Der Niers fehlt der Wasser-Nachschub
Kein Regen und ausgetrocknete Nebenflüsse sorgen für Niedrigwasser. Fische sind bedroht. Paddeltouren sind weiterhin möglich.
Grefrath. „Das Paddeln war ganz schön anstrengend“, sagt eine Bekannte nach einer Bootstour auf der Niers. Immer wieder habe sie mit dem Paddel in den Schlamm stoßen müssen, um das Boot vorwärts zu bringen. Die seit Monaten ausbleibenden Niederschläge fordern ihren Tribut: Der Wasserstand der Niers befindet sich in besorgniserregender Tiefe bei 60 Zentimetern. Gemessen in Oedt (siehe Kasten).
Der Niersverband hat den Fluss im Blick. Margit Heinz von der Stabstelle Kommunikation kennt die Niederschlagswerte von Juli und August 2017. Das waren 86 Millimeter (mm) im Juli und 72 mm im Folgemonat. In diesem Jahr hat es im Juli 15 mm Niederschlag gegeben und im August bislang keine. Zur Erklärung: 15 mm entsprechen 15 Liter Regen pro Quadratmeter.
Es sei in der Tat ein außergewöhnlich trockener Sommer, sagt Heinz. Tiefstände habe es immer wieder gegeben. Aber in den vergangenen 40 Jahren nicht solch eine Trockenheit wie in den letzten Monaten. „Das Niedrigwasser liegt auch daran, dass die Nebengewässer von Niers, Nette und Schleck trocken sind.“ Von dort komme kein Wasser hinzu. Die Wasserführung im Oberlauf der Niers werde mit ihren künstlichen Quellen durch die Einspeisungen von RWE (Tagebau) und das Gladbacher Klärwerk gestützt.
Bei den Verleihern, die ihre Boote unter anderem in Oedt und Vinkrath zu Wasser lassen, herrscht noch keine Panik. Doris Waerdt von „Hotspots Ferienspaß“ in Wachtendonk kann sich nicht erinnern, dass es in den vergangenen 20 Jahren schon einmal so lange wenig Wasser in der Niers gegeben habe.
Waerdt berichtet, dass es zwar einige hitzebedingte Absage gegeben habe, die Boote aber auf der Niers noch gut vorwärts kämen. Längere Zeit habe es Schwierigkeiten in Richtung Geldern gegeben, das sei aber im Moment wohl nicht so. „Es liegt auch daran, welches Boot man hat und wie voll es mit Personen und Proviant beladen ist“, sagt Waerdt. Vor allem mit Schlauchbooten sei es im Moment schwieriger.
Sie mache sich jedoch Sorgen, was passiert, wenn heftiger Regen kommt. „Es kann ein Fischsterben geben.“ Dann würde der Sauerstoffgehalt im Wasser sinken und die Kläranlagen kämen mit den Wassermassen nicht mehr klar. „Und nicht gereinigtes Wasser wird eingeleitet.“
Was nötig ist, um ein Fischsterben nach Starkregen zu verhindern, hatte der Niersverband kürzlich veröffentlicht (die WZ berichtete). Darin hieß es: „Im optimalen Fall wünschen wir uns einen mehrtägigen Landregen von drei bis vier Litern pro Quadratmeter am Tag. Dieser würde die Ablagerungen der Kanäle in die Kläranlagen schwemmen und eine vollständige Reinigung ermöglichen.“ Doch auch zurzeit gehe es „den Fischen nicht gut“, sagt Heinz. Der geringe Sauerstoffgehalt des Wassers verursache Stress. Manche Pflanzen dagegen profitierten vom vielen Licht. Gegen zu starkes Wachstum wird das Mähboot des Niersverbandes eingesetzt. Dieses käme aber im Moment nicht überall hin.