Kempen Wie weit geht in Kempen die Fahrradfreundlichkeit?

Die Stadt braucht ein neues Konzept für den Radverkehr. Vertreterinnen des Gymnasiums LvD haben viele Gefahrenpunkte ausgemacht.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Die Kempener steigen gerne aufs Fahrrad, um von A nach B zu kommen. Eine Befragung im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass der Anteil des Radverkehrs von 35 Prozent verglichen mit anderen Kommunen hoch ist. Vor 20 Jahren hat die Verwaltung für den Stadtteil Kempen ein Radverkehrskonzept erstellen lassen. Darin wurde die Situation analysiert und in der Folge wurden viele Verbesserungsvorschläge umgesetzt. Wie die sogenannte Veloroute I von der Oedter Straße bis zur Straelener Straße. Um die weiterführenden Schulen wurden Fahrradstraßen eingerichtet. Die Abstellmöglichkeiten am Bahnhof wurden ausgebaut. Nicht zuletzt deshalb wurde Kempen das Siegel „Fahrradfreundliche Stadt“ verliehen.

Doch in den vergangenen Jahren hat sich einiges getan, daher soll nun ein neues Konzept erstellt werden, wie der Technische Beigeordnete Stephan Kahl dem Ausschuss für Umwelt, Planung und Kilmaschutz vorstellte. Die Entwicklung von Neubaugebieten hat zu neuen Verkehrswegen geführt, der Radverkehr hat zugenommen — auch neue Möglichkeiten, zum Beispiel Kinder-Anhänger und E-Bikes, haben dazu beigetragen. Diesen Herausforderungen müsse sich die Verkehrsplanung in Kempen stellen. Außerdem soll die Sicherheit in den Blick genommen werden, denn die Unfallzahlen von Radfahrern im Kreis Viersen seien „relativ hoch“.

Dass es in der Stadt für Radfahrer einige Gefahrenstellen gibt, können viele Kempener bestätigen. In der Einwohnerfragestunde des Ausschusses meldeten sich Vertreterinnen des Luise-von-Duesberg-Gymnasiums (LvD) zu Wort und machten auf die gefährliche Situation rund um die weiterführenden Schulen aufmerksam. Die Schulpflegschaftsvorsitzende Nina Bormann und Lehrerin Gisela Ditzen stellten ihre Erfahrungen und Wünsche vor. „Dieses Jahr wurde ich als Radfahrer auf der Berliner Allee, am Übergang Am Schlehdorn, von einem Auto angefahren. Mein Sohn wurde auf der Kleinbahnstraße auf dem Radweg von einem Auto angefahren, so dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste“, schilderte Gisela Ditzen. Zusammen mit Schülern wurden verschiedene Gefahrenstellen herausgearbeitet. So sei der Radweg an der Berliner Allee zu schmal. Die Ampel Berliner Allee/Dämkesweg biete Gefahrenpotenzial.

Wünsche für einen „gesunden Schulweg“ lauten: Alle Straßen, die als Schulweg benutzt werden, sollen Fahrradstraßen sein — besonders die Berliner Allee, aber auch Heyerdrink, Dämkesweg und Am Schlehdorn. Vor dem LvD sollte die Berliner Allee für den Autoverkehr gesperrt werden. Das gesamte Schulviertel sollte für den Durchgangsverkehr gesperrt werden, zum Beispiel durch Einbahnstraßen oder Sackgassen. Es sollte keine Durchfahrt vom Dämkesweg zum Ring/Am Gymnasium möglich sein. Die Ecken der Berliner Allee zum Dämkesweg und zur Straelener Straße müssten umgeplant werden. Durchgängige und niveaugleiche Fußwege mit Zebrastreifen und Radweg wären optimal.

Auch die Ecke Mülhauser Straße Möhlen-/Hessenring wurde von einem Kempener als Gefahrenstelle identifiziert. Wenn morgens die Grundschüler in den Süden und die Schüler weiterführender Schulen in den Norden radeln, werde es an dieser Stelle eng. Man müsse eine Fahrbahn des Ringes verwenden, um den Radfahrern dort mehr Platz zu verschaffen.

Die Politiker sahen ebenfalls die Notwendigkeit eines neuen Radwegekonzeptes und sprachen sich einstimmig dafür aus. Im Konzept sollen „Perspektiven für die Nahmobilität in Kempen“ entwickelt und Themen wie sichere Radverkehrsführung und Sicherheit für Fußgänger, gute Radverbindungen in der Stadt, in die Stadtteile und in Nachbarkommunen in den Blick genommen werden. Auch die Verknüpfung mit Bus und Bahn oder Car-Sharing soll herausgearbeitet werden. Radtourismus soll ebenfalls eine Rolle spielen. Bei diesem Prozess sollen auch die Bürger beteiligt werden, so Kahl. Die Stadt geht davon aus, dass das Mobilitätskonzept rund 50 000 Euro kosten wird, bis zu 50 Prozent könnten im Rahmen der „Nationalen Klimaschutzinitiative“ gefördert werden. Ergebnisse sollen voraussichtlich Mitte 2019 vorliegen.