Kempen Zechengelände ist auf dem Weg zum Gewerbepark
Ein Krefelder Investor hat Interesse am Areal in Tönisberg. In der Seidenstadt steht der Name von Wolf-Reinhard Leendertz für die Entwicklung des Ex-Verseidag-Geländes.
Tönisberg. Im Herbst 2014 schien das Schicksal des Tönisberger Zechengeländes besiegelt. Die Eigentümerin RAG Montanunion hatte die Genehmigung für einen Abriss von Förderturm und den anderen Gebäuden auf dem Tisch. Dass die Abrissbagger anrücken, war damals nur noch eine Frage von Wochen oder Monaten. Im Herbst 2016 ist die Situation völlig anders: Nach langem Kampf von Förderverein und einigen politischen Fraktionen stehen einige Gebäude der Anlage unter Denkmalschutz. Und nun gibt es mehr als konkrete Anzeichen, dass ein Investor das Gelände von der RAG kaufen wird, um möglicherweise in Tönisberg Gewerbe anzusiedeln.
„Ich habe noch vor einigen Tagen mit der RAG telefoniert. Dort ist man weiterhin guter Dinge, dass es zu einem Vertragsabschluss kommt“, sagt Kempens Technischer Beigeordneter Stephan Kahl. Nachdem die Stadt noch vor Jahren den Abriss befürwortet hatte, unterstützt sie inzwischen das Ansinnen, in und um die bestehenden Gebäude Gewerbe anzusiedeln. „Wir begleiten das Thema positiv und stehen mit allen Beteiligten in Kontakt“, so Kahl.
Zum Namen des potenziellen Investors macht Kahl allerdings keine Angaben. Genauso verfährt Peter Kunz, Vorsitzender des Fördervereins zur Rettung des Zechengeländes, und die Ruhrkohle AG selbst. „Zu laufenden Verhandlungen geben wir grundsätzlich keine Wasserstandsmeldungen ab“, hatte Pressesprecher Stephan Conrad noch im Juli die WZ wissen lassen. Eine neue Anfrage der Redaktion in dieser Woche blieb unbeantwortet.
Mehrere Quellen haben indes die WZ-Information bestätigt, dass es sich bei dem interessierten Investor um den Krefelder Wolf-Reinhard Leendertz handelt. Dieser hat eine Menge Erfahrung mit der Entwicklung von früheren Industrieanlagen. In Krefeld betreibt Leendertz den Mies-van-der-Rohe-Business-Park auf dem Gelände der Vereinigten Seidenwebereien AG (Verseidag). Vor einigen Jahren kaufte Leendertz das Areal, das über Jahrzehnte das Herzstück der Krefelder Textilindustrie gewesen ist. Seit dem Kauf hat der Investor das Areal kontinuierlich für moderne Unternehmen und Dienstleister entwickelt. Laut Homepage gibt es dort inzwischen mehr als 30 Unternehmen.
Eine Aussicht, von der man in Kempen sicher angetan sein wird. Schließlich ist es schon seit vielen Jahren das Ziel von Politik und Verwaltung, mehr Gewerbe im Stadtteil Tönisberg anzusiedeln. Nicht zuletzt nach der Ankündigung des Folienherstellers Naue, den letzten genutzten Teil des Zechengeländes spätestens 2018 verlassen zu wollen, ist dieser Wunsch in den vergangenen Monaten forciert worden.
Auch der Förderverein steht so einer Lösung offen gegenüber. Idealerweise in Verbindung mit einem renaturierten Gelände, für das der Förderverein gemeinsam mit dem Naturschutzbund an einem Konzept arbeitet.
Wann es zu einem Vertragsabschluss kommt, ist allerdings noch offen. Trotz mehrerer Anfragen seitens der WZ war Unternehmer Leendertz in den vergangenen Tagen nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Der Redaktion liegen Informationen aus dem politischen Raum vor, dass dem Krefelder ein unterschriftsreifer Vertrag vorliegt. In den Verhandlungen mit der RAG Montanunion geht es offenbar noch um Detailfragen, die unter anderem das Thema Bergrecht und inwieweit dieses noch für das Gelände in Tönisberg gilt.