In Grefrath Ratsmitglieder verabschieden sich
Grefrath. · Wenn am 2. November der neue Grefrather Gemeinderat zusammenkommt, heißt es Abschied nehmen von einigen bekannten Gesichtern. Sechs von ihnen stellen wir hier kurz vor.
Auf eine 45-jährige Ratsmitgliedschaft und noch längeres politisches Engagement blicken Karl-Heinz Weidenfeld und Hans-Willi Bauten von der SPD zurück. Karl-Heinz Weidenfeld hatte damals eine allgemeine Unzufriedenheit mit den Zuständen vor Ort dazu bewogen, sich in der SPD zu engagieren. Der Textiltechniker, der als Meister bei Girmes beschäftigt war, erinnert sich gut an die kommunale Neugliederung. Besonders die Oedter wollten sich nicht mit dem gemeinsamen Namen Grefrath abfinden. Der Kompromissvorschlag „Niersburg“ sei im Rat gut angekommen. Geworden ist daraus bekanntlich nichts. Positiv blickt der 81-Jährige auf die Arbeit mit den SPD-Fraktionsvorsitzenden Franz Kordsmeyer und Werner Reckermann zurück. Für seine Fraktion war er unter anderem als stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer aktiv, gehörte verschiedenen Ausschüssen und Gremien an.
Es waren bundespolitisch spannende Zeiten, als Hans-Willi Bauten zu Studienzeiten 1969 in die SPD eintrat. Schon ein Jahr später, 1970, engagierte sich Bauten zunächst als Sachkundiger Bürger, ab 1975 als Ratsherr in der Grefrather SPD. Den Diplom-Betriebswirt und Diplom-Handelslehrer interessierten besonders die Finanzthemen. Da konnte der heute 76-Jährige, der vor dem Studium eine Bankausbildung absolviert hatte, seine Stärken ausspielen. Es habe super Zeiten, aber auch anstrengende Zeiten gegeben, so Bauten. „Früher ging es aber weniger ruppig zu“, ist der Sozialdemokrat überzeugt. „Da standen die Sachthemen mehr im Vordergrund.“ Politikmüde ist Bauten noch nicht. Auf Platz acht der Reserveliste hatte er sich noch Hoffnungen auf einen Sitz machen können. Das Ergebnis der Kommunalwahl brachte allerdings nur fünf Plätze für die SPD. „Ich werde aber vielleicht noch in einem Ausschuss dabei sein“, so Bauten.
Für einen Generationswechsel in der FDP hat der Fraktionsvorsitzende Werner Mülders Platz gemacht. Auch er sei schon bestimmt seit 25 Jahren im Rat, blickt er zurück. Mülders freut sich im Rückblick, dass es seiner kleinen Fraktion immer wieder gelungen sei, das Zünglein an der Waage zu sein. „Noch heute muss ich mich dafür beschimpfen lassen, dass wir den Kunstrasen möglich gemacht und den Ankauf des Johnson-Controls-Gebäudes als Rathaus verhindert haben.“ Doch er steht zu diesen Entscheidungen. Schule und Umwelt sind zwei Themen, die Mülders am Herzen lagen. „Sehr glücklich bin ich, dass wir es aus dem Haushaltssicherungskonzept herausgeschafft haben. Trotz Rückschlägen und großen Belastungen.“ Mülders steht seiner FDP-Fraktion weiter mit Rat und Tat zur Seite, freut sich aber, mit Stephanie Jahrke eine junge Nachfolgerin gefunden zu haben.
Auch Max Titulaer wird dem neuen Rat nicht mehr angehören. Seit 1991 war er Ratsherr, zuvor schon zehn Jahre Sachkundiger Bürger. Als er 1977 von Krefeld nach Oedt gezogen war, wollte er sich vor Ort engagieren und trat in die CDU ein. Zuletzt war der Bauingenieur im Ruhestand Vorsitzender des Bau-, Planungs- und Umweltausschusses. „Das meiste Geld wird im BaPlUm vergeben“, bringt Titulaer die Bedeutung des Ausschusses auf den Punkt. Gerne blickt der 77-Jährige auf den Bau des Kunstrasenplatzes auf dem Oedter Sportplatz zurück. Auch das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) für Oedt hat er begleitet. Dass sich damit für seinen Ortsteil so viel tut und dass Marktplatz und Albert-Mooren-Halle in Angriff genommen werden, freut Titulaer sehr.
Ratsfrau seit über 20 Jahren, lange CDU-Parteivorsitzende, seit 16 Jahren stellvertretende Bürgermeisterin, CDU-Bürgermeisterkandidatin 2015 – mit Kirsten Peters scheidet eine Frau aus dem Rat aus, die die Grefrather Politik der vergangenen Jahre entscheidend mitgeprägt hat. Die Entscheidung zum Ausstieg hatte sie schon vor zwei Jahren für sich getroffen. „Die Politik hat mir viel Spaß gemacht. Aber es ist auch mit viel Arbeit und Zwängen verbunden. Nun möchte ich gerne mal wieder freier sein.“ Schulpolitik war lange ihr Schwerpunkt – auch als Vorsitzende des Schulausschusses. Die Umwandlung der Hauptschule, zunächst in eine Verbundschule, dann in eine Sekundarschule, sowie die Zusammenlegungen der Grundschulen waren wichtige Prozesse, die sie begleitet hat. Zuletzt leitete Kirsten Peters den Ausschuss für Jugend, Soziales und Senioren. Nicht alle Beschlüsse daraus seien zum Abschluss gekommen. „Ich würde mir wünschen, dass das kommunalpolitische Praktikum für Jugendliche und die Le-Parkour-Anlage noch umgesetzt werden“, sagt sie. Junge Menschen müsse man an politische Aufgaben heranführen. Und auch Frauen müssten sich mehr engagieren. „Ich bin schon enttäuscht, dass in der CDU-Ratsfraktion nur noch drei Ratsfrauen dabei sind“, so Peters. Das müsse wieder besser werden.
CDU-Ratsherr Karl-Heinz Jacobs scheidet ebenfalls aus dem Rat aus. Für den Schulleiter im Ruhestand waren die Themen Schule und Sport immer ein Schwerpunkt. Die Veränderungen bei Sekundarschule und Grundschulen sind auch für Jacobs wichtige Schritte gewesen. Es habe ihm Freude gemacht, „die Erfahrungen aus dem Alltag in die Politik transferieren zu können“. „Ich bin zufrieden, dass ich das gemacht habe und mitgestalten und etwas bewegen konnte“, so Jacobs. Doch jetzt sei es an der Zeit, Jüngere ranzulassen, meint der 73-Jährige. Langweilig wird es ihm im politischen Ruhestand wohl nicht. Denn Karl-Heinz Jacobs ist im Schwimmunterricht immer noch an seiner alten Schule aktiv und in Sachen Verkehrserziehung sogar in Einrichtungen im gesamten Kreis Viersen im Einsatz.