Kempen Rathaus: Preisfrage birgt Brisanz
Bei den Plänen für drei neue Verwaltungsgebäude zwischen Bahnhof und Finanzamt steigen die Kosten. Der Liegenschaftsausschuss steht vor einer äußerst spannenden Sitzung. Eine Analyse.
Kempen. Dass die drei geplanten Verwaltungsgebäude zwischen Bahnhof und Finanzamt teurer werden als zunächst angenommen, hatte Bürgermeister Volker Rübo schon im Sommerinterview mit der WZ bestätigt. Konkrete Zahlen konnte Rübo im August noch nicht nennen. Umso gespannter dürften die Politiker auf den kommenden Dienstag blicken. Dann steht das Thema auf der Tagesordnung des Wirtschafts- und Liegenschaftsausschusses. Derzeit unter Punkt 13 im nicht öffentlichen Teil der Sitzung. Dies wird aber nicht so bleiben. Wie mehrere Fraktionen der WZ bestätigten, soll das Thema im öffentlichen Teil der Sitzung behandelt werden. Eine entsprechende Abstimmung soll zu Beginn der Sitzung am Dienstag ab 18 Uhr stattfinden.
Somit sind Parallelen zur Sitzung des Fachausschusses vom 13. März nicht von der Hand zu weisen. Damals wollte Bürgermeister Rübo die erste Debatte zum Thema nicht öffentlich führen. Nach einem Antrag der Grünen setzten die Fraktionen dann aber die Vorstellung der Pläne im öffentlichen Teil der Sitzung durch.
Und diese Pläne sind in der Politik sehr umstritten. Vor allem von den Grünen gab es frühzeitig die Kritik, dass der Einfluss von Politik und Verwaltung auf das Projekt viel zu gering sei. Zum Hintergrund: Die Firma Hout hat für die drei Kopfhäuser auf dem derzeitigen Finanzamt-Parkplatz bereits eine Baugenehmigung. Ursprünglich wollte Hout die Häuser bauen und dann an Unternehmen vermieten. Dann kam die Lösung mit der Stadt Kempen als Käufer ins Spiel. Grundsätzlich soll aber nicht mehr viel an den Plänen geändert werden.
Das trifft weiterhin für die äußere Gestaltung der drei Gebäude zu. Innen allerdings hat es nun intensive Anpassungen an die Bedürfnisse eines öffentlichen Verwaltungsgebäudes gegeben. „Es wurde und wird äußerst intensiv an diesem Projekt gearbeitet. Eine Arbeitsgruppe aus unserem Haus steht im ständigen Kontakt mit Hout Consens und dem Architekten. Ich glaube, es hat alleine zwölf oder 13 gemeinsame Arbeitssitzungen gegeben“, so Volker Rübo im Sommerinterview mit der WZ. „Dabei haben wir festgestellt, dass die ursprünglichen Entwürfe für die Bürogebäude an die Anforderungen einer Verwaltung angepasst werden müssen. Zum Beispiel wollen wir im Erdgeschoss des mittleren Gebäudes einen geeigneten Empfangsbereich schaffen.“ Ein weiterer Aspekt dürfte der Brandschutz sein. Ein Thema, dass die Verwaltung von anderen Projekten, die stocken, kennt. Stichwort: Begegnungszentrum St. Hubert.
Anpassungen nach intensiven Sitzungen einer Arbeitsgruppe — das klingt danach, dass der Kostenanstieg nicht unerheblich sein wird. Bislang hat der Stadtrat ein Volumen von 8,25 Millionen Euro für das Projekt bewilligt. Am Dienstag im Liegenschaftsausschuss und dann im Hauptausschuss (10. Oktober) sowie im Rat (17. Oktober) wird es um zusätzliches Steuergeld für das Projekt gehen.
Der Plan der Verwaltungsspitze sieht vor, dass die drei Häuser nach Fertigstellung zunächst von den rund 160 Mitarbeitern des Rathauses bezogen werden. Dann könnte als erstes der Hauptsitz der Verwaltung am Buttermarkt saniert werden. Nach der Sanierung würden die Mitarbeiter an den Buttermarkt zurückkehren. Dann sollen die sogenannten Nebenstellen St. Hubert (Jugendamt), Acker (Grünflächen- und Rechnungsprüfungsamt) sowie Neustraße (Standes- und Ordnungsamt) aufgegeben und verkauft werden. Letztlich soll sich die Kernverwaltung in Zukunft auf das Rathaus am Buttermarkt und die drei neuen Häuser am Bahnhof verteilen. Hinzu kommt noch die Idee, dass das Standesamt in der Burg eine neue Heimat mit repräsentativen Trauzimmern bekommt.
Von der Entscheidungsfindung in der Politik in den kommenden Wochen hängt für die Verwaltung und deren Führung eine Menge ab. Alternative Lösungen, um die dringend notwendige Rathaussanierung in Angriff zu nehmen, gibt es offiziell bislang nicht. Und der Bürgermeister will auch keine andere: „Ich bleibe dabei, dass wir das Neubau-Projekt in Kempen nur an dieser Stelle umsetzen können. Es gibt keine alternativen Grundstücke in Altstadtnähe. Und wir brauchen den Neubau möglichst schnell, um die bestehenden Gebäude leerzuziehen und zu sanieren — allen voran das Rathaus.“