Turmmühle: Außen ein Hingucker — innen nicht

Im Innern ist es feucht und es gibt Löcher im Mauerwerk. Nach Ansicht der Verwaltung besteht aber kein Grund zur Sorge um das Bauwerk am Hessenring.

Seit 1481 gehört die Turmmühle am Hessering zum Kempener Stadtbild.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Turmmühle am Hessenring ist sicher eines der herausragendsten Baudenkmäler der Altstadt. 1481 erbaut, und eingebettet in die ehemalige Stadtmaue, ist sie ein echter Hingucker. Von außen. Wenn man einen Blick in die meist verschlossene Mühle wirft, bekommt man allerdings einen anderen Eindruck.

Ein Blick ins Innere der Mühle. Sichtbar sind Löcher im Mauerwerk und einige Utensilien der Flachlandbouler

Foto: Kurt Lübke

Der Putz bröckelt, im Mauerwerk gibt es einige Löcher, es ist feucht. Und in der Mühle verteilt stehen Utensilien der Kempener Flachland-Bouler, die die Mühle mit Erlaubnis der Stadt zum Unterstellen ihrer Ausrüstung kostenlos nutzen dürfen. Eine Frage scheint also berechtigt: Müssen sich die Kempener Sorgen um „ihre“ Mühle machen?

„Nein“ lautet die Antwort aus dem Rathaus. Die Verantwortlichen im zuständigen Hochbauamt „haben überhaupt keine Bedenken zum Zustand der Turmmühle“. Nähere Informationen dazu, warum es Löcher im Mauerwerk gibt und warum der Putz bröckelt, gab es auf WZ-Anfrage nicht aus dem Dezernat des Technischen Beigeordneten Stephan Kahl.

In einem Gespräch mit einem Experten für Statik erfuhr der WZ, dass die Löcher unbedenklich sind. Unter anderem deshalb weil das Mauerwerk des Denkmals sehr mächtig ist — bis zu 4,82 Meter dick. Kleinere Schäden durch Feuchtigkeit seien in solchen Gebäuden aus dem Mittelalter völlig normal.

Größere Sanierungen sind nach Angaben des Hochbauamtes vorerst nicht geplant. Einzig eine „kleinere Reparatur“ eines Flügels stehe in Kürze an.

Dass die Mühle im Innern nicht wirklich ein Hingucker ist, hat unter anderem dem Grund, dass sie bis Anfang des Jahrtausends eine andere Nutzung hatte. Seit den 1980er Jahren liefen Entlüftungsrohre eines Regenrückhaltebeckens durch die Mühle.

Damals hatte sich die Verwaltung für diese Lösung entschieden: Die dicken Rohre sind innerhalb des Denkmals „versteckt“ worden, so dass sie nicht Grüngürtel des Altstadtringes sichtbar waren. Das Regenrückhaltebecken, das sich unterhalb des Bolzplatzes am Ring befindet, wird nach Angaben der Verwaltung seit Beginn des Jahrtausends über einen anderen Weg entlüftet.

Dass das mehr als 500 Jahre alte Denkmal früher als Raum für eine Rohranlage und heute als Abstellraum des Boulevereins genutzt wird, ist einigen Politikern und Denkmalexperten nach WZ-Informationen ein Dorn im Auge. „Es wäre doch schön, wenn die Teilnehmer einer Stadtführung nicht nur an der Mühle vorbeigehen würden, sondern auch einen Blick hinein werfen dürften“, sagt ein Politiker, der nicht genannt werden möchte.

Eine öffentliche Nutzung der Mühle ist aus Sicht der Verwaltung nicht so einfach umzusetzen. „Derzeit ist der Öffentlichkeit der Zutritt aus versicherungstechnischen Gründen untersagt. Die Treppe genügt bauordnungsrechtlich nicht den heutige Anforderungen“, so die Antwort aus dem Rathaus. Umbauarbeiten, um eine öffentliche Nutzung zuzulassen, wären nach Angaben der Stadtverwaltung sehr umfangreich.