Ruth und Veronique — ein Wiedersehen

1976 trafen sich die beiden Schülerinnen aus Grefrath und Frévent das erste Mal. Irgendwann riss der Kontakt — bis zu diesem Sommer.

Foto: Lobach

Grefrath. Dass eine Freundschaft eine lange Zeit ohne regelmäßigen Kontakt überstehen kann, beweist die Geschichte von Ruth Lobach. 1976 nahm die damalige Schülerin der Mülhausener Liebfrauenschule an einem Austausch mit der französischen Partnerstadt Frévent teil. Daraus entstand eine gute Freundschaft zu ihrer Austausch-Schülerin Veronique Dupond. Nach vielen Jahren ohne ein Treffen haben sich die beiden jetzt wieder gesehen.

„In der achten Klasse habe ich an einem der ersten Austausch-Programme teilgenommen. Gleich am Anfang gingen viele Briefe mit Veronique hin und her“, erzählt Lobach. „Da sie kaum Deutsch sprach und ich fasziniert von der Sprache war, schrieben wir auf Französisch.“

Foto: Kurt Lübke

Im Februar 1976 kam Veronique dann gemeinsam mit den anderen Austausch-Schülern zu Besuch nach Grefrath. „Das war zuerst ein Schock für sie, denn zu der Zeit wurde Karneval gefeiert und meine Eltern waren karnevalsverrückt. Wir haben uns aber auf Anhieb sehr gut verstanden“, erinnert sich die 56-jährige Niederrheinerin.

Im April 1976 besuchte sie ihre neue Freundin dann in Frévent. Danach blieben die beiden weiterhin in regem Briefkontakt und Ruth Lobach nutzte jede Gelegenheit, um Veronique in Frankreich zu besuchen.

„Ein Jahr später durfte ich im Rahmen des Programmes wieder mitfahren, da es nicht so viele Austausch-Schüler gab. Danach bin ich noch zwei oder drei Mal als Betreuerin mitgefahren oder habe dort Urlaub gemacht. Veronique kam aber nicht mehr hierher“, so Lobach.

Bis 1983 trafen sich die beiden regelmäßig, danach riss der Kontakt bis auf jährliche Weihnachtskarten ab. Die Begeisterung für die französische Sprache ließ bei Lobach aber nicht nach. Daher studierte die heutige Lehrerin für Deutsch und Musik unter anderem auch Französisch. „1985 fingen wir beide an, Familien zu gründen. Veronique hat auch mehrere Jahre im Ausland verbracht, da war es nicht leicht, in Kontakt zu bleiben“, erzählt die Grefratherin.

Zwar seien die Weihnachtskarten immer mit gegenseitigen Einladungen verbunden gewesen, diese hätte aber keine von beiden eingelöst — bis zu diesem Sommer. „Mein Lebensgefährte und ich haben entschieden, den Urlaub in Frankreich zu verbringen. Da sagte ich, dass wir bei Veronique vorbeifahren sollten“, berichtet Ruth Lobach. „Deshalb habe ich sie über Facebook gesucht und ihr direkt geschrieben. Sie war gleich begeistert von der Idee.“

Ihre Freundin lebt heute nicht mehr in Frévent, sondern im Süden Frankreichs. „Lustig ist, dass ihr Mann Vincent Perrier beim Austausch mit dabei war. Die beiden waren damals schon ein Paar, deshalb kannte ich ihn auch“, so Lobach.

Vor dem ersten Treffen nach 35 Jahren habe sie befürchtet, dass sie und Veronique sich nichts zu erzählen hätten. „Es war aber alles wie früher. Wir haben vier schöne Tage dort verbracht, über Gott und die Welt erzählt, lecker gegessen und getrunken und unterschiedliche Erinnerungen ausgetauscht“, sagt die 56-Jährige. Deshalb hätten beide entschieden, dass sie sich ab jetzt wieder regelmäßiger sehen möchten.

„Heute ist es ja auch viel einfacher, in Kontakt zu bleiben“, findet Lobach. Das nächste Treffen der beiden Frauen ist daher schon geplant. „Wir haben verabredet, dass wir bald Berlin gemeinsam erkunden möchten.“