Kempens steiniger Weg zum Hotel
Es soll zwar durchaus Investoren für ein 50-Betten-Haus geben. Weiterhin hat die Thomasstadt aber kein adäquates Grundstück parat.
Kempen. Geldern hat eins, Willich auch, Kleve sowieso. In Kevelaer wird eins gebaut — und sogar in Viersen hat man inzwischen einen Investor gefunden. Bei einem Blick in die Region scheint es so, als sei es einzig die Stadt Kempen, die ihren Traum von einem Hotel nicht realisieren kann. Und ein tieferer Blick in die Branche zeigt, dass dieser inzwischen jahrzehntelange Traum wohl auch noch viele Jahre ein Traum bleiben wird. Eine Analyse.
Derzeit ist wieder einmal aus den politischen Fraktionen zu hören, dass man nach der Sommerpause einen neuen Stand seitens der Verwaltung erwartet. Nahezu fraktionsübergreifend liegt das Thema den Politikern am Herzen. Zumal Werbering und auch die Niederrhein Tourismus GmbH seit Jahren betonen, dass Kempen ein neues und attraktives Hotel mit zirka 50 Betten gut zu Gesicht stehen würde. Tages- und Radtouristen, aber auch Firmen, die Tagungen planen, würden das Angebot sofort annehmen.
Analyse
Sollten die Politiker in Kürze aber tatsächlich einen neuen Stand erwarten, werden sie wohl bitter enttäuscht sein. Denn viel hat sich in den vergangenen Monaten nicht bewegt. „Ich kann versichern, dass wir seitens der Verwaltung weiterhin aktiv dabei sind, das Thema nach vorne zu bringen“, sagt Christoph Dellmans, der im Rathaus für die Pressearbeit, aber auch für das Marketing der Stadt Kempen zuständig ist. Dellmans nimmt nach eigenen Angaben auch weiterhin „ordentliches Interesse“ von Investoren wahr. Die berühmte Handvoll an Unternehmen könne sich vorstellen, in Kempen ein passendes Hotel zu errichten und zu betreiben.
Einer der Interessenten soll auch der Klever Immobilieninvestor Bernd Zevens sein — in Verbindung mit der niederländischen Hotel-Kette Rilano, die in Kleve ein Haus betreibt und in Kevelaer ein weiteres eröffnen will. Zumindest berichtete die „Rheinische Post“ von einem Zevens-Interesse am Standort Kempen. Laut einem Bericht von Mitte Juli soll die Firma sogar schon bei der Stadt Kempen vorstellig gewesen sein. Das jedoch dementieren sowohl die Stadt als auch das Klever Unternehmen auf Anfrage der WZ. „Es gab und gibt keinerlei Kontakt zur Firma Bernd Zevens“, sagt Christoph Dellmans. Das Unternehmen selbst bekennt lediglich, dass man wisse, dass in Kempen ein Interesse an einem Hotel-Neubau besteht: „Gespräche oder gar Planungsprozesse laufen aber definitiv nicht.“
Welcher Investor auch immer sich für Kempen interessiert, die entscheidende Frage in der Hotel-Debatte ist die nach einem geeigneten Grundstück. „Das ist weiterhin das Problem, das wir lösen müssen“, sagt Dellmans. Eine Lösung könnte das künftige Baugebiet „Kempener Westen“ sein, an dessen Rand sich die Immobilie des seit Ende 2017 geschlossenen Sporthotels befindet. Da ist es nur logisch, dass dieser Standort in Nachbarschaft zum Schwimmbad Aqua-Sol für einen neuen Betrieb in Betracht kommt. Auch wenn sich offiziell niemand dazu äußern möchte.
Murat Altinok aus Duisburg, dessen Familie die Sporthotel-Immobilie gekauft hat, lässt das Haus derzeit leerstehen. Was dort passieren wird, ist offen. Nach Informationen der WZ arbeitet er mit einem Kempener Architekten an einer möglichen Wohnbebauung in diesem Bereich. Dazu müsste die Stadt im Zuge der Gesamtplanungen für den Westen den Flächennutzungsplan ändern. Was zumindest der inzwischen pensionierte Technische Beigeordnete Stephan Kahl zu Beginn dieses Jahres in Aussicht gestellt hatte. Zwischen Altinok und der Stadt besteht nach WZ-Informationen auch weiterhin Kontakt — bislang ohne konkrete Ergebnisse.
Ansonsten gibt der Grundstücksmarkt in Kempen nicht wirklich viele Lösungen her. Zwei städtische Grundstücke — eines in Bahnhofsnähe und eines im Bereich Kerkener Straße/Otto-Schott-Straße — hatte Bürgermeister Volker Rübo einst dem Kreis Viersen für einen Archiv-Neubau angeboten. Landrat Andreas Coenen lehnte dankend ab und zog Dülken vor.
Der Traum, am Königshütte-See ein Hotel und ein Erholungsgebiet zu realisieren, war schon vor Jahren geplatzt. Die Vorstellungen von Stadt und Haupteigentümer Klösters passten so gar nicht überein. Stattdessen schlagen sich alle Beteiligten weiterhin mit illegalen Badegästen und einer zunehmenden Vermüllung des Landschaftsschutzgebietes herum.
Bliebe noch die Burg, die im Standort-Roulette für ein Hotel immer wieder genannt wird. Schließlich wird ab 2021, wenn das Denkmal nach dem Archiv-Auszug der Stadt gehören wird, eine neue Nutzungsmöglichkeit gesucht. Da ein Investor für so ein Projekt aber ein besonders großes Portemonnaie haben muss, dürfte der Hotel-Traum in der Burg ein Luftschloss bleiben. Zudem lässt sich die Festung in der Kempener Altstadt aus denkmalrechtlichen Gründen nicht so einfach umbauen.