Singen in St. Hubert Nach mehr als 100 Jahren: Quartettverein löst sich auf

St. Hubert · Fehlender Nachwuchs in den vier Stimmlagen macht dem Chor zu schaffen.

Der Quartettverein St. Hubert blickt auf eine lange Zeit zurück. Gegründet wurde der Chor 1910. Das Foto stammt aus dem Jahr 2015.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

. (ure) Als auf der Hauptversammlung des Quartettvereins 1910 St. Hubert im Café Poeth das Ende des Chores einstimmig beschlossen wurde, kam die Entscheidung für die Mitglieder, die vollzählig gekommen waren, nicht überraschend: Das hohe Durchschnittsalter, der fehlende Nachwuchs und die nicht mehr ausreichende Besetzung der vier Stimmlagen, aber vielleicht auch das nicht mehr zeitgemäße Liedgut, ließen eine andere Lösung nicht zu. Dass dieser Beschluss einigen Sängern, die bereits mehr als 30, 40, ja sogar 50 Jahre im Quartettverein sind, nicht leicht fiel, kann man gut nachempfinden.

Der Quartettverein St. Hubert blickt auf eine lange Zeit zurück: Gründungstag des Chores ist der 28. August 1910. An diesem Sonntag kamen – vermutlich zum Frühschoppen nach dem Hochamt – in der Restauration Hugo Fitzen unweit der Kirche vier sangesfreudige Männer zusammen, um ein Quartett zu bilden: Josef Boers, Theodor Dohr, Hermann Jansen und Jakob Deselaers. Bereits drei Tage später fand unter der Leitung von Johannes Knippen, Lehrer an der Volksschule in Voesch, die erste Probe statt. So steht es in der Chronik – das wohl kostbarste Erinnerungsstück des Quartettvereins.

Während des Ersten Weltkrieges stellte der Chor seine Tätigkeit ein,

nicht nur weil der Verein sein gesamtes Barvermögen zur Kriegsunterstützung, sondern auch viele Sänger zum Militär abgab. Zwischen den beiden Weltkriegen gab es gute und weniger gute Zeiten. Inflation, Arbeitslosigkeit und die Machtergreifung der Nationalsozialisten führten dazu, dass Proben zeitweise nicht mehr stattfinden konnten.

Die Einführung der Reichsmark 1924 verbesserte nicht nur den Kassenbestand des Quartettvereins, sondern trug auch dazu bei, dass wieder zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen stattfinden konnten. Lobende Berichte in der damaligen Presse bezeugen dies.

Ende 1933 stellte der Chor seine Proben ein. Die Ideologie des Nationalsozialismus vertrug sich nicht mit den Zielen des Vereins. 1947 nahm der Chor seine Proben wieder auf. Es begann eine Zeit, die ausgefüllt war mit vielen Aktivitäten des Quartettvereins wie Konzerte, Theateraufführungen, Karnevalssitzungen, Ständchen, öffentliches Singen und vieles mehr. Der Chor wurde über die Grenzen seines Heimatortes bekannt und geschätzt. Er stand in der „Blüte“ seiner Existenz.

Mit der Auflösung des Quartettvereins 1910 St. Hubert zum Jahresende hört nun ein Verein auf, der über 100 Jahre lang das kulturelle Leben in St. Hubert nicht unwesentlich mitgeprägt hat. Wer sich für eine kurzweilige Lektüre zu diesem Männergesangverein interessiert, dem wird das Büchlein „Mein lieber Herr Gesangverein“, verfasst vom Ehrendirigenten Jupp Pasch, empfohlen. Erwerben kann man es beim Vorsitzenden Wolfgang Schröder, Telefon 02152 6723.

So ganz sang- und klanglos werden sich die Chormitglieder nicht voneinander verabschieden. Im kommenden Jahr wollen sie sich nämlich als „Quartettverein Stammtisch“ treffen. „Der Geist vergangener Zeiten wird dann über ihnen schweben“ versprechen sich die Chormitglieder.

(ure)