ich Mauern!“ — das steht als Motto über den neuen Strukturen. „Die personellen Voraussetzungen werden sicher nicht besser werden. Daher wollen wir uns langfristig aufstellen“, sagt Bodenbenner.
In Kürze sollen die neuen Strukturen mit Leben gefüllt werden. Im Februar und März sind Pfarrversammlungen geplant, um möglichst viele Gemeindemitglieder einzubeziehen.