Leitsystem für Radler funktioniert

Im Kreis Viersen finden sich Radfahrer meist gut zurecht. Außerhalb wird es schnell schwierig. Der Test eines Profis.

Foto: jobu

Kreis Viersen. Auf einmal ist alles anders: Eben noch fuhren wir zielgerichtet vom Knotenpunkt 2 aus am See Poelvenn vorbei. An der Stadtgrenze Nettetal/Straelen sind wir plötzlich orientierungslos: „Hier muss man sich schon auskennen oder gutes Kartenmaterial haben“, sagt Reimund Nothen aus Kaldenkirchen. Wir begleiten den Radfahr-Experten diesmal auf einer Stippvisite ins Niemandsland: Die Route führt teilweise durch den Kreis Kleve, wo es noch kein Leitsystem gibt.

Links Richtung Venlo, rechts nach Viersen, dazu teils verblasste und verdreckte Symbole: Die Wegweiser für Radfahrer hinter der Kreisgrenze sind eher verwirrend. „Die Symbole kann man ja kaum erkennen“, kritisiert Nothen. So lässt sich bei einem Zeichen nur erahnen, dass es sich um das Symbol für die Fietsallee am Nordkanal handeln soll.

Ein paar Kilometer vorher war die Radel-Welt noch in Ordnung, Nothen startete seine Tour in Leuth am Knotenpunkt 3, weiter durch Wälder und Wiesen zum Punkt 2, wo der Wegweiser nach Herongen und zum Nordkanal zeigt. Hinter der Kreisgrenze aber markieren lediglich die Symbole verschiedener Themenrouten sowie des Radwegenetzes NRW die Radwege. Von Sehenswürdigkeiten wie Napoleons Nordkanal-Schleuse lenkt die ständige Suche nach der richtigen Route ab. Da zweigt der Radweg plötzlich rechts ab, aber das entsprechende Schild steht erst hinter der schmalen Abbiegung: „Kaum zu erkennen“, kritisiert Nothen, der schon nach wenigen Kilometern das Viersener Knotenpunktsystem vermisst.

Eigentlich hatte Viersen hinter Nachbarkreisen wie Heinsberg oder Neuss, die schon länger Knotenpunkte im Radwegenetz nach niederländischem Vorbild haben, hinterhergehinkt. Doch nun sind die Viersener Planer im Vorteil: Sie konnten an ihren Knotenpunkten auf die Zahlen der Nachbarkreise hinweisen, Neuss und Heinsberg indes müssen nachrüsten, das Viersener System auf Routen über die Kreisgrenzen neu mit aufnehmen. Und das kann dauern.

Reimund Nothen, Radfahr-Experte

„Die Fördergelder fürs Knotenpunktsystem waren ausgeschöpft, nun muss man sich beispielsweise in Neuss erst mal die Finanzierung der Beschilderungs-Ergänzung, vielleicht auch durch Sponsoren, kümmern“, weiß Andreas Domanski vom Kreisverband Krefeld-Viersen des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. Und in Viersen will man nun mit der Aufstellung von Infotafeln mit Karten an den Knotenpunkten „erst mal abwarten, bis etwa der Kreis Kleve auch ein Knotenpunktsystem hat“, erläutert Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin Niederrhein-Tourismus in Viersen. Sonst müsse man später umständlich nachrüsten.

Auf eine Infotafel ganz anderer Art stößt Nothen kurz vor Herongen: „Grenzenlos radfahren“. 14 verschiedene Radwanderwege in der Region beiderseits der Grenze sind eingezeichnet, sich danach zu orientieren setzt mühsame Tüftelei voraus. Nothen ist froh, sich bei der Weiterfahrt durch die Venloer Heide zurück nach Leuth wieder nach dem Knotenpunktsystem richten zu können, hier ist der Blick endlich frei für die wunderbare Natur. Der Radfahr-Experte folgert: „Die neue Knotenpunkt-Beschilderung hier ist gut, aber solange es sowas anderswo nicht gibt, müssten da wenigsten die schlecht erkennbaren Wegweiser mal gepflegt werden“.