Stolz auf die Schulstadt? Nein!
Mit Stolz spricht man in Politik und Verwaltung seit Jahrzehnten von der „Schulstadt Kempen“. Zwei Gymnasien, Real-, Haupt- und Gesamtschule, dazu das Berufskolleg und natürlich die Grundschulen. Eltern und Kinder sollten in der Regel in Kempen fündig werden, wenn es um die Schulfrage geht.
Ob dieser Stolz auf die Schulstadt aber aktuell gerechtfertigt ist, darf arg bezweifelt werden. Denn die Infrastruktur der Bildung in Kempen bröckelt. Damit verliert die Stadt bei einem wichtigen Standortfaktor für Wirtschaft und Familien an Boden.
Seit Jahren wird das Projekt „Schulcampus“ wie eine Monstranz durch Kempen getragen. Seit einem Jahr nun sollen Lenkungsausschuss und zwei teure Gutachten aufzeigen, wie dieser große Wurf aussehen soll. Und vor allem, wie viele Millionen Euro das Projekt kosten soll. Passiert ist bislang nichts. Zumindest nichts, von dem die Beteiligten in Kenntnis gesetzt worden sind.
Neben der gar nicht mehr so fernen Zukunft kommt noch das aktuelle Problem hinzu, dass dringend notwendige Sanierungen nicht beziehungsweise zu langsam umgesetzt werden. Kleine Probleme, die eigentlich zügig gelöst werden können, verschwinden im Behördendschungel zwischen Materialbeschaffungsscheinen und brandschutztechnischen Vorschriften.
Um die Schulstadt Kempen langfristig auf gesunde Füße zu stellen, ist schon fast zu viel Zeit vergangen. Das Tempo muss erhöht werden. Verwaltung und Politik müssen handeln. Und zwar so, dass dieses Handeln auch sichtbar wird.