Kempen Postgelände: So soll’s mal aussehen
Im Denkmalausschuss wurden die Pläne des Investors vorgestellt. Für die favorisierte Lösung gab es viel Lob aus den Reihen der Kempener Politik.
Kempen. Drei Geschosse, ein markanter Giebel an der Ecke Moorenring/Thomasstraße, größere Fassadenteile mit Putz und Klinker im Wechsel und ein zurückspringendes Übergangselement aus Glas zu den bestehenden Gebäuden am Moorenring — das sind die gestalterischen Kernelemente des neuen Wohn- und Geschäftshauses, das in den nächsten Jahren an der Stelle der heutigen Post entstehen soll.
Im Denkmalausschuss am Montagabend wurden verschiedene Entwürfe vorgestellt, die während eines Workshops vor drei Wochen entwickelt worden waren. Unter der Leitung von Professor Kunibert Wachten vom Planungsbüro Scheuvens und Wachten hatten sich das Grefrather Immobilienunternehmen Fabri & Reuter als Investor samt seiner Architekten mit Vertretern von Stadt und der Politik zu den Plänen ausgetauscht. Mit solchen Workshops hat die Stadt bereits gute Erfahrungen gemacht. Denn für einen Neubau an der Ecke Hessenwall/Ellenstraße gab es einen ähnlichen Ablauf — auch unter der Moderation von Professor Wachten.
Es handle es sich um einen anspruchsvollen Standort, schilderte der Technische Beigeordnete Stephan Kahl. Er liegt gegenüber der Burg und dem Grüngürtel, an der Thomasstraße, eine wichtige Verbindung zwischen Altstadt und Bahnhof. Stadtplaner Wachten hatte für die aktuellen Planungen auch in die Vergangenheit geblickt. An der Stelle stand früher das Mädchengymnasium, ein wuchtiger Bau mit drei Vollgeschossen und Mansarddach, zum Moorenring hin mit einem sehr ausgeprägten Giebel. Diese Situation ist heute auf dem Giebel des Nachbargebäudes Thomasstraße 17 dargestellt. Im Bereich der jetzigen Grünanlage stand das alte Postgebäude.
Mädchengymnasium und Postgebäude wurden im Zuge der Altstadtsanierung in den 60er Jahren abgerissen, was schon damals für viele Bürger unverständlich war. Die Ecke Thomasstraße/Moorenring wurde dann mit einem zweigeschossigen Flachdachbau neu bebaut.
Im Jahr 2009 kaufte Investor René Reuter das Gebäude. Bis 2018 läuft der Mietvertrag mit der Post. Weil sich das Geschäft dort verändert habe, brauche das Unternehmen nicht mehr so viel Platz und will sich eher verkleinern, so Reuter im Ausschuss. Daher habe man sich darauf geeinigt, im kommenden Jahr ein Raumkonzept zu besprechen, nach dem dann neu gebaut werden könnte. Dann könnte es 2018 losgehen. Allerdings habe die Post auch die Option, den Mietvertrag um fünf Jahre zu verlängern. Dann würde ein Abriss und Neubau erst 2023 starten können. Vorgesehen ist, dort 25 Wohnungen (zwischen zwei und vier Zimmer groß) sowie im Erdgeschoss Gewerbeflächen für Dienstleistungsunternehmen zu schaffen. Neben der Post könnten dort Ärzte, Anwälte oder Steuerberater einziehen.
Im Workshop wurden nun Aspekte wie Baukörpergrößen, Geschossigkeit, Traufhöhen, Dachformen, Dachneigungen, Gliederung der Fassade, Material und Farbe in den Blick genommen. Mit Blick in die Historie hat man sich wieder für einen markanten Giebel entschieden. Es seien die Maßstäbe aus Thomasstraße und Moorenring übernommen worden, so Kunibert Wachten. Der Materialwechsel in der Fassade sollte nicht zu kleinteilig sein, dennoch wirkt der Baukomplex wie mehrere Gebäude. Es wird mehrere Eingänge dort geben.
Im hinteren Bereich des 3500 Quadratmeter großen Areals werden Garagen für die Bewohner gebaut. Auch Parkplätze für Kunden von Post und anderen Dienstleistern sollen dort entstehen. Geplant ist eine weitere Ausfahrt vom Parkplatz zur Straße Am Bahnhof.
Zwar gab es im Ausschuss auch Bedenken, ob das Gebäude nicht zu wuchtig sein könnte, doch Wachten betonte, dass so eine Gliederung und eine Abgrenzung zur gegenüberliegenden Wallanlage besser möglich sei. Dies hätte auch das LVR-Amt für Denkmalpflege gewürdigt und keine Probleme mit dem Entwurf. Die Grünen-Fraktion bevorzugte eine Variante mit zurückspringendem ersten Geschoss an der Giebelseite. Dafür gab es aber keine Mehrheit. Für die am Ende favorisierte Lösung gab es Lob von der CDU: „Uns gefällt der Entwurf sehr gut“, sagte Peter Fischer (CDU) mit Blick auf den Rückgriff auf die Historie, aber auch auf die Gliederung und Fassadengestaltung.
Für Diskussionen sorgte das Thema „bezahlbares Wohnen“. Sozialwohnungsbau sehe er an dieser Stelle nicht, erklärte Reuter auf Nachfrage aus dem Ausschuss. Dort sollen hochwertige Wohnungen entstehen. Eigentumswohnungen mit einem Preis von rund 3000 Euro pro Quadratmeter nannte Reuter als Richtwert. An anderer Stelle, zum Beispiel an der Verbindungsstraße, könnte er sich durchaus vorstellen, geförderten Wohnungsbau umzusetzen.