Krise in den Sportvereinen Vereine suchen dringend Übungsleiter
Kempen · Den Kempener Vereinen fehlen auch Ehrenamtler in der Vorstandsarbeit. Besonders Randsportarten sind betroffen. Während der Corona-Pandemie haben sich viele Übungsleiter umorientiert — und kommen aktuell nicht mehr zurück.
Die Nachwirkungen der Coronakrise, ein stetig wachsender bürokratischer Aufwand und steigende Kosten stellen viele Vereine vor immer größere Probleme. Erschwerend kommt hinzu, dass besonders in Randsportarten Übungsleiter fehlen. Mit der Folge, dass Sportangebote reduziert werden müssen oder im schlimmsten Fall ganze Abteilungen von der Bildfläche verschwinden.
Die Gründe für den Mangel qualifizierter Kursleiter und Trainer sind vielfältig. Als der Sport stillstand, kehrten nicht nur viele Mitglieder den Vereinen den Rücken und orientierten sich um. Auch Übungsleiter fanden neue Betätigungsfelder und nahmen ihre Tätigkeit nicht mehr auf. Darunter auch jene, die zur Babyboomer-Generation zählen und sich vielerorts lange Jahre als Stützen eines Vereins erwiesen hatten. Betroffen ist vielfach auch die Vereinsführung, denen die Ehrenamtler ausgehen. Ein Problem, dass aber schon vor Corona die Runde machte.
Mit Mitgliederschwund hatte auch die Vereinigte Turnerschaft Kempen (VTK) zu kämpfen, als die Coronabestimmungen sportliche Aktivitäten lahmlegten. „Das lag bei etwa zehn Prozent. Heute sind wir aber wieder da, wo wir vorher waren“, berichtet VTK-Vorsitzender Detlev Schürmann. Kempens größtem Sportverein kam dabei eine vorausschauende Entscheidung zu Gute. Sämtliche Übungsleiter und Trainer wurden in der Coronazeit weiter bezahlt, blieben so dem Verein erhalten und bei wieder steigendem Interesse stand das gewohnte Angebot.
VTK hat Probleme
bei der Leichtathletik
Einen Mangel an qualifizierten Mitstreitern verzeichnet Schürmann mit einer Ausnahme nicht: „Probleme haben wir im Bereich der Leichtathletik. Dafür findet man kaum Trainer. Das Interesse ist meinem Empfinden nach auch eher gering. Das ist unsere einzige große Baustelle“. In den anderen Abteilungen profitiert die VTK davon, dass schon früh in den Nachwuchs investiert wird. „Wir zahlen die ersten Ausbildungen bis zur qualifizierten Ausbildung. Was dann aber auch mit der Verpflichtung verbunden ist, dass derjenige danach auch noch eine Zeit bleibt“.
Während bei der VTK die Investition Früchte trägt, sammeln andere Vereine andere Erfahrungen. Lars Mülders, Vorsitzender des Kempener Turnvereins (KTV) erinnert sich daran, dass der Verein keinen Aufwand und keine Kosten scheute, einen Lehrgang für den Trampolinsport anzubieten. Es blieb beim Versuch. „Es fanden sich auch Teilnehmer. Aber als der Lehrgang lief, kamen Rückmeldungen, das es doch nicht das richtige sei“, so Lars Mülders.
Auch beim SV Thomasstadt Kempen (SVT) ist die Suche nach qualifizierten Trainern und Mitstreitern im administrativen Bereich ein Dauerbrenner. „Der Verein hat ein großes Aufgabenspektrum zu bewältigen. Aber Ehrenamtler zu finden ist unfassbar schwierig. Zumal die persönliche Situation heutzutage bei vielen Menschen allgemein sehr angespannt ist“, erklärt SVT-Vorsitzender Michael Beenen. Was den Trainingsbetrieb der Fußballer angeht, beschreitet der Verein verschiedene Wege. Der erste Blick richte sich in die eigenen Reihen, wenn es um die Betreuung des Nachwuchses geht. Wenn sich jemand findet, der sich als geeignet erweist, sei das aber ein Glücksgriff. Was den Bereich der jüngsten Kicker angeht, ist der Verein mit 28 Jugendmannschaften auf die Mitwirkungsbereitschaft der Eltern angewiesen und fordert sie auch ein. „Wir gehen proaktiv auf die Eltern zu und bieten die entsprechende Ausbildung an“, so Beenen, „Wenn sich keine Freiwilligen finden, dann haben wir ein großes Problem. Insgesamt kann man sagen, dass wir immer Bedarf haben, müssen aber immer wieder Überzeugungsarbeit leisten“. Was im Fußball noch mit Überredungskunst funktioniert, stellt sich beim SVT im Badminton anders da. „Da ist es ganz schwierig. Hier muss ein Trainer meist mehrere Gruppen abdecken“.