Nicht bis zur nächsten Kommunalwahl liegen lassen Politik macht Tempo beim Thema Burg

Kempen · Nachdem die Burg nun offiziell in die Hände der Stadt übergegangen ist, will die Politik sie nicht über Jahre brachliegen lassen. In die Überlegungen zur Nutzung sollen der Verein „Denkmal an Kempen“ und Bürger eingebunden werden.

Die Burg ist Kempens Wahrzeichen, die Planung ihrer Zukunft eine Herausforderung.

Foto: Norbert Prümen

(biro) Wenn es nach der SPD in Kempen geht, kommt in die Planung für die Burg Bewegung. Das fordern der Ortsvereinsvorsitzende Stefan Kiwitz und der Fraktionsvorsitzende Andreas Gareißen, die keineswegs bis zur nächsten Kommunalwahl warten wollen, bis die Stadt gegebenenfalls das Thema Burg in Angriff nimmt. Das Thema Burg dürfe nicht liegen bleiben bis 2025, mahnen die Sozialdemokraten. Bei der offiziellen Schlüsselübergabe von Landrat Andreas Coenen (CDU) an Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) stellte Dellmans klar, dass die Burg in der Prioritätenliste der Stadt hinter Themen wie Schulcampus, Sanierung der Sportstätten, OGS und Kitas zurückstehen müsse.

Dass die Stadt den Schwerpunkt jetzt auf Schulen, Sport und Kitas legen will, ist auch in der Politik unstrittig. Doch wenn es heiße, für die Burg habe man momentan weder Geld noch Kapazitäten, dann sei das zu kurz gedacht, so Kiwitz: Schließlich gebe es einen Denkmalverein, der die Herausforderung Burg gerne annehmen und die Stadt unterstützen würde. Der Verein „Denkmal an Kempen“ soll deshalb in die Überlegungen zur Zukunft der Burg einbezogen werden, fordert Kiwitz: „Der Verein könnte Schulter an Schulter mit Politik und Verwaltung ein Nutzungskonzept vorantreiben. Dann könnten Fördertöpfe ausgeschöpft werden, sodass das Thema in Bewegung und eine Perspektive in Sicht bleibt.“ Eine Zusammenarbeit mit dem Verein hatte auch Bürgermeister Dellmans bei der Schlüsselübergabe in Aussicht gestellt.

Ebenso wichtig sei es der SPD, dass Bürger einbezogen würden, so Kiwitz weiter. „Hier darf nicht der gleiche Fehler passieren wie beim Schulcampus. Eine Entscheidung im politischen Raum hinter verschlossener Tür bei derart zukunftsweisenden Themen kann nur Unzufriedenheit und Widerspruch provozieren“, sagt der Ortsvereinsvorsitzende. Ein Denkmalverein könnte die Bürger einbinden und das Projekt bestenfalls in Richtung Bürgerstiftung bewegen – das setze Ideen und möglicherweise Geldmittel frei. Kiwitz: „Es wird höchste Zeit, dass die Burg aus dem Dornröschenschlaf geweckt wird.“

SPD: Langes Aufschieben
ist keine Lösung

Spätestens seit der Schließung des Burg-Cafés und der Übergabe der Burg zurück an die Stadt sei es „höchste Eisenbahn, diese markante Stelle am Rande der historischen Altstadt wieder attraktiv zu gestalten.“ Das gelte auch für den Burgpark, der zunehmend an Aufenthaltsqualität verliere. Ein Schieben auf den Sankt-Nimmerleins-Tag könne deshalb aus Sicht der SPD keine Lösung sein: „Wenn man erst in der nächsten Legislaturperiode anfängt, dauert es nur länger“, sagt Kiwitz. Sein Appell deshalb: „Lasst uns lieber jetzt anfangen. Wenn Bürger und Politik zusammenarbeiten, können wir nur gewinnen.“ Es sei falsch, nur zu sagen: „Die Burg läuft uns nicht weg.“

Auch CDU-Fraktionschef Jochen Herbst will, dass der Verein „Denkmal an Kempen“ in die Überlegungen für die künftige Nutzung der Burg einbezogen wird. Deshalb solle der Verein in die nächste Sitzung des Bau- und Denkmalausschusses eingeladen werden, um öffentlich zu berichten, was sich der Verein für die Burg vorstelle, so Herbst. „Das halten wir für gut, denn der Verein hat immer weitergearbeitet, sich mit den Fraktionen auch getroffen“, berichtet Herbst. Aber welche Ideen der Verein konkret habe, solle man öffentlich vorstellen, nicht nur mit den Fraktionsvorsitzenden besprechen, „dann haben wir ein Update und können vielleicht ein Zeit-Szenario entwickeln“, so Herbst, denn: „Wir müssen ein bisschen wissen, wo die Reise hingeht, da ist mir noch zu viel Nebel um die Zukunft der Burg.“

Auch die Grünen wollen, dass der Verein „Denkmal an Kempen“ in die Planung einbezogen wird, „das ist für uns gesetzt“, sagt Fraktionschef Joachim Straeten. Die Grünen würden außerdem einen Bürgerrat befürworten, der ein Spiegelbild der Kempener Gesellschaft sein sollte. Wenngleich Straeten darauf hinweist, dass sich die Welt geändert habe, gerade andere Themen wichtiger sind als die Burg, „sollte die Burg auf unserer To-do-Liste bleiben, sich nicht in politischen Gremien verlieren.“ Auch die Grünen wollten keinen Stillstand bis zur nächsten Kommunalwahl in Sachen Burg: „Es sollten Phasen erkennbar sein, dass es schrittweise vorwärts geht. Die Burg mag nicht Priorität 1 haben, aber das Thema sollte im Blickfeld bleiben, nicht hinten rüberkippen“, so Straeten. Untätig ist die Stadt derweil nicht: Untersuchungen zur Bausubstanz, zur Tragfähigkeit der Decken und zu Schadstoffen im Gebäude laufen.