Serie Unser Verein: Heimatverein Schmalbroich Heimatstube soll ein offenes Haus werden
Kempen. · Seit einigen Monaten hat der Heimatverein Schmalbroich in der alten Schule neben dem Gerätehaus der Feuerwehr ein eigenes Domizil.
Eine große Landkarte vom Kreis Kempen-Krefeld im Maßstab 1:25 000 hängt über der Küchenzeile. Am anderen Ende des großen Raums bestimmt die Fahne mit dem Logo vom Heimatverein Schmalbroich die Wand. „Es sieht noch ein wenig kahl aus. Aber das wird sich mit der Zeit ändern. Wir wollen alte Bilder und weitere Karten aufhängen, wobei wir noch auf der Suche nach alten Fotografien der früheren Schule sind, Innen- wie auch Außenaufnahmen“, sagt Achim Evertz.
Der Vorsitzende vom Heimatverein Schmalbroich hat schon für die Möblierung des Raumes gesorgt, hat Tische und Stühle beschafft. Dafür hat er alte Kneipen abgeklappert. Die Stühle stammen aus alten Gastwirtschaften wie „Alte Schloot“, „Schmitz-Gilsing“ oder „Zur Heide/ Tielen“. „Wir haben uns überlegt, dass jeder Stuhl ein kleines Schildchen bekommen soll, auf dem steht, wo er herstammt. Quasi als Erinnerung“, erzählt der 58-Jährige, der auch schon ein schönes altes Büfett für den Raum aufgetrieben hat, ebenfalls aus der „Alten Schloot“. In dem stehen zahlreiche Heimatbücher und weitere Schriften.
Wer Heimatkunde betreiben möchte, ist hier genau an der richtigen Adresse. „Wir möchten die Unterlagen allen Heimat-Interessierten zugänglich machen“, betont Evertz. Seit dem 1. November ist der Heimatverein im ehemaligen Schulhaus, direkt neben dem Feuerwehrneubau vom Löschzug Schmalbroich der Freiwilligen Feuerwehr Kempen an der Ziegelheider Straße, zu finden. Wo einst die Feuerwehr ihren Gruppenraum hatte, ist nun der Heimatverein daheim.
Als die Feuerwehr seinerzeit das Schulhaus räumte und es leer stand, wandte sich Evertz an den Kempener Bürgermeister. Er fragte nach, ob es nicht möglich wäre, dem Heimatverein den großen Raum zu überlassen, um darin eine Heimatstube einzurichten. Bislang gab es so etwas nicht. Die Mitglieder trafen sich privat oder im Schießstand der St.-Stefanus-Bruderschaft, um Versammlungen abzuhalten und die Dinge des Heimatvereins zu besprechen. Schließlich gab die Stadt grünes Licht, und der Verein zog in den Raum mit der kleinen Küchenzeile.
Der Vorstand hat viele Ideen
für die Zukunft des Vereins
„Wir werden unsere Heimatstube mit Leben füllen“, sagt Evertz, der zuversichtlich in die Zukunft blickt. Ideen haben er und die weiteren Vorstandsmitglieder reichlich. Die Heimatstube soll ein offenes Haus werden, das der Verein gerne auch den Martinsvereinen, der Landjugend und der Nachbarschaft als Treffpunkt zur Verfügung stellen möchte. Evertz selbst hat im vergangenen Jahr den Vorsitz übernommen, nachdem er zuvor schon im Vorstand aktiv war. Der Ziegelheider löste Fritz Sieben ab, der 27 Jahre als Vorsitzender im Amt war.
Den Heimatverein gibt es seit 28 Jahren. Er wurde am 1. April 1991 in der damaligen Gaststätte „Zur Heide“ der Familie Tielen in Ziegelheide gegründet. Damals schloss Tielen seine Türen und nahm etlichen Vereinen ihre Bleibe. 15 Männer hatten die Idee, ihre Heimatverbundenheit in einem Verein zum Ausdruck zu bringen und zwar mit dem Heimatverein Schmalbroich.
Zur Kempener Landgemeinde Schmalbroich gehören dabei die Honschaften Ziegelheide, Klixdorf und Wall. 1400 Einwohner leben in dem Gebiet, das sich von der Grenze zu Oedt und Mülhausen bis hin nach Voesch zieht. In den vergangenen Jahren hat der Heimatverein unter anderem Dia-Abende veranstaltet, die Pumpe vor dem alten Schulhaus erneuert, sich um Wegekreuze und die aus dem Jahr 1908 stammende Kapelle am Heumischhof gekümmert. Der jährliche Weihnachtsbaum an der Ziegelheider Straße ist ebenso ein Ergebnis der Arbeit des rührigen Heimatvereins. Das 20- und 25-jährige Bestehen feierte der Verein groß. In Form der erstmals im Jahr 2019 organisierten Höfe-Tour schuf der Verein ein neues Angebot, das bestens angenommen wurde. Mehr als 50 Besucher gingen bei der Premiere mit auf Tour.
Im neuen Jahr ist ein regelmäßiger Stammtisch geplant. Auch möchte man den Kontakt zu den anderen Heimatvereinen der Umgebung intensivieren und ein Netzwerk für den Austausch aufbauen. „Die Heimatstube bietet außerdem die Möglichkeit, historische Ausstellungen zu organisieren, falls wir entsprechende Exponate als Leihgabe oder Geschenk erhalten sollten“, sagt Evertz. Was den Vorsitzenden des Heimatvereins besonders freut, ist die Tatsache, dass der Vorstand altersmäßig gut durchmischt ist. Der Jüngste im Team ist 26 Jahre alt und der Älteste Ende 70. Das Interesse der jüngeren Generation, ein Stück Geschichte lebendig zu halten, ist also vorhanden. Etwas betrübt ihn aber doch, und das ist die Tatsache, dass die Mundart immer mehr ausstirbt. Das Interesse am heimischen Dialekt nimmt ab. Nur noch wenige können wirklich Platt sprechen. „Vielleicht können wir in unserer neuen Heimatstube einen Mundartkursus anbieten. Wie gesagt, Ideen haben wir viele“, meint Evertz.