Praktikum ist Pflicht
Viele Lehrstellen sind noch nicht besetzt. Die Arbeitsagentur fordert von den Jugendlichen mehr Interesse am Berufsleben.
St. Hubert. 836 — so viele freie Ausbildungsstellen gibt es in Krefeld und im Kreis Viersen. Und trotzdem gibt es immer noch etwa 1000 Jugendliche, die auf der Suche nach einer Lehrstelle sind. „An diesem Verhältnis muss etwas getan werden“, sagte Ingo Zielonkowsky, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit, anlässlich der Veröffentlichung der Arbeitsmarktzahlen für Juli.
Etwas tun müssen aus Sicht von Zielonkowsky vor allem die Jugendlichen selbst: „Viele wissen nach dem Ende der Schule nicht, was sie wollen. Ein Praktikum machen sie aber jetzt in den Sommerferien trotzdem nicht.“ Der Agentur-Chef appelliert an die Jugend: „Schnuppert durch Praktika auch in Berufe hinein, die vielleicht nicht euer Traumjob sind, aber gute Perspektiven bieten.“
Gute Chancen auf einen freien Ausbildungsplatz zum 1. September haben Jugendliche in verschiedenen Branchen: Gastronomie (Hotel- und Restaurantkaufmann, Koch), Lebensmittelhandwerk (Bäcker, Fleischer), aber auch in weniger bekannten Berufen — zum Beispiel als Hörgeräte-Akustiker. Laut Zielonkowsky lande eben nicht jeder in den „Top-Ten-Ausbildungsberufen“, zu denen unter anderem die Kfz-Branche gehört.
Auf Praktika setzen auch die beiden Garten- und Landschaftsbau-Firmen „Schraps & Vogel“ sowie „Bünger-Schraps-Vogel“ (BSV) aus St. Hubert. „Ohne Praktikum hat man bei uns keine Chance auf eine Ausbildungsstelle“, macht Mitinhaber Peter Schraps deutlich. Die Jugendlichen hätten so die Chance, zum Beispiel eine Woche lang den Beruf und das Unternehmen kennen zu lernen. „Und wir können uns natürlich ein Bild vom Kandidaten machen.“ Dieses Bild sei dann entscheidend für eine Einstellung. Schraps: „Die Noten auf dem Schulzeugnis spielen da keine große Rolle.“
So kam auch Florian Ritzenhoff zu seiner Lehrstelle bei BSV. „Ich weiß noch, dass die Schulnoten bei ihm nicht so gut waren“, sagt Mitinhaber Lutz Bünger. „Aber er hat sich im Praktikum sehr engagiert und mich total überzeugt.“ Heute — drei Jahre später — hat er die Prüfung bestanden, mit der Note „gut“. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Beruf und fühle mich hier richtig wohl“, sagt Ritzenhoff. So wohl, dass er nach der Ausbildung eine feste Stelle bei BSV bekommen hat. Bünger: „Gute Auszubildende binden wir an die Firma.“